An der 23. Generalversammlung der Tschentenalp Bahnen AG vom vergangenen Freitag durften sich die zahlreich anwesenden AktionärInnen freuen. Das Unternehmen wies ein beinahe ausgeglichenes Ergebnis auf – dies nach jahrelangen hohen Verlusten. Doch der Verwaltungsrat bleibt ...
An der 23. Generalversammlung der Tschentenalp Bahnen AG vom vergangenen Freitag durften sich die zahlreich anwesenden AktionärInnen freuen. Das Unternehmen wies ein beinahe ausgeglichenes Ergebnis auf – dies nach jahrelangen hohen Verlusten. Doch der Verwaltungsrat bleibt vorderhand vorsichtig.
RETO KOLLER
Die 117 angemeldeten TeilnehmerInnen, welche sich pünktlich an der Talstation der Tschentenbahn eingefunden hatten, erlebten eine Überraschung: Sie wurden ins Kirchgemeindehaus verwiesen, wohin der Anlass kurzfristig wegen der hohen Anzahl AktionärInnen verlegt wurde.
Massive Zunahme im Restaurant
Ein Blick in den 24. Geschäftsbericht der Unternehmung zeigt Erstaunliches. Der Umsatz in der Gastronomie legte vom 1. Mai 2024 bis 30. April 2025 gegenüber dem Vorjahr um satte 66 Prozent zu. Der Anstieg gelang sowohl im Winter als auch im Sommer.
Das rasante Wachstum sei laut Verwaltungsratspräsident Stephan Oester nicht nur den hervorragenden Wetterund Schneebedingungen in der kalten Jahreszeit geschuldet: «Wir liegen auch im langjährigen Mittel über 20 Prozent über dem Durchschnitt.» Er schreibt den Erfolg dem ganzen Team unter der Leitung von Erwin Oester zu. Der Präsident rühmte die kulinarischen Qualitäten des Chefkochs Stephan Kläy, eines Gault-Millau-dekorierten Spitzenkochs.
Dass man an Samstagen auf der «schönsten Terrasse im Tal» – wie sich Geschäftsführer Martin von Gunten ausdrückte – einen ebenso genuss- wie aussichtsreichen Abend verbringen könne, hätte sich mittlerweile herumgesprochen, meinte Oester.
Unter dem Strich eine «rote Null»
Auch der Bahnbetrieb hat mit einem Zuwachs zum erfreulichen Geschäftsergebnis beigetragen. Im Winter stiegen die Erträge um 41 Prozent, im Sommer um sieben Prozent. Die Unternehmung erwirtschaftete rund 2,8 Millionen Franken Ertrag: knapp 800 000 Franken mehr als im Vorjahr. Die Periode schloss mit einer «roten Null» ab.
So bezeichnete Verwaltungsrat Felix Hari den kleinen Betriebsverlust von 18 000 Franken, dies bei Abschreibungen von 300 000 Franken. Nachdem Hari die Kenndaten erläutert hatte, warnte er vor Euphorie. «Wir sind erst auf dem halben Weg zum Bergpreis, welcher das langfristige Überleben der Unternehmung sichert.» Die Bilanz zeigt, was Hari meinte: Ein Verlustvortrag aus früheren Jahren von rund 900 000 Franken lastet auf der Firma. Weil sie nahezu keine Schulden hat, ist dies zurzeit zu verkraften.
Neue Angebote, klare Positionierung
Oester stellte kurz den neuen Rundweg zum Schwandfeldspitz und zurück zur Bergstation vor. Die rund ein Kilometer lange, kinderwagentaugliche Strecke ist zurzeit im Bau und sollte im Frühjahr 2026 fertiggestellt sein. Geschäftsführer Martin von Gunten erläuterte die Strategie des Unternehmens: Es gelte, die schnell erreichbare Tschentenalp als Berg für GeniesserInnen und idealen Ort für Events und Gruppenanlässe wie Hochzeiten oder Geburtstage schmackhaft zu machen, meinte er. »Wir wollen die freundlichste Bahn weit und breit werden», liess von Gunten wissen.
Ein neues Gesicht im Verwaltungsrat
Im Traktandum Wahlen galt es, einer neuen Persönlichkeit das Vertrauen zu schenken. Der Gstaader Michael Hediger bezeichnete sich als passionierten Touristiker mit der entsprechenden Ausbildung und Erfahrung aus seiner Tätigkeit bei den Bergbahnen Gstaad-Saanenland.
Heute betreibt er die Marketingfirma, welche die Tschentenalp Bahnen AG betreut. Der Saanenländer erhielt einstimmig das Vertrauen der EignerInnen. Auch die restlichen Mitglieder des Verwaltungsrates wurden ohne Gegenstimme bestätigt. Nach knapp 25 Minuten schloss Oester die Versammlung und lud die Aktionärinnen und Aktionäre zu Speis und Trank auf den Berg ins Tschenten-Restaurant ein. Wer dem Aufruf folgte, konnte sich selbst ein Bild von den gastronomischen Künsten der Küchencrew machen.