Grosse Unterschiede zwischen den Krankenkassen
11.10.2024 GesundheitGESUNDHEITSKOSTEN Allein für die Verwaltung der Krankenkassen fällt ein Milliardenbetrag an. Eine Analyse auf Basis offizieller Zahlen zeigt: Die Bandbreite zwischen den verschiedenen Anbietern ist enorm.
Die Krankenkassenprämien werden auch im kommenden ...
GESUNDHEITSKOSTEN Allein für die Verwaltung der Krankenkassen fällt ein Milliardenbetrag an. Eine Analyse auf Basis offizieller Zahlen zeigt: Die Bandbreite zwischen den verschiedenen Anbietern ist enorm.
Die Krankenkassenprämien werden auch im kommenden Jahr wieder deutlich ansteigen. Doch für welchen Anteil der Prämie sind die Verwaltungskosten, der sogenannte Betriebsaufwand, verantwortlich?
Insgesamt beliefen sich die Kosten für die Verwaltung der Grundversicherung im Jahr 2023 auf 1,72 Milliarden Franken, wie aktuelle Zahlen des Bundes zeigen. Diese Summe scheint auf den ersten Blick sehr gross zu sein. Der Blick auf die jährlichen Gesundheitskosten relativiert diesen Eindruck jedoch – die nämlich näherten sich zuletzt der 100-Milliarden-Franken-Grenze.
Vor allem Personalkosten
Den grössten Anteil an den Verwaltungskosten hatten 2023 die Personalkosten (1,15 Milliarden Franken). Damit wendeten die Krankenversicherer zwei Drittel aller Verwaltungsausgaben für ihre-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf. Die Provisionen beliefen sich auf 59 Millionen Franken, die Werbekosten auf 80 Millionen Franken, die Abschreibungen auf 27 Millionen Franken. Der übrige Betriebsaufwand lag bei 403 Millionen Franken.
Legt man die Verwaltungskosten auf die Versicherten um, so wurden im Jahr 2023 pro Person 190 Franken fällig (ohne Abschreibungen). Zum Vergleich: Vor zehn Jahren lag dieser Wert mit 153 Franken noch knapp 20 Prozent tiefer.
Gewaltige Spanne
Nicht alle Kassen gehen gleich effizient mit finanziellen Mitteln um: Die Verwaltungskosten der Anbieter variierten auch 2023 stark. Die Verwaltungskosten (ohne Abschreibungen) pro versicherte Person betrugen, je nach Krankenkasse, bis zu 501 Franken.
Den geringsten Betriebsaufwand hatte die Krankenkasse Luzerner Hinterland, bei der pro Kunde oder Kundin nur 89 Franken anfielen. Auch bei der KLuG Krankenversicherung in Zug (98 Franken) sowie bei der Sumiswalder Krankenkasse (124 Franken) fielen die Verwaltungskosten tief aus.
So hoch sind die Verwaltungskosten im Verhältnis zu den Prämien
Setzt man den Betriebsaufwand (inklusive Abschreibungen) ins Verhältnis zu den Prämien (abzüglich Risikoausgleich), erhält man eine weitere Kennzahl, um die Effizienz der Krankenkassen einzuschätzen. Über alle Anbieter hinweg belief sich dieses Verhältnis im Jahr 2023 auf 4,9 Prozent. Auch in dieser Kategorie schwang die Krankenkasse Luzerner Hinterland obenaus; Sie gab lediglich 3,3 Prozent der risikobereinigten Prämien für die Verwaltung der Grundversicherung aus. Die Sumiswalder Krankenkasse wendete 3,6 Prozent der risikobereinigten Prämien, die Oberwalliser Sodalis Gesundheitsgruppe 4,0 Prozent auf.
Provisionen kein entscheidender Faktor
59 Millionen Franken wendeten die Krankenkassen 2023 insgesamt für Vermittlerprovisionen in der Grundversicherung auf. Das sind 3,4 Prozent des Betriebsaufwands oder 0,17 Prozent der gesamten Prämien. In der Zusatzversicherung sind diese Anteile allerdings höher: Hier umwerben die Krankenkassen die KundInnen stärker.
PRESSEDIENST MONEYLAND.CH / POL
Die Folgen der «Wechselwirtschaft»
Jährlich im Herbst wiederholt sich das gleiche Ritual: Nach dem Verkünden der Krankenkassenprämien für das nächste Jahr werden Tipps herumgereicht, wie Versicherte günstiger davonkommen. Dabei wird auch regelmässig der Kassenwechsel empfohlen.
Während Kundinnen und Kunden durch einen solchen Schritt Geld sparen können, müssen manche Krankenkassen plötzlich mehr Geld investieren – dann nämlich, wenn sie von Neukunden regelrecht überrannt werden.
So erging es zum letzten Beitragsjahr der «Sumiswalder». Das kleine Unternehmen aus dem Emmental ist 200 Jahre alt und damit die älteste Krankenversicherung des Landes. Durch schlanke Strukuren und den Verzicht auf kostspieliges Marketing konnte sie ihre Verwaltungskosten stets tief halten. Selbst im vergangenen Jahr, als andere Anbieter reihenweise die Tarife erhöhten, bot die «Sumiswalder» vergleichweise günstige Tarife.
Das hatte Folgen: Durch die gestiegene Wechselbereitschaft erhöhte sich der Versichertenbestand in der Grundversicherung zum 1. Januar 2024 von 18 856 auf 31 613 Personen. Diese Zunahme um fast 68 Prozent führte zu einem Rückgang der Reserven; das Unternehmen musste erhebliche Rückstellungen für noch nicht abgewickelte Leistungen bilden. Zudem stieg die Abgabe in den Risikoausgleich um viele Millionen Franken. Im Ergebnis musste auch die «Sumiswalder» zum nächsten Jahr ihre Prämien erhöhen – zumal sich der Anstieg der Gesundheitskosten ungebremst fortsetzte.
Gut möglich, dass nun einige «Sumiswalder»-Kunden einen erneuten Wechsel in Angriff nehmen – worauf es eine andere, aktuell günstige Krankenkasse treffen wird.
POL