Filmproduktion als Zweitberuf
02.05.2025 KrattigenDie Filmerei hat den in Krattigen wohnhaften Patrick Balmer von klein auf fasziniert. Schritt für Schritt hat er sich damit ein zweites berufliches Standbein daraus aufgebaut. In Zukunft möchte er auch vermehrt auf Produktionen von Werbefilmen für KMUs setzen.
...Die Filmerei hat den in Krattigen wohnhaften Patrick Balmer von klein auf fasziniert. Schritt für Schritt hat er sich damit ein zweites berufliches Standbein daraus aufgebaut. In Zukunft möchte er auch vermehrt auf Produktionen von Werbefilmen für KMUs setzen.
Erster Beruf Lehrer
Der 49-jährige Patrick Balmer ist in Aeschi aufgewachsen und hat sich nach der Matura zum Primarlehrer ausbilden lassen. Jedoch schon früh haben ihn digitale Produkte jeglicher Art fasziniert. So hat er im Verlauf seines Studiums Pflichtvorträge immer mit eigenen Filmbeiträgen untermalt.
Da es bekanntlich schwierig ist, in der Filmbranche richtig Fuss zu fassen, war es gleich nach Abschluss der Lehrerausbildung für Patrick Balmer zunächst kein Thema, vollberuflich beim Film einzusteigen. Nach wie vor übt der Mittelschullehrer seinen Erstberuf mit grosser Leidenschaft aus. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist für ihn auch ein Ausgleich, sind doch im Filmgeschäft ganz andere Qualitäten gefragt.
Der Weg zum Film
Kulturell interessiert und engagiert war Patrick Balmer schon seit seiner Jugend. Unter anderem setzte er sich in jungen Jahren im Thuner Kulturlokal Cafe Bar Mokka ein und war mehrmals Teil der Crew an Festivals und Events, wie zum Beispiel dem Gurten Festival oder der Euro 2008 in Bern. Später begleitete er beispielsweise den Musiker Baze, die Berner Band Tomazobi oder das Hip-Hop Ensemble Chlyklass als Fahrer und Artistenbetreuer auf verschiedenen Tourneen durch die ganze Schweiz.
Und da die Kulturszene seit jeher untereinander gut vernetzt ist, wurde die oberste Aufnahmeleiterin für Filmproduktionen in der Schweiz, Regula Begert, für Dreharbeiten eines Werbespots für einen Grossverteiler auf den engagierten jungen Mann aufmerksam. So kam Patrick Balmer zu seinem ersten Engagement beim Film. Als Fahrer fuhr er Schauspieler und Crew-Mitglieder zwischen den verschiedenen Drehorten im Emmental hin und her und stand auch fast rund um die Uhr für Botendienste zur Verfügung und kümmerte sich um das Wohlbefinden der gesamten Crew. Dieser Aufgabenbereich wird im Filmgenre «SET Runner» genannt. «Runner» – auf gut Deutsch Renner - trifft das Ganze nicht schlecht. Meistens muss Fehlendes von jetzt auf sofort organisiert werden. Für Patrick Balmer waren dies spannende neue Herausforderungen und die spezielle Atmosphäre bei den Dreharbeiten liess ihn nicht mehr los.
Viel Erfahrung als Aufnahmeleiter
Nach einigen Anstellungen als Produktionsfahrer und SET Runner folgten neue Aufgaben als Produktionsassistent und Aufnahmeleitungsassistent. Nach und nach konnte sich der anfängliche Laufbursche so zum Ersten Aufnahmeleiter hocharbeiten. Hier waren nun ganz neue Qualitäten gefragt. Der Erste Aufnahmeleiter ist vorab verantwortlich für sämtliche Drehbewilligungen an den verschiedenen vorgesehenen Drehorten einer Filmproduktion. Das Einholen solcher Bewilligungen erfordert vor allem mitunter auch diplomatisches Geschick und nicht selten gerät ein Aufnahmeleiter in ein besonderes Spannungsfeld. Dann nämlich, wenn der Regisseur plötzlich neue Ideen verwirklichen möchte, welche mit niemandem abgesprochen wurden und die Drehorte in Gebäuden oder dem öffentlichen Raum längst wieder hätten freigegeben werden sollen. In solchen Situationen gilt es für die Aufnahmeleitung einen kühlen Kopf und vor allem den Überblick zu bewahren. Über diese Eigenschaften verfügt Patrick Balmer offensichtlich, wurde er doch nach der Übernahme seiner allerersten Aufnahmeleitung für eine grosse Unternehmensfilmproduktion im Jahr 2017 für zahlreiche weitere internationale Dokumentar- und Spielfilmproduktionen als Erster Aufnahmeleiter angefragt.
Filmproduktion als neues Standbein
Obwohl Patrick Balmer die spezielle Atmosphäre während eines Filmdrehs mit einer grossen Crew und den familiären Zusammenhalt bis heute begeistert, entschloss er sich, es in Sachen Grossfilmproduktionen ein wenig ruhiger anzugehen und wollte auch seine kreativen Seiten vermehrt ausleben können. Er schaffte sich eine angemessene Filmausrüstung an und erarbeitete als Regisseur und Produzent einen Messefilm für ein Physio- und Fitnesscenter in der Region. Es folgten weitere Produktionen für denselben Auftraggeber. Für eine Unternehmung im Bereich Spezial-Montagen konnte Patrick Balmer im letzten Jahr ein grosses Projekt realisieren. Als Kameramann war er schweizweit bei Montagearbeiten von Sendemasten dabei und konnte spektakuläre Szenen auf Film im schwer zugänglichen Gelände festhalten. In Zukunft möchte Patrick Balmer vermehrt Messe-, Produkte- und Imagefilme produzieren. Er sieht sich dabei als Allrounder und seine Dienstleistungen umfassen das Gesamtpaket von Konzeptausarbeitung, Regiearbeit, Filmaufnahmen, Schnitt sowie die Tonproduktion anhand eines passenden Klangteppichs. Als potenzielle Kunden sieht der selbständige Filmschaffende vor allem KMU-Betriebe, aber auch Gemeinden, Vereine und Institutionen. Aktuell sind drei interessante Projekte in Arbeit. Und gelingt ihm der Ausbau seines Filmschaffens nach Wunsch, werden seine Schülerinnen und Schüler wohl vermehrt auf ihn verzichten müssen und der Zweitberuf wird zur Haupttätigkeit werden. An Ideen und Elan fehlt es Patrick Balmer jedenfalls nicht.
SONJA STEUDLER