Am Samstag war mein grosser Tag: das allererste Gummienten-Rennen in Kandersteg zugunsten der Stiftung Wunderlampe. Eine Stunde voller Strömung, Spannung und Schnattern – zusammen mit 400 weiteren Enten – und ich mittendrin.
Also, ich war am Samstag ...
Am Samstag war mein grosser Tag: das allererste Gummienten-Rennen in Kandersteg zugunsten der Stiftung Wunderlampe. Eine Stunde voller Strömung, Spannung und Schnattern – zusammen mit 400 weiteren Enten – und ich mittendrin.
Also, ich war am Samstag total bereit und gut vorbereitet. Ich bin die «Rennente», eine stolze gelbe Gummiente mit einem schönen orangen Schnabel und einem unerschütterlichen Willen zum Gewinnen.
Für mich war es mein grosser Tag: das allererste Gummienten-Rennen in Kandersteg – vom Waldhotel Doldenhorn bis zum Schweizerhof. Eine Stunde voller Strömung, Spannung und Schnattern. Insgesamt waren 400 Rennprofi-Enten in zwei Rennläufen am Start. Um 10 Uhr gab es den ersten Massenstart von mir und meinen 199 Kolleginnen. Für uns Rennenten war es ein richtiger Nervenkitzel am Waldrand von Kandersteg. Schwinger Curdin Orlik und Patrick Jost, Leiter Tourist Center Kandersteg, hatten uns alle in einem grossen Korb wild durcheinandergemischt. Die Sonne glitzerte auf dem Wasser, als etliche Zuschauer mit dem Handy auf den Start des ersten Rennlaufs warteten. Wir waren alle in einen gelben Renndress gekleidet. Die Menschen jubelten, als wir gleichzeitig von Orlik und Jost in die kalte Irfig geworfen wurden. Ich fühlte mich wie ein Star, wurden wir doch in dem Moment wie wild fotografiert.
So muss man sich die Rennstrecke vorstellen: Der Irfig ist ein kleiner Bergbach in Kandersteg. Er entspringt oberhalb des Dorfes, fliesst durch das Tal, bevor er in die Kander mündet und ist gut zwei Kilometer lang. Ich kann nur sagen: Der Bach war am Samstag sehr kalt. Völlig losgelöst schwammen wir auf der Irfig zuerst mit vollem Tempo Richtung Dorf. Schon knapp nach dem Start gab es eine scharfe Kurve und anschliessend ging es erst einmal nur geradeaus. Manche drehten sich beim Rennen vor Freude, andere blieben kurz am Rand hängen, wohl um sich eine Pause zu gönnen. Doch die beiden Aufpasser schoben die Kolleginnen wieder zurück ins Rennen.
Mitgezogen von der Strömung ging es Richtung Schweizerhof. Vorbei an Schilf und grünen Matten. Zwischendurch hörte ich die Zuschauer am Ufer und auf den Brücken. Ich fühlte mich wie bei einem Ski-Rennen, aber eben nur schwimmend. Ich muss sagen, der Irfig ist kein sanftes Gewässer.
Ich wurde durch kleine Stromschnellen gewirbelt, landete kurz in einem Mini-Wasserfall und einmal blieb ich fast an einem Ast hängen. Und dann, nach fast 50 Minuten, jubelten mir die vielen Zuschauer zu, als ich im Ziel eintraf. Die vielen Familien mit ihren Kindern hatten wohl besondere Freude an mir, so mein Gefühl. Ich wurde aus dem Wasser gefischt und abgetrocknet.
Schliesslich, völlig abgekämpft, wurde mir gesagt: «Du bist leider nicht im Finale dabei.» Ja nun, nur die schnellsten 50 von zwei Rennläufen kamen ins Finale. Gewonnen hatte am Ende die Ente von Ruth Bachmann. «Ich habe grosse Freude und nicht mit einem Sieg gerechnet», hörte ich die Kandergrunderin sagen. Den zweiten Rang holte sich die Ente der siebenjährigen Malea. «Das find ich gut, denn ich habe mitgefiebert», meinte sie. Mein Fazit? Ein Rennen, das Geschichte geschrieben hat. Und nächstes Jahr? Da bin ich wieder dabei. Dann aufgemotzt und mit noch mehr Entenpower. Denn der Patrick Jost hat uns versprochen, für ganz spezielle Rennenten gibt dann es eine eigene Rennkategorie.
MICHAEL SCHINNERLING
Patrick Jost konnte der Stiftung Wunderlampe einen Betrag von 7500 Franken überreichen.