«Gewillt, die Finanzen in Balance zu bringen»
02.07.2024 KanderstegDie Stimmung ist gut beim Nationalen Nordischen Skizentrum (NNSK), entsprechend schnell und harmonisch ging die Generalversammlung letzten Donnerstag vonstatten. Gleichwohl hat die Genossenschaft noch ein paar Herausforderungen zu meistern.
BIANCA HÜSING
Die Stimmung ist gut beim Nationalen Nordischen Skizentrum (NNSK), entsprechend schnell und harmonisch ging die Generalversammlung letzten Donnerstag vonstatten. Gleichwohl hat die Genossenschaft noch ein paar Herausforderungen zu meistern.
BIANCA HÜSING
«Ob heute noch jemand kommt?», fragt VR-Präsident Lars Guggisberg gegen 19.15 Uhr in den fast leeren Raum hinein, während Betriebsleiter Marc Dunkel ihm gerade einen Espresso zubereitet. Die sowieso nicht ganz ernst gemeinte Sorge erweist sich als unbegründet. Kurz vor Versammlungsbeginn treffen rund zehn Genossenschafter-Innen ein – kein Grossaufmarsch, aber zusammen mit den Verwaltungsräten und der Betriebskommission genug, um das kleine Sitzungszimmer der Nordic Arena gut auszufüllen. Die familiäre Atmosphäre passt zum Familiengefühl, das hier mit jedem Wortbeitrag verströmt wird. Niemand kommt ohne Dank- und Lobeshymnen aus, und alle betonen, wie gern sie fürs NNSK arbeiten. Einer von ihnen ist Verwaltungsrat Kari Bieri, der sich an diesem Abend einstimmig wiederwählen lässt. Ruedi Ogi verzichtet zwar auf eine Ansprache, zeigt mit seiner Wiederwahl in die Betriebskommission aber, dass auch er sich hier wohlzufühlen scheint.
Rekorde beim Mountain Tubing, Kosten im Griff
Zum Wohlgefühl trägt sicher Guggisbergs Jahresbericht bei. Nebst sportlichen Highlights wie der Schweizermeisterschaft oder dem Bundesrat-Adolf-Ogi-Cup letzten Herbst hebt der VR-Präsident die Rekordergebnisse der sogenannten «Mantelnutzungsangebote» hervor. Der trocken-warme Sommer und das KISC-Jubiläum hätten dem Mountain Tubing 2200 Nutzer und den Campingstellplätzen 1700 Gäste beschert. Weniger erfreulich sei die Wintersaison gewesen, die wetterbedingt bereits in der zweiten Februarhälfte 2024 beendet worden sei.
Mehrheitlich positiv klingt auch Roland Schürch vom Treuhänderbüro kutag, als er die Jahresrechnung präsentiert. «Der Betrieb allein ist eigentlich kostendeckend», bilanziert er mit Blick aufs EBITDA-Ergebnis von gut 60 000 Franken. Doch wegen der hohen Abschreibungen und Darlehenszinsen resultiere am Ende ein Minus von 4000 Franken – was vor diesem Hintergrund als schwarze Null zu werten sei. Fürs laufende Geschäftsjahr rechnet das Budget erstmals seit Langem mit einem kleinen Gewinn von knapp 3000 Franken und einer weiteren Reduktion der Personalkosten um 20 000 Franken. Im Gegenzug wird sich der Aufwand um rund 30 000 Franken erhöhen, weil das letztes Jahr öffentlich aufgelegene und inzwischen bewilligte Entwässerungsprojekt umgesetzt werden soll. «Das Kostenmanagement geht auf», betont Schürch. Nur über Mehreinnahmen könne sich der Betrieb noch verbessern.
Das sollte er wohl auch, denn rosig ist die finanzielle Lage des NNSK wahrlich nicht. Wie dem Anhang der Jahresrechnung zu entnehmen ist, war die Hälfte des Genossenschaftskapitals per 31. März 2024 nicht mehr gedeckt. So betont denn auch Lars Guggisberg: «Wir sind gewillt, die Finanzen in Balance zu bringen und befinden uns im Austausch mit unseren Darlehensgebern und Sponsoren.» Dankbar zeigt sich der VR-Präsident deshalb einerseits für die neue Hauptsponsorin KPT und andererseits gegenüber der Gemeinde, die ihren Betriebsbeitrag von 40 000 auf 45 000 Franken pro Jahr erhöht hat. Dass zur finanziellen Sanierung auch manch unangenehme Entscheidung gehört, zeigte der temporäre Wechsel des Enerigeanbieters. Wegen der erhöhten Stromkosten war das NNSK dem einheimischen LWK letztes Jahr «fremdgegangen» (Guggisberg), ist inzwischen aber wieder zu ihm zurückgekehrt.
Logis-Lösungen gesucht
Nach weniger als 30 Minuten ist der Pflichtteil durch und Guggisberg kann sich für den Espresso revanchieren. Mit einem Geschenk und voll des Lobes verabschiedet er den Betriebsleiter, der Ende Juli in die USA auswandern wird. «Er ist als Marc Stübi gekommen und geht als Marc Dunkel. Das zeigt, wie lange er schon bei uns ist», sagt der VR-Präsident in Anspielung auf die Heirat Dunkel-Stübis. Er habe die Anlage «wirklich vorwärtsgebracht» und jede anfallende Arbeit zuverlässig erledigt – zwischen Büro und Campingplatz, zwischen Finanzen und Rasenmähen. Auf ebendiesen Mix freut sich sein Nachfolger Beat Ritter, der Kaufmann gelernt und zuletzt lange als Landschaftsgärtner gearbeitet hat.
Im «Verschiedenen» meldet sich unter anderem Kari Bieri zu Wort, um einen Einblick in die Herausforderungen des Verwaltungsrats und der Betriebskommission zu geben. Ein grosses Thema sei die kostengünstige Unterbringung von AthletInnen und Coaches. Weil das Angebot für diese Zielgruppe eher spärlich sei, habe man allein für diesen Sommer mehr als zehn Trainingslager-Anfragen absagen müssen. Für dieses Manko suche man zurzeit nach einer Lösung. Optimistisch stimmt der Wortbeitrag eines Kindertrainers, der vielversprechende Talente ankündigt: «Auf die nächste Generation könnt ihr euch freuen!»