Erinnern Sie sich an die Geschichtsbücher damals in der Oberstufe? Die hörten plusminus mit dem Zweiten Weltkrieg auf. Nicht nur blieb uns der Schrecken der damaligen Geschehnisse unvergessen in den Knochen. Nein, wir wurden auch der geschichtlichen Niederschreibung all jener positiven ...
Erinnern Sie sich an die Geschichtsbücher damals in der Oberstufe? Die hörten plusminus mit dem Zweiten Weltkrieg auf. Nicht nur blieb uns der Schrecken der damaligen Geschehnisse unvergessen in den Knochen. Nein, wir wurden auch der geschichtlichen Niederschreibung all jener positiven Ereignisse beraubt, die danach kamen. Aussagen wie «Nie mehr Krieg!», «Ick been en Berliner» (US-Präsident John F. Kennedy), «Ami go home» (Demo gegen US-Präsident Jimmy Carter) oder die in selbstüberschätzender Weise geäusserte Behauptung «Wir schaffen das» der einzigen deutschen Bundeskanzlerin ever sind wohl ebenso geschichtsträchtig wie Schlachten am Morgarten oder am Kahlenberg.
An die Stelle der «Geschichtslücken» treten Dauermeldungen von Influenzern, Internetforen und Push-Nachrichten, die uns dauerberieseln und uns die Sicht aufs Wesentliche nehmen – und nicht selten auch das Interesse an dem, was rund um uns herum auch noch so passiert. Was ich damals als «Neunteler» erhofft hatte, wird mir nun in jeder online an irgendeinem Bildschirm verbrachten Minute zugemutet.
Zugegeben, das war eine lange Einleitung. Aber sie unterstreicht den Zweck meiner Kolumne: das Bewusstsein für Geschichte zu stärken, die uns die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten lässt.
Und so haben wir uns gestern an «Näin Ilewen» an die (Terror-)Angriffe aufs World Trade Center mit rund 3000 Todesopfern erinnert: Am 12. September 1683 überraschten polnische Truppen den Gegner und beendeten die zweite Belagerung Wiens durch die Türken, 1959 starteten die Sowjets erfolgreich die Mondsonde Luna 2, 1968 zogen sich sowjetische Truppen aus tschechischen Städten zurück (Prager Frühling), 1970 sprengte die «Volksfront zur Befreiung Palästinas» drei entführte Flugzeuge, darunter eins der damaligen Swissair, 2016 übernahm Angelique Kerber nach Steffi Graf die Führung bei den Tennisspielerinnen.
Und am 12. September lesen Sie den «Frutigländer», was genauso entscheidend ist wie vieles andere. Gute Lektüre – und einen rundum gelingenden Tag!
THOMAS FEUZ
T.FEUZ@FRUTIGLAENDER.CH