«Für uns waren das richtig schöne Tage»
07.01.2025 TourismusDas Wetter seit Weihnachten beschert nicht nur den grossen Skigebieten rekordverdächtig viele Gäste – auch die kleinen Lifte in Faltschen und Aeschiried hatten wieder einmal richtig Winter. Die weiteren Aussichten sind hingegen eher durchzogen.
HANS ...
Das Wetter seit Weihnachten beschert nicht nur den grossen Skigebieten rekordverdächtig viele Gäste – auch die kleinen Lifte in Faltschen und Aeschiried hatten wieder einmal richtig Winter. Die weiteren Aussichten sind hingegen eher durchzogen.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Roger von Känel hat derzeit sehr gute Laune: Er ist für den Betrieb des Bügelliftes und des Kinderliftes im kleinen Skigebiet Faltschen verantwortlich. Zwar hat er einige strenge Tage hinter sich, aber die Rückmeldungen der Gäste seien enorm motivierend. «Seit dem 25. Dezember waren die Anlagen in Betrieb, nur am 1. und 2. Januar war es prekär und wir stellten ab. Letzten Freitag haben wir mit dem Neuschnee präpariert, und am Samstag konnten wir wieder öffnen.» Im Einsatz stehen jeweils ein Mann auf dem Pistenfahrzeug und tagsüber sechs Personen für den Betrieb – fast alle Landwirte im Stundenlohn. Dank ihrer Hilfe sei es möglich, flexibel zu arbeiten, wenn die Verhältnisse eben gut seien wie in den letzten zwei Wochen. Von Känel kann zwar keine Detailzahlen nennen, bestätigt aber, dass gerade am Stephanstag sehr viele Tageskarten verkauft worden seien. Dazu kämen täglich jeweils etwa 30 Personen, die mit dem Magic Pass ob Reichenbach ihr Vergnügen suchten. «Für uns waren das richtig schöne Tage», sagt er und ergänzt: «Die Leute waren erfreut, dass sie hier im kleinen Skigebiet fahren konnten und nicht in einer der grossen Regionen anstehen mussten.» Das Einzugsbiet von Faltschen umfasst das Kandertal sowie die Region bis etwa Thun.
Dass es diese Möglichkeit für Wintersport an Faltschen überhaupt noch gibt, ist vor allem auch dem Engagement vieler Einzelner zu verdanken. Neben dem Magic-Pass-Verbund, der Grundeinnahmen sichert, besteht ein aktiver Förderverein. Die Mitglieder bezahlen einen Jahresbeitrag von 300 Franken und unterstützen den Lift auch in schlechten Wintern, wie sie in den letzten Jahren oft vorgekommen sind. «Die Auflagen an die Sicherheit und den Unterhalt sind bei uns für den Bügellift genauso wie für eine Sesselbahn in einem grossen Skigebiet, auch die Versicherung schlägt zu Buche», zählt Roger von Känel die unsichtbaren Kosten auf. Aktuell schaut man genau auf die Wetterprognosen und setzt zwangsläufig auf die eigene Flexibilität. Umso mehr Freude hat von Känel, wenn er auf den Nebel hinunterblicken kann und weiss, dass «sein» Angebot bei so vielen Gästen ankommt.
Full House in Aeschiried
Aeschiried ist ebenfalls dem Magic-Pass-Verbund angeschlossen und hat einen Förderverein im Rücken. Doch auch hier mache man den Umsatz natürlich lieber mit SkifahrerInnen, sagt Betriebsleiter Ruedi Zenger. Er ist voll des Lobes über den Schnee, die vielen Gäste und sein Team. «Wir haben es geahnt und waren vorbereitet. Am 24. Dezember konnten wir öffnen – und das Volk kam.» Mit Ausnahme des 2. Januars waren die Anlagen durchgehend in Betrieb, und der erneute Schneefall vom letzten Freitag sicherte einen weiteren schönen Ski-Samstag bei besten Verhältnissen. Es sei lange her, dass solch gute Verhältnisse geherrscht hätten, das war «an Weihnachten wie ein Geschenk». Am Sonntag war dann aber wetterbedingt vorerst Schluss. Nun lebe man angesichts der unbeständigen Wetterprognosen von Tag zu Tag und bleibe optimistisch.
Froh ist Zenger um das gute Dutzend Helfer, die je nach Situation spontan und flexibel anpacken – sei es bei der Präparierung, an der Kasse oder beim Einweisen. «Anders ist der Betrieb gar nicht möglich. Fixe Löhne können wir nicht zahlen», so der langjährige Betriebsleiter. Den ganzen Tag herrschte jeweils Betrieb auf der Piste und in der Gastronomie. Zenger schätzt, dass die Saison 2024 / 2025 finanziell aus eigener Kraft getragen werden könne, was in den letzten Jahren selten vorgekommen sei. «Gäste haben zu mir gesagt, sie hätten auf das Weihnachtsessen verzichtet und wären stattdessen nach Aeschiried gekommen», sagt der Betriebsleiter mit hörbarer Freude. Der Nebel im Einzugsgebiet Thun-Spiez-Wimmis habe schon auch mitgeholfen, die Leute wollten an die Sonne. Gemerkt habe man dies auch am Verkehr: «Volle Postautos und geschätzt 1000 Autos pro Tag in ganz Aeschiried verteilt, wenn wir alle Angebote vom Skigebiet bis zu den Restaurants einrechnen.» Und es kämen auch Schneesportler von weiter her: Der Magic Pass mit den zahlreichen Mitgliederbetrieben sei für einen grossen Teil des Umsatzes verantwortlich.
Grünes Licht für Ski-Weltcup
Anders als in den Vorjahren können die Verantwortlichen am Adelbodner Chuenisbärgli ruhiger auf das Weltcup-Wochenende warten. Die Pistenkontrolle des Skiverbandes FIS gab letzten Donnerstag grünes Licht für die Durchführung – und das ohne grüne Wiesen neben der Rennstrecke. Die wechselnden Temperaturen und das unbeständige Wetter bleiben aber eine Herausforderung für die Organisatoren.
Der Fokus der letzten Tage darf aber nicht nur auf die Skipisten gelegt werden. Die Angebote an präparierten Winterwanderwegen, Schlittenwegen oder Langlaufloipen sind beachtlich und beliebt. Ohne grosses Aufsehen beispielsweise ist am 1. Januar der gefrorene Oeschinensee mit Einschränkungen freigegeben worden und kann betreten werden, der «Ice Walk» ist offen. Wer ihn begehen will, sollte unbedingt die Website und die Infobildschirme vor Ort beachten. Das Betreten ist nur erlaubt, wenn die offizielle Genehmigung der Behörden dafür vorliegt – und die Situation kann sich rasch ändern.
Die aktuellen Betriebszeiten der Lifte sind online unter skilift-aeschiried.ch und skilift-faltschen.ch zu finden.