Mitte September lud der Verein Kander Kultur eine namhafte Schweizer Band nach Frutigen ein – und verlangte für das Konzert keinen festen Eintritt. Ging die Rechnung auf?
JULIAN ZAHND
Wer in der Öffentlichkeit einem Strassenmusiker begegnet, der ...
Mitte September lud der Verein Kander Kultur eine namhafte Schweizer Band nach Frutigen ein – und verlangte für das Konzert keinen festen Eintritt. Ging die Rechnung auf?
JULIAN ZAHND
Wer in der Öffentlichkeit einem Strassenmusiker begegnet, der kann sich dessen Kunst umsonst anhören – oder er wirft etwas in den Gitarrenkoffer oder den Hut, der meist bereitliegt, um Spenden aufzufangen. Kollekten sind in der Strassenmusikszene üblich. Auch das Strassenkunst-Festival Buskers in Bern, das jährlich Zehntausende Zuschauer und Zuhörerinnen anlockt, verlangt keinen Eintritt, sondern vertraut auf die Spendierfreude des Publikums. Besucher-Innen können ein Armbändeli kaufen, um die Organisation zu unterstützen. Die Bands erhalten als Gage ein Hutgeld. Netter Nebeneffekt: Mit dem Betrag, der zusammenkommt, erhalten die Künstler-Innen ein ziemlich ehrliches Feedback, wie ihre Show angekommen ist.
Ein Mehrfaches an Publikum angelockt
Doch funktioniert dieses Konzept auch bei grösser dimensionierten Konzerten mit gestandenen Bands auf einer echten Bühne? Reto Grossen von Kander Kultur hat das jüngst getestet. Am 15. September holte er mit Troubas Kater eine landesweit bekannte Musiktruppe aufs Frutiger Freibadareal, die mit ihrem gutlaunigen Rumpel-Rock seit Jahren durch die Deutschschweiz tourt. Anstatt Eintrittsgeld zu verlangen, liessen die Organisatoren von Kander Kultur das Gelände jedoch offen und setzten auf eine Kollekte. Wie gelang dieses Experiment?
Reto Grossen spricht von einer Punktlandung. «Das Hutgeld hat die Bandgage gedeckt. Mit den Gastronomie-Einnahmen konnten wir die Infrastrukturkosten und die Löhne für externe Mitarbeitende bezahlen.»
Grossens Bilanz fällt ziemlich positiv aus. Man habe an diesem Freitagabend 600 Leute aufs Areal gelockt. «Bei fixem Eintritt wären vielleicht 200 gekommen», vermutet er. Das grössere Publikumsaufkommen machte sich natürlich auch bei den Einnahmen der Gastronomie bemerkbar. Zudem sparte man auf der Ausgabenseite, weil weder eine Kasse besetzt noch Absperrzäune aufgestellt werden mussten. Reich wurde Kander Kultur mit dieser Veranstaltung dennoch nicht, im Gegenteil: Die Vereinsmitglieder arbeiteten mehr oder weniger umsonst, einige Fixkosten waren eher schlecht als recht gedeckt. «Für uns und grundsätzlich für den Live-Bereich ist das aber normal», sagt Reto Grossen dazu.