Gemeinde stemmt komplexe Aufgaben
11.06.2025 Kandergrund, Blausee, MitholzWie zu erwarten verlief die Gemeindeversammlung in Kandergrund am Freitag ohne grosse Überraschungen. Die Versammlung genehmigte die Jahresrechnung 2024, die mit einem Aufwandüberschuss von knapp 34 000 Franken abschloss. Auch die Fusion der ZSO Niesen mit der ZSO Saanen plus ...
Wie zu erwarten verlief die Gemeindeversammlung in Kandergrund am Freitag ohne grosse Überraschungen. Die Versammlung genehmigte die Jahresrechnung 2024, die mit einem Aufwandüberschuss von knapp 34 000 Franken abschloss. Auch die Fusion der ZSO Niesen mit der ZSO Saanen plus wurde einstimmig angenommen. Zudem informierte Gabriela Schmid über den Stand beim Munitionslager Mitholz.
BETTINA GUGGER
An der für Gemeindepräsident Roland Stoller ersten Gemeindeversammlung letzten Freitag im Gemeindehaus Kandergrund nahmen zwanzig Stimmberechtigte teil. Zu Beginn präsentierte Finanzverwalter Leander Inniger die Jahresrechnung, die im Gesamthaushalt mit einem Aufwandüberschuss von 33 770.74 Franken abschloss. Inniger hatte einen Aufwandüberschuss von 84 000 Franken budgetiert. Damit beträgt die Besserstellung gegenüber dem Budget 2024 rund 50 000 Franken. 285 000 Franken musste die Gemeinde als Einlage in die finanzpolitische Reserve abschreiben. Ohne die Abschreibung hätte die Besserstellung 335 000 Franken betragen.
Keine Gebührenanpassungen
Aufgrund der vorhandenen Reserven sind auf das Jahr 2025 in den Spezialfinanzierungen Abwasserentsorgung und Abfall keine Gebührenanpassungen nötig. Die Spezialfinanzierung Abwasserentsorgung schliesst mit einem Aufwandsüberschuss von gut 33 600 Franken ab und liegt damit leicht unter dem Budget. Das Eigenkapital beträgt neu 44 000 Franken. In der Spezialfinanzierung Abfall konnte ein ausgeglichenes Ergebnis erzielt werden. Das Eigenkapital beläuft sich hier auf rund 80 000 Franken.
Rechnungsergebnis Gesamthaushalt
«Höhere Einkommenssteuereinnahmen 2023 – trotz der Wegzüge aus Mitholz – und höhere Erträge aus Grundstückgewinnsteuern infolge von Verkäufen von Liegenschaften in Mitholz wirkten sich positiv auf das Rechnungsergebnis des Gesamthaushalts der Gemeinde aus», so Inniger. Durch die guten Ergebnisse fielen entsprechend die Leistungen aus dem Finanz- und Lastenausgleich tiefer aus. Verantwortlich für das gute Resultat im Gesamthaushalt sind unter anderem auch die tieferen Kosten für die Sozialhilfe, höhere Einnahmen bei den Kurtaxen und tiefere Schuldzinsen infolge höherer Liquidität. «Tiefer fielen die Gewinn- und Kapitalsteuern von juristischen Personen aus, da diese ihre Steuererklärung teilweise zwei bis drei Jahre später einreichen», so Inniger. Zu Buche schlug der Aufwand für den Strassenunterhalt und den Winterdienst.
Der grösste Posten bei den Investitionen war wie im Vorjahr auch im 2024 der Aufwand für die Sanierung des Gemeindehauses mit 1 900 000 Franken. Die Patenschaft für Berggemeinden unterstützte die Sanierung des Gemeindehauses mit einem Beitrag von 200 000 Franken. Weitere Investitionen erfolgten durch die Erschliessungsplanung der neuen Bauzonen, die Überarbeitung der Gefahrenkarte, die Gestaltung des Vorplatzes der Schule sowie Investitionen in deren Mobiliar und die Beleuchtung sowie in einen Traktor für den Unterhalt des Friedhofes. Nach Abzug der Erträge betrugen die Nettoinvestitionen 1 240 000 Franken.
Zusammenschluss zur ZSO BEO West
Gemeinderat Benjamin Liechti informierte über die Fusion der ZSO Niesen mit der ZSO Saanen plus zur ZSO BEO West, welche die Versammlung einstimmig genehmigte. Die ZSO BEO West wird am 1. Januar 2026 operativ tätig und umfasst neu 19 Gemeinden.
2005 schloss sich die ZSO Kandergrund mit der ZSO Kandertal plus (Gemeinde Frutigen) zusammen. Ein Reglement wurde allerdings damals nicht geschaffen. Dies holt die Gemeinde nach 20 Jahren nun auch formell nach, nachdem 2010 die ZSO unter dem Namen ZSO Niesen erweitert wurde. Die Stimmberechtigten erteilten dem Gemeinderat die Kompetenz für den Abschluss des neuen Zusammenarbeitsvertrags mit der Gemeinde Frutigen. «Der Zusammenschluss unterstützt die effiziente Nutzung der Geräte und vereinfacht die Administration», so Liechti. Material und Gerätschaften bleiben weiterhin regional vorhanden. Einsätze in Altersheimen oder Unterstützung bei Grossanlässen bleiben auch weiterhin möglich.
Informationen zum Projekt ehemaliges Munitionslager Mitholz
Gabriela Schmid, Koordinatorin der Gemeinde Kandergrund für das Projekt «Räumung ehemaliges Munitionslager Mitholz», lieferte Informationen zum Stand des Projekts. Die Clusterbohrungen auf der Fluh wurden im Dezember 2024 abgeschlossen. Weiter erfolgt die Teilverfüllung des Bahnstollens mit Blähton. Der Abbau der Felsformation Zweispitz ist erfolgt, um die Arbeitssicherheit zu gewährleisten. Die Wanderwegverbindung ab Bahnhof Mitholz bis zum Abzweiger im Gebiet Hemlige wurde gesperrt, eine Umleitung ist signalisiert. Die Sperrung gilt für die ganze Dauer des Räumungsprojekts.
Unter der Leitung des Kommandos Kampfmittelräumdienst wurden weitere Untersuchungs- und Räumarbeiten zur Erreichung der Räumziele vorgenommen. An verschiedenen Gebäuden erfolgten Bauschadstoffuntersuchungen. Auch der Denkmalschutz begutachtet spezifische Gebäude. Zwischenzeitlich konnte die Begehung von privaten Grundstücken durch Experten mittels Anmeldung geregelt werden. Ein Thema ist auch die Erhaltung verschiedener Pflanzen und die Bekämpfung der Neophyten.
Zukunft von Mitholz
Anhand des Leitbildes «Geländemodellierung und Wiederbesiedlung Mitholz» verdeutlichte Schmid die Komplexität der Aufgabe, die militärische Nutzung mit der zivilen Nutzung des Geländes abzugleichen, was künftige Themen bezüglich Richtplan, Ortsplanung und Strukturverbesserung einschliesst. Zählte Mitholz zwischen 2013 und 2017 im Schnitt noch 164 EinwohnerInnen, so sind es per Ende 2024 noch 113. Schmid verwies auf das Wegbrechen des gesellschaftlichen Lebens, auf die Steuereinbussen, die sinkenden Schülerzahlen aus Mitholz und das entstehende Generationenloch, mit welchem die Gemeinde konfrontiert ist.
Der Bau von neuen Wohn- und Geschäftsgebäuden konnte in den durch die Gemeinde ausgeschiedenen Baugebieten Wyssa Zun, Kandergrund und Underem Büel, Mitholz, fortgeführt werden. In der Spezialzone Mitholz stehen nach wie vor bis zu zehn Bauparzellen zur Verfügung.
Die Kommission Mitholz beschäftigte sich im ersten Halbjahr beispielsweise mit Fragen zu Ortsstrassen und zur Umfahrungsstrasse Mitholz. Der nach einem Austritt frei gewordene Kommissionssitz konnte mit Marinus van Beurden besetzt werden.
Auszeichnung für Florian Hari
Nach Abschluss der Traktanden bedankte sich Georg Ryter, vormaliger Wirt des Gasthofs Altels, für die Umsetzung seiner Petition für ein farbiges Gemeindewappen am Gemeindehaus.
Roland Stoller führte souverän durch die Versammlung und bedankte sich beim Gemeinderat und bei Gabriela Schmid für die gute Vorbereitung der Dossiers sowie bei Leander Inniger für die kompetente Präsentation des Jahresabschlusses. Um mehr BürgerInnen an die Gemeindeversammlung zu locken, ehrt der Gemeinderat BürgerInnen für besondere Leistungen. Herausgestochen ist Florian Hari, der 2024 seine Lehrabschlussprüfung als Polymechaniker mit der Gesamtnote 5,6 abschloss. Dafür erhielt er die Sonderauszeichnung Swissmechanic. Zudem absolvierte er erfolgreich die Berufsmaturität.