Ex-Bankleiter wird Hobbywinzer
08.08.2023 Aeschi, AeschiriedSOMMERSERIE, TEIL 1 Einsamkeit oder Langeweile kennt er nicht: Christoph Berger aus Aeschi frönt seinen Hobbys und träumt vom eigenen Wein.
PETER ROTHACHER
Im Seniorenalter brauche er nun definitiv keinen Bürojob mehr, erklärt Christoph ...
SOMMERSERIE, TEIL 1 Einsamkeit oder Langeweile kennt er nicht: Christoph Berger aus Aeschi frönt seinen Hobbys und träumt vom eigenen Wein.
PETER ROTHACHER
Im Seniorenalter brauche er nun definitiv keinen Bürojob mehr, erklärt Christoph Berger. «Zusammen mit meiner Frau Elisabeth bewege ich mich möglichst viel in der Natur: im Winter beim Skifahren und im Sommer beim Wandern oder per E-Velo.» Während 34 Jahren war er Leiter der Raiffeisenbank Frutigland. Der Gemeinde Aeschi (mit ihren rund 2300 Einwohnern) hat er zehn Jahre als Gemeinderat sowie vier Jahre als Ratspräsident gedient. Und von 2010 bis 2018 politisierte der SVP-Mann im Grossrat. Im fortgeschrittenen Alter hat Berger dann im fünfköpfigen Autorenteam mitgewirkt, welches 2022 das Buch «Aeschi, Berner Oberland» veröffentlichte.
Das Schreiben liegt Christoph Berger, sind doch vier von ihm verfasste Theaterstücke bereits inszeniert worden. Die Theaterbühne gehört zu seinen Hobbys: «Ich habe vor vielen Jahren die ‹Frutigtaler Spiellüt› gegründet, bei diesen mitgespielt und während zehn Jahren Regie geführt.» 2022 wirkte er zudem beim Freilichttheater Aeschiallmend mit: «Ich war der Bergvogt, böse und bissig – eine schöne Rolle.» Mittlerweile hat Berger bereits ein fünftes Stück geschrieben, das unter anderem vom Wolf handelt.
Von den Schafen zum Wein
Und damit sind wir bei einer weiteren Beschäftigung des umtriebigen Seniors: Zusammen mit seinem Sohn Lukas züchtet er seit vielen Jahren Schafe. «Es ist ein etwas komplizierter Betrieb. Die rund 30 Tiere weiden abwechselnd am Niesen, in Hondrich, Aeschi und Faltschen.» Mit dem Wolf habe es bisher keine Probleme gegeben, sagt Berger auf eine entsprechende Frage. «Das kann sich aber jederzeit ändern. Man müsste dessen Population auf ein normales Mass reduzieren können, wie bei jedem anderen Wild. Das sollte doch emotionslos möglich sein.»
Freudige Emotionen wecken bei Christoph Berger die Gedanken an sein neustes Hobby: «Bei meinem Sohn Mathias in der Sandgrube habe ich vor zwei Jahren zusammen mit Daniel Lengacher 260 Rebstöcke der Sorte Divico gepflanzt. Rebbau auf einer Höhe von rund 900 Metern über Meer ist für uns eine grosse Herausforderung und mit viel Handarbeit verbunden.» Bis zur Kelterung des ersten Rotweins dauere es mindestens drei Jahre. Wenn alles gut gehe, gebe es also 2024 den ersten «Aeschiner» zu verkosten. «Die Vorfreude auf den Gamaret-ähnlichen Tropfen ist jedenfalls gross», erklärt der Hobbywinzer.
Soziale Kontakte pflegen
Er blicke auf eine gute Zeit im Berufsleben zurück, erklärt der Ex-Banker. «Ich habe mich dabei stets körperlich fit gehalten, achtete auf mein Gewicht, bin Nichtraucher – und trotzdem habe ich 2011 einen Herzinfarkt erlitten.» Davon habe er sich zum Glück gut erholt, sodass er sich nun auch in der Männerriege des Turnvereins Aeschi mit 10 bis 15 Gleichgesinnten beim gemütlichen Sport fit halten könne. Die sozialen Kontakte seien im Alter umso wichtiger, betont Berger. Der vor drei oder vier Jahren gegründete «Füfistamm» sei darum für ihn eine Herzensangelegenheit. «Wir treffen uns dazu jeweils am Samstag zwischen 17 und 18 Uhr im Restaurant Bäretatze zum lockeren Gedankenaustausch. Die Teilnehmenden sind aktuell zwischen 55 und 87 Jahre alt.»
Christoph Berger wohnt zusammen mit seiner Frau Elisabeth im eigenen Haus an der Hondrichstrasse. «Wir sind froh, wenn wir am Morgen jeweils gesund erwachen und den Tag nach unseren Bedürfnissen gestalten können. Das ist Lebensqualität im Alter.»
Steckbrief
Christoph Berger aus Aeschi hat Jahrgang 1960. Mit seiner Ehefrau Elisabeth hat er drei mittlerweile erwachsene Söhne. In seiner Funktion als Leiter der Raiffeisenbank Frutigland und als SVP-Grossrat war er im «Frutigländer» über viele Jahre hinweg präsent. Der stets engagierte Berufsmann und Politiker hat sich – nicht zuletzt aus gesundheitlichen Gründen – bereits mit 59 Jahren pensionieren lassen.
PRR