Grosser Bahnhof für bescheidenes Angebot
22.12.2023 FrutigenBei der Eröffnung des Lötschberg-Basistunnels im Jahr 2007 fiel im Frutigland ein Grossteil der IC-Halte weg. Nun wird der Wunsch nach nationaler Anbindung etwas befriedigt. Die neue Verbindung weist allerdings auch Schwächen auf.
KURT METZ
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Bei der Eröffnung des Lötschberg-Basistunnels im Jahr 2007 fiel im Frutigland ein Grossteil der IC-Halte weg. Nun wird der Wunsch nach nationaler Anbindung etwas befriedigt. Die neue Verbindung weist allerdings auch Schwächen auf.
KURT METZ
Ab morgen Samstag hält der erste IC der neuen Verbindung in Frutigen: Um 9.11 Uhr soll der Zug in Frutigen von Zürich herkommend auf Gleis 2 einfahren und anschliessend nach Visp und Brig weiterrollen. Die Komposition besteht aus 1.- und 2.-Klasse-Einheitswagen. Sie verkehrt normalerweise von Montag bis Freitag als Zusatzzug morgens zwischen Zürich und Bern und spätnachmittags in der Gegenrichtung.
Nun wird sie an verkehrsstarken Wochenenden im Winter, Sommer und Herbst im Berner Oberland und im Wallis eingesetzt. Der einstöckige Zug kann bei Betriebseinschränkungen im Basistunnel auch über die Bergstrecke mit entsprechend längerer Reisezeit verkehren. Die Rückfahrt ab Brig erfolgt am Sonntagnachmittag mit geplanter Ankunft in Frutigen um 16.43 Uhr.
Die Anschlüsse klappen
Die AFA führt am Samstagmorgen einen zusätzlichen Buskurs mit einer schlanken Übergangszeit von vier Minuten nach Adelboden (und am Sonntagnachmittag in der Gegenrichtung mit Abfahrt um 16.10 Uhr). Schwer abzuschätzen wird sein, wie viele Fahrgäste in Frutigen auf der Hinfahrt umsteigen, nimmt der IC doch auch Passagiere in Lenzburg, Thun und Spiez auf. Hans Schmid, Leiter Fahrdienst der AFA, sieht der Herausforderung gelassen entgegen: «Wir sind sehr flexibel, bei schönem Wetter halten wir immer Beiwagen bereit.» Wer in Frutigen in den neuen IC zusteigt, hat in Visp Anschluss auf die Matterhorn Gotthard Bahn nach Zermatt und in Brig Richtung Goms, etwa zum Langlaufen. Reisende nach Mailand steigen hier in wenigen Minuten auf den Eurocity um und erreichen die beliebte Einkaufsdestination um 11.40 Uhr.
Für mehr Kundenfreundlichkeit
Dass der IC in Frutigen nicht auf Gleis 1 einfahren und so den mit Wintersportausrüstung und Gepäck beladenen Fahrgästen ein stufenloses Umsteigen auf den AFA-Bus ermöglicht, liegt daran, dass das Gleis 1 keine Verbindung zum Lötschberg-Basistunnel aufweist.
Der neue Direktzug bietet keine Verpflegung, weder Minibar noch Bistro oder Restaurant. Dies im Gegensatz zum «Schneezug» der BLS, der in der Bistrozone mit kalten und warmen Getränken sowie Snacks auf seiner Fahrt von Biel über Frutigen – Kandersteg – Goppenstein nach Brig anbietet. Irritierend ist auch, dass der SBB-IC nur am Samstag hin und nur am Sonntag zurück verkehrt – das passt weder für Tagesausflügler noch für die Feriengäste, welche einen Wochenaufenthalt von Samstag zu Samstag (oder Sonntag zu Sonntag) gebucht haben. Zudem hält der IC auf dem Hinweg in Lenzburg, auf dem Rückweg hingegen in Olten und Aarau. Die fehlende Paarigkeit liegt in der fehlenden Verfügbarkeit von Trassen.
Eine Loktaufe und viel Prominenz
Die bescheidene «Angebotsflexibilisierung» (Originalton SBB) findet morgen Samstag im Bahnhof Brig mit der Taufe einer Lokomotive der Reihe Re460 auf den Namen «Frutigland-Oberwallis» statt. Als Ehrengast ist Art Furrer geladen. Mit von der Partie werden auch die Nationalräte Jürg Grossen (glp) und Philipp Matthias Bregy (Mitte) sein. Dazu sollen sich «Stakeholder aus der regionalen und nationalen Politik, Wirtschaft und von ÖV-Partnern» gesellen.
Die Vermutung liegt nahe – und wird von einem Kenner der Materie bestätigt – , dass die neue Verbindung nur dank intensivem politischen Lobbying zustande gekommen ist. Nun liegt es an den Tourismusverantwortlichen und der ÖV-Gemeinde, diese neue Möglichkeit den Fahrgästen bekannt und beliebt zu machen. Auf der Webseite von Tourismus Adelboden Lenk Kandersteg war bis zum Redaktionsschluss allerdings keine Information zur neuen Anreisemöglichkeit zu finden.
Nach den Unwettern von letzter Woche musste der Basistunnel wegen eines Wassereinbruchs temporär gesperrt werden. Bis Ende dieser Woche soll er wieder voll genutzt werden können. Den Artikel zum Thema lesen Sie auf Seite 2.