Gekommen, um vielleicht zu bleiben
22.11.2024 TourismusIn diesen Tagen fällt der erste Schnee, nächste Woche folgen jedoch wieder Plusgrade. Die Bergbahnen müssen sich somit gut überlegen, wann sie die Saison eröffnen – die Entscheidung hängt auch von ihrem Angebot ab.
JULIAN ZAHND
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In diesen Tagen fällt der erste Schnee, nächste Woche folgen jedoch wieder Plusgrade. Die Bergbahnen müssen sich somit gut überlegen, wann sie die Saison eröffnen – die Entscheidung hängt auch von ihrem Angebot ab.
JULIAN ZAHND
Zumindest auf den ersten Wintereinbruch des Jahres ist Verlass: Jeweils gegen Ende November oder Anfang Dezember kommt der erste Schnee – auch in diesem Jahr. Was darauf folgt, ist jedoch zunehmend Lotterie, konstante Kälteperioden entsprechen nicht mehr dem Zeitgeist: Nicht selten folgen auf die ersten kalten Tage wieder deutlich wärmere. Gerät die Region gleichzeitig in eine Föhnlage, wie das immer mal wieder geschieht, ist das frisch gefallene Weiss bald wieder weg. Der Winter ist längst kein sesshafter Gast mehr, sondern ein flüchtiger.
Daher fällt der Startschuss für die Wintersaison weniger krachend als auch schon. Am nächsten Samstag nehmen die ersten Bergbahnen zwar den Betrieb auf, etwa die Gondelbahn zum Oeschinensee (täglich) oder jene auf Sillerenbühl und auf die Engstligenalp (nur an Wochenenden). Dabei wird es vorerst aber bleiben – die Skipisten bleiben zu, denn nächste Woche folgen im Tal wieder deutliche Plusgrade.
Auch die Technik stösst an ihre Grenzen
Spricht man Bergbahnbetreiber auf die «künstliche» Schneeproduktion an, erfolgt meist postwendend die Korrektur: Lieber spricht man vom «technischen» Schnee, werde dieser doch allein mit Wasser und ohne zusätzliche Essenzen hergestellt. So lange das so bleibt, sind die Skigebiete daher auf kalte Temperaturen angewiesen. Ist es zu warm, so wie im aktuellen Herbst bislang meistens, fällt kein technischer Schnee. Winde erschweren die Produktion zusätzlich.
«Bei optimalen Bedingungen brauchen wir 150 bis 200 Stunden, um genügend Schnee für eine Skipiste zu produzieren», sagt Stefanie Inniger von der Bergbahnen Adelboden-Lenk AG. Der produzierte Schnee sei dann aber dichter als Naturschnee, weshalb er wärmeresistenter sei. Bis zum geplanten Saisonstart im Hauptgebiet am 7. Dezember sind es noch 2,5 Wochen – «wir sind zuversichtlich und optimistisch, dass es uns gelingen wird, ab dann den durchgehenden Winterbetrieb aufzunehmen», sagt Inniger. Noch etwas länger dauern könnte es am ein paar Hundert Meter tiefer gelegenen Oeschinensee. Zwar wird auch hier beschneit. Wenn man die Schneehaufen aber zu früh verteile, bestehe das Risiko, dass sie in Wärmeperioden gleich wieder weggefressen würden, sagt Christoph Wandfluh, Verwaltungsratspräsident der Gondelbahn. Wichtig sei vor allem, «dass die Skipisten auf Weihnachten hin parat sind». Das Oeschiland für AnfängeInnen sei bereits von Beginn weg an Wochenenden geöffnet.
Wer langläuft, fährt besser
Alle angefragten Bergbahnen sehen die abrupten Wetterwechsel als ihre grösste Herausforderung an. Doch Temperaturschwankungen setzen nicht jedem Wintersportangebot gleich stark zu. «Eine Langlaufloipe kann innerhalb weniger Stunden nach einem nennenswerten Schneefall hergerichtet werden», sagt Christoph Wandfluh, eine Skipiste erfordere da erheblich mehr Vorarbeit. Wie bereits im letzten Jahr wird an Oeschinen auch in diesem Jahr eine kleine Anfängerloipe gespurt werden – wann genau sie eröffnet, konnte Wandfluh bis gestern Donnerstag noch nicht sagen.
Das Langlaufangebot ist daher flexibler als jenes für Skisport – was sich bei den klimatischen Entwicklungen mittelfristig als Vorteil erweisen könnte. Dennoch geriet zuletzt auch diese Disziplin unter Druck, wie das Beispiel Kandersteg zeigt: In den letzten beiden Wintern waren unten im Tal die meisten Loipen nur selten befahrbar. «Wir schufen daher hinter dem Dorf die Lötschberg-Loipe, die künstlich beschneit wird, und wichen in die Höhengebiete Sunnbüel und Oeschinensee aus», sagt Doris Kallen vom Langlaufzentrum Kandersteg. Die meisten Loipenkilometer befinden sich allerdings im Dorf – und darauf (insbesondere auf der Nachtloipe) liegt auch nach wie vor der Schwerpunkt, wie die Vereinspräsidentin betont: «Die letzten beiden Winter waren schlecht. Doch wir wollen nicht schwarzmalen. Wir rechnen damit, dass es auch zukünftig immer noch Winter mit genügend Schnee gibt, um Langlaufen in Kandersteg anbieten zu können. Die Frage ist nur, ab wann und auf welcher Höhe dies sein wird.»
Ist es somit denkbar, das Langlaufnetz in der Höhe auszubauen? «Zuerst müssten einmal die bestehenden Loipen ausgelastet sein», so Kallen. Wenn man die Passhöhe mit einbeziehe, umfasse das Netz allein auf Sunnbüel und Oeschinen eine Gesamtstrecke von rund 20 Kilometern – «mehr, als andere Gebiete total im Angebot haben». Man sei aber daran, den Loipenzugang zu verbessern, damit das Angebot auf Sunnbüel noch attraktiver werde. Auch der vergünstigte Winterpass, mit dem BesitzerInnen eines Loipenpasses die Gondelbahn benützen könnten, sei ein wichtiger Schritt.
Die ersten Loipen sind befahrbar
Während die Pistenanbieter den Saisonstart vorerst nach hinten verschoben haben, können Langlauf-Fans am Wochenende bereits die ersten Runden drehen. Am Donnerstagmittag wurde verkündet, dass am Samstag und Sonntag die Loipe auf der Engstligenalp in Betrieb genommen werde. Andere Betriebe mussten mit dem finalen Öffnungsentscheid noch bis mindestens Donnerstagabend (nach Redaktionsschluss) zuwarten. Auf ihren Websites werden die Informationen laufend aktualisiert.