Holz nutzen – Wald verstehen – Zukunft gestalten
11.11.2025 WirtschaftAm letzten Freitag trafen sich die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer Frutigland im Restaurant Altels in Kandergrund zur ordentlichen Hauptversammlung. Das Vereinsjahr 2024/25 war erfolgreich, doch es bleibt viel Arbeit: den Wald bekannt machen, Holz besser nutzen und klimatische ...
Am letzten Freitag trafen sich die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer Frutigland im Restaurant Altels in Kandergrund zur ordentlichen Hauptversammlung. Das Vereinsjahr 2024/25 war erfolgreich, doch es bleibt viel Arbeit: den Wald bekannt machen, Holz besser nutzen und klimatische Veränderungen anpacken.
MICHAEL SCHINNERLING
Im ersten Jahr seiner Präsidentschaft konnte Präsident Marcel Rubin die Interessen der Waldbesitzenden aktiv vertreten. «In mehreren Workshops zum Regionalen Waldplan Alpen konnten wir unsere Anliegen erfolgreich einbringen, insbesondere gegenüber stark vertretenen Gruppen wie Bikern, Touristikerinnen und Naturschützern», sagte Rubin in seinem Rückblick.
Die Präsidentenkonferenzen in Bern sowie der Austausch mit den Gemeinden im April stärkten die Vernetzung und Zusammenarbeit. «Ein besonderer Höhepunkt war die Organisation der Tage des Schweizer Holzes im September in Frutigen. Der Anlass war ein Erfolg für den Zusammenhalt in der Branche und unser Vorstandsteam. Auch der Waldevent in Unterseen im Juli war ein gelungener Anlass mit positiver medialer Resonanz», führte Rubin aus. Die Pflanzenabgabe der Zukunftsbäume im Oktober setzte für ihn ein Zeichen nachhaltiger Waldpflege.
Sorgen und politische Lösungen
«Der Waldbesitzerverband Frutigland sucht Sponsoren – Menschen, die gerne etwas Gutes tun für die künftigen Waldbestände. Denn den Wald fit für die klimatischen Veränderungen zu machen, ist eine Aufgabe der ganzen Gesellschaft», so Rubin. «Unser Gebiet blieb glücklicherweise von grösseren Schäden durch Wetter oder Schädlinge verschont. Zunehmende Wildschäden durch den Hirsch bereiten jedoch Sorgen und erfordern politische Lösungen», erklärte der Präsident weiter.
Positiv fand Rubin: «Die Holzpreise sind gestiegen, was hoffentlich wieder mehr Waldeigentümerinnen und Waldeigentümer zur Nutzung motiviert, denn nur durch Nutzung bleibt der Wald nachhaltig erhalten.» Die Zusammenarbeit mit Forst Frutigland in Reichenbach bringe zudem einen grossen Mehrwert. «Die Interessenvertretung für den Wald wird in Zukunft immer wichtiger. Ich wünsche mir, dass mehr Waldbesitzende im Frutigland unserem Verein beitreten, damit wir stärker auftreten und mehr Einfluss nehmen können.»
«Baut mit Holz – mit Schweizer Holz»
Christian Däpp setzt sich als Regionalgruppenleiter von BEO HOLZ und Vorstandsmitglied der Lignum Holzwirtschaft Bern engagiert dafür ein, dass die gesamte Wertschöpfungskette rund ums Holz – vom Waldbesitz über die Sägerei bis zum Holzbau und zur energetischen Nutzung – in der Region bleibt. Er war bereits bei verschiedenen Tagungen als Referent aktiv, etwa bei Bauverwaltern und Gemeindeverwaltungen. «Erneut habe ich dazu aufgerufen, beim Bauen bewusst auf Holz aus dem eigenen Wald zu setzen. Wer Fragen dazu hat, kann sich direkt an Lignum Holzwirtschaft Bern wenden – sie zeigen gerne, wie das eigene Holz sinnvoll und fachgerecht eingesetzt werden kann», erklärte Däpp.
«Auch wenn manche Architektinnen oder Holzbauer behaupten, das eigene Holz sei nicht geeignet: Nachhaltig wird Bauen mit Holz erst dann, wenn es lokal gewachsen, verarbeitet und verwendet wird – und nicht aus ausländischer Produktion stammt, die lange Transportwege verursacht. Gerade weil unsere Wälder hier zunehmend überaltern, ist die regionale Nutzung ein wichtiger Beitrag zur Pflege und Erneuerung», sagte Däpp.
Digitalisierung und Waldstrategie
An der Versammlung informierte Thomas Girod vom Amt für Wald und Naturgefahren über aktuelle Themen aus der Waldabteilung Alpen. Neben personellen Neuerungen standen insbesondere die Digitalisierung der Holzschlagbewilligungen und die Umsetzung der neuen EU-Vorgaben zur entwaldungsfreien Holzproduktion im Fokus.
Die Forstschutzsituation zeigt sich erfreulich: Nach mehreren schwierigen Jahren hat sich der Stehendbefall stabilisiert, und dank der feuchten Witterung wird eine positive Entwicklung erwartet. Das Wildeinflussgutachten 2025 wird neu nach der Methode WEG Resilient erhoben, die klimaangepasste Baumarten stärker berücksichtigt. Zudem steht die Wald-Wild-Lebensraumstrategie kurz vor dem Abschluss, ihre Umsetzung beginnt 2026. Auch der Regionale Waldplan wird weiter vorangetrieben und soll bis 2026 die künftige Nutzung und Förderung der Waldflächen im Berner Oberland präzisieren. Abschliessend wurden die Waldbesitzerinnen und Waldbesitzer eingeladen, sich über den Newsletter des Amts für Wald und Naturgefahren zu aktuellen Projekten und Fördermöglichkeiten zu informieren.
Zusammenarbeit im Frutigland
Markus Schenk, stellvertretender Geschäftsstellenleiter und Förster bei Forst Frutigland, berichtete über seine Arbeit. Sie koordiniert forstliche Arbeiten, pflegt Schutzwälder und berät Waldbesitzende. Einen Überblick über kantonale Aktivitäten gab Beat Zaugg, Präsident der Berner Waldbesitzer. Hansruedi Bütschi trat als Beisitzer zurück. Neu in den Vorstand gewählt wurde Adrian Rösti aus Frutigen. Für weitere vier Jahre bestätigt wurden Niklaus Grossen und Martin Schenk, für weitere zwei Jakob Schranz. Christian Däpp wurde als Rechnungsrevisor wiedergewählt.
Der Wald im Frutigland
Das Waldgebiet im Frutigland umfasst rund 9900 Hektaren. Diese Fläche verteilt sich auf die neun Gemeinden Adelboden, Kandersteg, Kandergrund, Frutigen, Reichenbach, Aeschi, Krattigen, Leissigen und Därligen. Davon sind etwa 67 Prozent Privatwald, 28 Prozent öffentlicher Wald (Gemeinden, Bäuerten) und 5 Prozent Staatswald. Der Holzvorrat beträgt rund 3,5 Millionen Kubikmeter, mit einem jährlichen Zuwachs von etwa 60 000 Kubikmeter.
Weitere Informationen: www.beo-wald.ch


