Finanzen, baurechtliche Fragen, eine Kita – und ein Elektroauto
26.05.2023 KanderstegDie Einladung zur Gemeindeversammlung kommt überraschend daher: Auf dem Deckblatt ist keine Landschaft und keine Ansicht des Ortes abgebildet, sondern ein weisser Kleinwagen. Auf den ersten Blick wirkt die Broschüre wie eine Autowerbung – und in gewisser Weise ist sie das ...
Die Einladung zur Gemeindeversammlung kommt überraschend daher: Auf dem Deckblatt ist keine Landschaft und keine Ansicht des Ortes abgebildet, sondern ein weisser Kleinwagen. Auf den ersten Blick wirkt die Broschüre wie eine Autowerbung – und in gewisser Weise ist sie das auch.
MARK POLLMEIER
In der Gemeinde ist ab sofort ein Fahrzeug von Sponti-Car verfügbar. Hinter dem Namen steckt ein Start-up-Unternehmen aus dem Zürcher Oberland, das seit einigen Jahren Elektro-Autos anbietet, die man stundenweise mieten kann. Zugang und Mietvorgang sind dabei bewusst einfach gehalten; die Hürde, Sponti-Car zu nutzen, soll möglichst tief liegen. Es genügt, sich eine entsprechende App aufs Smartphone zu laden. Mit der Registrierung muss der Führerausweis hinterlegt werden. Innert 48 Stunden wird der gebührenfreie Account dann freigeschaltet – inklusive zwei Gratis-Schnupperstunden. Als Zugangsmedium kann auch der eigene Swiss-Pass freigeschaltet werden.
Für Randstunden und spontane Ausflüge
Bisher ist Sponti-Car vor allem in der Nordostschweiz zwischen Zürich und St. Gallen vertreten. Doch die Zahl der Standorte hat sich in letzter Zeit vergrössert. Kandersteg ist derzeit wohl die südlichste Gemeinde auf der Sponti-Car-Landkarte. Der Strom für das Elektro-Auto und das Management der Ladestation wird von der Licht- und Wasserwerk AG Kandersteg bereitgestellt.
Das neue Angebot könne in Randstunden eine Ergänzung zum gut ausgebauten öV sein, schreibt Gemeinderat Heinz Steiner in seinem Vorwort zur Gemeindeversammlung. Auch könne das kleine Elektroauto einen spontanen Ausflug nach Aeschiried oder ins Kiental ermöglichen, Orte, zu denen die Verbindung von Kandersteg aus nicht ganz so gut sei wie entlang der Bahnstrecke. Steiner sieht das Projekt aber auch als Möglichkeit, einmal ein elektrisch betriebenes Fahrzeug auszuprobieren: «Können wir uns vorstellen, unterstützend mit nachhaltiger Mobilität in eine klimafreundlichere Zukunft zu fahren? In Kandersteg lässt sich jetzt Elektromobilität testen.»
Besser als erwartet – aber immer noch herausfordernd
In Heinz Steiners Ressortzuständigkeit fällt indes nicht nur der Verkehr, sondern auch das Finanzielle. Für diesen Bereich kann er mit erfreulichen Nachrichten aufwarten: Wie in vielen anderen Gemeinden fällt die Jahresrechnung 2022 besser aus als erwartet. Steiner skizziert die Gründe für die Besserstellung: Das Budget für 2022 sei mitten in der von Unsicherheit geprägten Pandemie erstellt worden, die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt – und damit auch die Steuereinnahmen – hätten sich aber besser entwickelt als zunächst angenommen. Der Chef des Finanzressorts weist jedoch auch auf die Verschuldung der Gemeinde hin. Diese sei mit einer Nettoschuld von 2829 Franken pro EinwohnerIn noch immer vergleichsweise hoch. Diese Zahl zu verringern, bleibe eine Herausforderung, so Steiner – gerade angesichts solcher Unwägbarkeiten wie Naturereignisse oder den Kosten der Energiewende.
An der Gemeindeversammlung wird die Jahresrechnung wie üblich detaillierter erläutert werden.
Rück- und Ausblick auf laufende Projekte
Interessant könnte es auch im zweiten offiziellen Traktandum des Abends werden: «Infos aus dem Gemeinderat». Zu entscheiden gibt es zwar nichts, doch die Bürgerinnen und Bürger werden über einige wichtige Themen orientiert. Eines davon ist die Planungszone «Spitzer Stein», gegen die es diverse Einsprachen gegeben hatte. Die Verhandlungen darüber sind abgeschlossen, der Entscheid des Amtes für Gemeinden und Raumordnung ist ergangen. Gemeinderätin Franziska Ryter wird über die Inkraftsetzung der Planungszone informieren.
Ebenfalls ins Ressort Hochbau, Planung und Landwirtschaft von Franziska Ryter fällt die Information über baupolizeiliche Massnahmen. Vor rund drei Monaten hatte ein anonymer Absender beim Regierungsstatthalteramt und bei weiteren Behörden vermeintliche Baurechtsverstösse auf dem Gebiet der Gemeinde Kandersteg bemängelt. Franziska Ryter wird darüber informieren, welche Schritte die Gemeinde in dieser Sache unternommen hat.
Im Ressort Bildung, Jugend und Soziales ist das Projekt Kita angesiedelt. Anfang des Jahres hatte die Gemeinde mit einer Umfrage den Bedarf an Betreuungsplätzen für Kleinkinder abgeklärt. An der Versammlung wird Gemeinderätin Vreni Packmor über den Stand der Dinge und das weitere Vorgehen informieren.
Schliesslich wird Gemeinderat Heinz Steiner noch das eingangs erwähnte Sponti-Car-Konzept näher erläutern.
Die Gemeindeversammlung findet am Freitag, 2. Juni, um 20 Uhr im Kandersteger Gemeindesaal statt.