Hat der Frauenverein noch eine Zukunft?
11.06.2024 Aeschi, AeschiriedDer Frauenverein steht vor dem Aus, sofern sich niemand findet, der ihn weiterführt. Eine Lösung scheint in weiter Ferne zu liegen.
KATHARINA WITTWER
Wie bereits vor einem Jahr angekündigt worden war, traten an der Hauptversammlung vom 18. April ...
Der Frauenverein steht vor dem Aus, sofern sich niemand findet, der ihn weiterführt. Eine Lösung scheint in weiter Ferne zu liegen.
KATHARINA WITTWER
Wie bereits vor einem Jahr angekündigt worden war, traten an der Hauptversammlung vom 18. April alle sechs Vorstandsmitglieder des Frauenvereins Aeschi zurück. Trotz intensiver und längerer Suche konnten keine Nachfolgerinnen gefunden werden. «Viele wollen sich nicht mehr für längere Zeit verpflichten, das kennt man in fast allen Vereinen. Junge Frauen sind oft berufstätig und müssen Familie und Arbeit unter einen Hut bringen. Dann bleibt kaum mehr Zeit für ein soziales Engagement», weiss Claudia Buchs. Sie selbst war 13 Jahre im Vorstand, davon 11 Jahre als Präsidentin.
Definitiver Entscheid aufgeschoben
Nachdem die Einladungen zur diesjährigen HV verschickt worden waren, gingen unterschiedliche Reaktionen ein. Alle betrafen Traktandum 6 «Wahlen – Rücktritt des gesamten Vorstandes / evtl. Ersatzwahlen». Interessensbekundung für ein Amt im Vorstand war keine dabei. «Mitenand für Chrattige» – ein «Nachfolgemodell» des dortigen ehemaligen Frauenvereins – bot die Zusammenarbeit an. Einige Aeschinerinnen, die sich zum Teil jahrelang in der Gemeinde engagiert hatten, beantragten, in einem halben Jahr eine ausserordentliche HV zum Stand der Dinge abzuhalten, sofern sich keine neuen Vorstandsmitglieder finden liessen. Tritt dieser Fall ein, muss der Verein aufgelöst werden.
«Obwohl die Versammlung konstruktiv ablief, konnten wir keinen endgültigen Entscheid treffen», so die designierte Präsidentin. Sämtliche Vorstandsmitglieder sind nun von ihren Pflichten entbunden und haben keine Kompetenzen mehr. Claudia Buchs stellte sich zur Verfügung, die eingehende Post entgegenzunehmen, und die Kassierin Margret Klossner erledigt noch die Buchungen der Mitgliederbeiträge und zahlt weiterhin die anfallenden Rechnungen.
Eine neue Struktur ist möglich
Die Gruppe oben genannter Frauen unter der Federführung von alt Gemeindepräsidentin Jolanda Luginbühl hatte ein Schreiben vorbereitet, das kürzlich zusammen mit dem HV-Protokoll verschickt wurde. Betitelt ist es mit: «190 Vereinsmitglieder ohne Vorstand! Droht dem bald 120-jährigen Verein das Aus?» Es ist ein erneuter Aufruf zum Finden von freiwilligen Personen jeglichen Geschlechts, die sich auch bloss für eines der vielseitigen Angebote engagieren möchten. Dazu gehören unter anderem die Bibliothek, der Besucherdienst, die Seniorennachmittage, die Brockenstube oder die Organisation und Begleitung von Ausflügen für RentnerInnen. Fielen diese Dienstleistungen weg, müssten einige davon eingekauft werden. «Ein neuer Vorstand hat die Chance, den Verein mit neuen Ideen in die Zukunft zu führen. Er könnte auch umbenannt und von nur zwei Personen geführt werden», sagt Claudia Buchs.
Einiges läuft von selbst
Ein Tätigkeitsprogramm gibt es nicht mehr. Finden sich keine Freiwilligen fürs Betreiben der Kaffeestube am Aeschi-Märit, wird diese hinfällig – ebenso das gemeinsame Essen und das gemütliche Zusammensein im Anschluss an die Gemeindeweihnachtsfeier in der Kirche. Gestrichen würden ferner die Jubilarennachmittage in Zusammenarbeit mit anderen Vereinen. SeniorInnen hingegen – ob zu Hause oder in einem Heim – können momentan Mitglieder der Besuchergruppe empfangen, denn diese Besuche sind bereits organisiert. Die Präsente werden aus der Vereinskasse finanziert. Auch die Teams von Bibliothek und Brockenstube organisieren sich selbstständig und setzen ihre Arbeit fort.
«Das verbleibende Geld in der Vereinskasse kann noch für Auslagen eingesetzt werden. Im Falle einer definitiven Auflösung würde der Restbetrag auf einem Sperrkonto deponiert. Sofern ein neuer Verein für soziale Aufgaben gegründet würde, wäre somit bereits ein Startkapital vorhanden», so Claudia Buchs.