Es droht der Totalausfall

  15.11.2022 Adelboden

Nicht der heisse Sommer vermasselte dem Projekt Snowfarming die Saison, sondern der mild-nasse Oktober. Die Piste ist bis heute nicht befahrbar. Nun hoffen die Verantwortlichen, wenigstens eines der geplanten FIS-Rennen austragen zu können.

JULIAN ZAHND
Am Anfang sah alles gut aus. Als die Snowfarming-Equipe den gesammelten Altschnee im September abdeckten, schneite es. «Auf der Tschentenalp lagen teilweise zehn Zentimeter Schnee», erinnert sich René Oester, Präsident des Vereins Trainingszentrum Adelboden. 20 bis 25 Prozent des Schneehaufens hatte der heisse Sommer zwar weggeschmolzen, dieser Wert entsprach aber den Erwartungen.

Die Verantwortlichen walzten den Altschnee also aus, am 15. Oktober war die Piste wie geplant bereit. Die Saison dauerte jedoch nur kurz. Die anhaltende Südwestströmung brachte ausserordentlich milde Temperaturen, dazu fiel reichlich warmer Niederschlag. Die Piste wurde weich und musste geschlossen werden.

Bis heute kann auf Tschenten nicht trainiert werden, die Saison schmilzt dahin. «Der Zeitraum zwischen Mitte Oktober und Mitte Dezember ist für uns relevant. Danach startet überall die Wintersaison und wir können nicht mehr punkten», so Oester.

Das erste geplante FIS-Rennen, der Herrenslalom von Ende November, muss nun abgesagt werden und auch die «Internationale Vogellisi Slalom Trophy», vorgesehen am 4. Dezember, steht auf der Kippe. «Einen Betrieb in den nächsten zwei Wochen halte ich für ausgeschlossen», sagt Oester. Die Temperaturen seien gerade tagsüber noch zu warm, der untere Pistenabschnitt weise zu wenig Schnee auf.

Verluste im sechsstelligen Bereich
Nach wie vor hofft Oester, zumindest das FIS-Rennen der Damen am 12. und 13. Dezember durchführen zu können, damit die aktuelle Saison nicht zum Totalausfall wird. Schon jetzt entstanden dem Non-Profit-Verein Verluste im sechsstelligen Bereich.

Existenzbedrohend sei das Defizit jedoch nicht und zwar aus zwei Gründen, wie Oester ausführt. «Erstens liefen die ersten vier Snowfarming-Saisons gut, im letzten Jahr sogar sehr gut, weshalb der Verein einige Rückstellungen tätigen konnte.» Zweitens würden die Gönner, Partner und Sponsoren unabhängig vom Saisonausgang ihren Beitrag leisten, was die Verluste zumindest abfedere.

Angesichts der Klimaerwärmung drängt sich die Frage nach der Perspektive des Snowfarming-Projekts dennoch auf. René Oester gibt sich da kämpferisch: «Wir haben eine Vision und werden uns von einem schwierigen Jahrgang nicht gleich davon verabschieden.» Natürlich gelte es, die Launen der Natur möglichst gut zu antizipieren und den Saisonstart wenn nötig nach hinten zu verschieben. Doch insgesamt gibt sich Oester zuversichtlich, die Snowfarming-Piste im nächsten Jahr wieder für längere Zeit betreiben zu können.


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