«Familienfreundlichster Ort im Berner Oberland»
13.06.2023 Aeschi, AeschiriedDie neue Zielgruppenstrategie von Aeschi Tourismus kann weitergeführt werden – so hat es der Verein an seiner Hauptversammlung beschlossen. Zudem wurden am Freitag einige langjährige Mitarbeiterinnen verabschiedet.
KATHARINA WITTWER
«Seit einem Jahr präsidiere ich den Verein Aeschi Tourismus, und schon haben drei der vier Angestellten des Tourismusbüros gekündigt.» Mit diesen nicht ganz ernst gemeinten Worten begrüsste Jonas Lengacher am vergangenen Freitagabend 27 Mitglieder in Mülenen.
Nach der schwierigen Corona-Zeit stiegen 2022 die Übernachtungszahlen im Vergleich zum Vorjahr um 8,6 Prozent, erreichten jedoch noch nicht das Vor-Corona-Niveau. Die stärkste Zunahme wurde bei den Gruppenunterkünften und beim Camping verzeichnet. Interessant zu beobachten ist die fast parallele Bewegung der Hotelübernachtungen und der Gesamtzahlen. Wegen allgemeiner Unsicherheit war fürs vergangene Jahr ein Aufwandüberschuss von knapp 10 000 Franken budgetiert worden. Die Rechnung schloss dagegen mit einem Plus von rund 18 000 Franken ab. Wegen der unsicheren Wirtschaftslage wird fürs 2023 mit einem Gewinn von 300 Franken erneut vorsichtig budgetiert.
Vorbild «Family Welcome»
Seit Längerem befasst sich ein Team mit der Ausarbeitung der neuen Strategie, der familienfreundlichste Ort im Berner Oberland zu werden. Als Vorlage dient der Kriterienkatalog «Family Welcome» von Schweiz Tourismus. Das Ziel ist, in naher Zukunft das Angebot von familienfreundlichen Aktivitäten auszubauen. Ebenso sollen sich Gastrobetriebe und Anbieter von Unterkünften stärker auf diese Zielgruppe ausrichten. «Auch einheimische Familien werden davon profitieren können», betonte Lengacher. Bereits zugesichert sind Unterstützungsbeiträge der Neuen Regionalpolitik (NRP). Angestrebt werden auch Beiträge aus der Gemeindekasse.
Weil das Traktandum Tourismusstrategie – wie alle übrigen – ohne Gegenstimme angenommen wurde, kann das Projekt weitergeführt werden. Eine der Folgen: Der regelmässig angebotene geführte Dorfrundgang, der eher geschichtsinteressierte Erwachsene im Fokus hat, wird zur Ergänzung kindgerecht überarbeitet und digitalisiert.
Personelle Rochaden
Ende Mai haben die Geschäftsführerin Tanja Schäfli nach sieben Jahren, die Mitarbeiterin Elea Hiltbrand nach zweieinhalb Jahren (s. Seite 3) und Margrit Zurbrügg nach rund 15 Jahren als «Chumm mer z’Hilf» demissioniert. Sie alle wurden mit einem Geschenk verabschiedet. Schäfli ihrerseits überreichte jedem Vorstandsmitglied und den Angestellten ein selbst hergestelltes Kräutersalz und ein Pfefferschötchen. «Damit das Salz in der Suppe nie fehlt und ihr bei eurer Arbeit die notwendige Schärfe behaltet», so ihre Erklärung.
Jan Wittwer hat am 1. Juni die Geschäftsleitung übernommen (der «Frutigländer» berichtete). Unterstützt wird er in einem Teilzeitpensum von der Tourismusfachfrau Sandra Gantner. Einzig Tamara Buchschacher verbleibt mit ihren 20 Prozent weiterhin im Team. Sonja Mösching und Bruno von Allmen wurden für weitere zwei Jahre im Vorstand bestätigt. Als neuer «Bachhüsi-Heizer» konnte Christoph Baumann verpflichtet werden. Unterstützt wird er von «Oberbäckerin» Vreni von Bergen.
Am Geburtstag der Schweiz wird dieses Jahr auch bei Aeschi Tourismus gefeiert: Der Verein begeht am 1. August sein 125-Jahre-Jubiläum.
Tanja Schäfli hat einiges erreicht
Mit viel Freude und Engagement hat Tanja Schäfli in den letzten sieben Jahren als Geschäftsführerin die Geschicke von Aeschi Tourismus gelenkt und den Ort touristisch gegen aussen vertreten. «Geografisch bin ich nun abgestiegen», verrät sie mit einem Schmunzeln, «denn ich habe meine neue Stelle bei der Spiez Marketing AG bereits angetreten.»
Rückblickend konnte sie mit Unterstützung von Vorstand und Mitarbeiterinnen einiges bewegen. Die Einführung des Suldtalmarktes mit Alpabzug und vor allem die Umsetzung der Schatzsuch-Trails zählt sie zu ihren Highlights. «Bei den Schatzsuch-Trails haben wir buchstäblich mit nichts angefangen. Nach einem eher harzigen Start im ersten Jahr erfreuen sich diese drei Abenteuerwege bei Familien grosser Beliebtheit. Zudem haben wir zwei neue Trails ausgearbeitet, die demnächst eröffnet werden.
Corona stellte das ganze Team vor neue Herausforderungen. «Diese Zeit nutzten wir, um unsere Website neu und in drei Sprachen (D, F, E) aufzubauen. Der Erfolg ist längst spürbar: die Anzahl der Gäste aus der Romandie und aus Frankreich ist markant gestiegen.
Trotz Digitalisierung beobachtet die Tourismusfachfrau eine Zunahme der Frequenzen am Schalter und bei telefonischen Anfragen. «Möglicherweise ist es eine Gegenbewegung zur Anonymität der sozialen Medien», mutmasst sie. «Ich spüre vermehrt den Wunsch nach direktem Kontakt und einer persönlichen Beratung. Deshalb haben wir die Öffnungszeiten des Büros nicht gekürzt.»
Gegen aussen zu zeigen, wie viele unterschiedliche Arbeiten in einem Tourismusbüro erledigt werden, zählt Schäfli zu den grössten Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert war. Trotzdem schlägt ihr Herz aber nach wie vor für die Arbeit in der Tourismusbranche. «Ich habe hier viele tolle Menschen kennengelernt und schaue auf sieben schöne Jahre in Aeschi zurück», bilanziert sie.
Elea Hiltbrand zog es nach Adelboden
Per Ende Mai hat nach zweieinhalb Jahren auch Elea Hiltbrand Aeschi Tourismus den Rücken gekehrt. «Ich durfte in dieser Zeit sehr unterschiedliche Aufgaben übernehmen, etwa den Aufbau und die Betreuung der Website, die aktive Mithilfe im Auftrag meiner Arbeitgeberin beim Loipenverein und beim Wiehnachtswäg, die Beratung von Gästen an Schalter, Telefon und auf allen möglichen Kanälen bis hin zur Führung von Sitzungsprotokollen», blickt sie auf ihr vielfältiges Tätigkeitsfeld zurück.
Im Februar 2022 begann sie an der Tourismusfachschule Berner Oberland (TFBO) in Thun die berufsbegleitende Ausbildung, die sie im kommenden Frühling als diplomierte Tourismusfachfrau HF abschliessen wird. «Dieser Lehrgang hat mir aufgezeigt, dass meine Hauptinteressen in den Bereichen Marketing und Sales liegen.» Kürzlich hat sie bei den Bergbahnen Engstligenalp AG eine auf sie zugeschnittene Stelle angetreten.