Drei aussergewöhnliche Musikanten, traditionelle Instrumente, eine Handvoll Improvisation und eine Prise Humor: Mehr braucht es nicht um ein Publikum zu begeistern und einen Konzertauftakt nach Mass hinzulegen.
Am vergangenen Samstagabend haben Marianne Hügli ...
Drei aussergewöhnliche Musikanten, traditionelle Instrumente, eine Handvoll Improvisation und eine Prise Humor: Mehr braucht es nicht um ein Publikum zu begeistern und einen Konzertauftakt nach Mass hinzulegen.
Am vergangenen Samstagabend haben Marianne Hügli und das Team vom Alpentheater zum ersten von insgesamt sechs Konzerten im Rahmen des Kultursommers eingeladen. Bereits zum sechsten Mal findet diese Konzertreihe vom 12. Juli bis 16. August im Kiental statt – und zwar bei jedem Wetter, da die Organisatorin die Location bei Regen kurzfristig in den Saal verlegen kann. Dies war zum Glück nicht der Fall und einige BesucherInnen liessen es sich nicht nehmen, sich an dem lauschigen Sommerabend schon vor dem Konzert im Bistro des Alpentheaters, umgeben von der imposanten Bergwelt, einen Imbiss zu gönnen. Nach und nach füllten sich die rund fünfzig Plätze vor der kleinen Bühne.
Nicht ganz so traditionell
Den Auftakt zum Kultursommer machte die «Altfrentsche Besetzung». Altfrentsch ist ein nur noch selten gebrauchter Begriff im Appenzeller Dialekt und bedeutet soviel wie altmodisch oder nach altem Brauch. Bei der Formation sind damit die traditionellen Instrumente Geige, Hackbrett und Kontrabass gemeint, so wie man sie schon seit hunderten von Jahren zum Spielen von Volksmusik gebraucht. Doch wer jetzt gedacht hat, dass Matthias Lincke (Geige), Elias Menzi (Hackbrett) und der aus der Steiermark stammende Matthias «Hiasl» Härtel (Kontrabass/Jodel) traditionelle Appenzeller Volksmusik spielten, der hatte sich gewaltig getäuscht.
Überraschender Stilmix
Begonnen hat das Konzert ganz traditionell mit einem Zäuerli, einer typischen Appenzeller Form des Naturjodelns. Doch schon während des ersten Stücks wurden andere Stilarten dazu gemischt. Herkömmliche Streichmusik wurde vermischt mit jazzigen Elementen. Schottisch, Mazurka, und Walzer wurden mit amerikanischen Elementen verbunden – ein bunter, überraschender und auch sehr unterhaltsamer Mix. Es wurde geswingt, gejazzt und manchmal wohl auch improvisiert. Manche Passagen kamen sanft, ja schon fast zärtlich daher, während andere schon fast ins Rauhe, Brachialische abdrifteten und oft mit einem abrupten, überraschenden Schluss endeten. Dies alles war gespickt mit einer Prise Humor und einem Augenzwinkern.
Gstanzel als Zugabe
Die drei Musikanten begeisterten spürbar das Publikum. Ein Hackbrettsolo von Elias Menzi beeindruckte die Anwesenden besonders, im Laufe des Abends wurde mitgesummt und gesungen. Der Funkte sprang definitiv über und es entsandt eine ganz spezielle, ja schon fast andächtige Stimmung.
Selbstverständlich wurde lautstark eine Zugabe gefordert. Da übernahm Hiasl das Zepter und er erklärte, was ein Gstanzl ist, eine Liedform aus seiner Steirischen Heimat in Form eines Vierzeilers. Laut Hiasl ist dies der Vorgänger des heutigen Rap und natürlich gab er eine Kostprobe. Und auch wenn man sicher nicht jedes Wort verstand, so wurde einmal mehr klar: Musik verbindet. Dies war bei diesem Konzertabend bei Kerzenschein ganz besonders zu spüren. Der Auftakt in den Kultursommer ist geglückt und man darf auf die nächsten Konzerte gespannt sein. MONYA SCHNEIDER
Nächste Konzerte: 19. Juli: Toe for Toe. 26. Juli: Mathias Landtwing Quartett. 2. August: Julian von Flüe Trio. 9. August: Domino String Quartett. 16. September: Gabriel Nietlispach Pupato. Beginn jeweils 20.15 Uhr. Infos: www.alpentheater.ch