Holz: Vom Wald in die warme Stube
16.09.2025 FrutigenDer CO2-speichernde Wald dient als Erholungsraum, schützt vor Steinschlag und Lawinen, er liefert aber auch Baustoff sowie Material zur Wärmegewinnung. Diesen Aspekten und den «hölzigen» Berufen war ein Rundgang entlang der Kander gewidmet.
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Der CO2-speichernde Wald dient als Erholungsraum, schützt vor Steinschlag und Lawinen, er liefert aber auch Baustoff sowie Material zur Wärmegewinnung. Diesen Aspekten und den «hölzigen» Berufen war ein Rundgang entlang der Kander gewidmet.
Im Rahmen der landesweit durchgeführten Tage des Schweizer Holzes wurde am 12./13. September auch in Frutigen ein entsprechender Rundgang organisiert. Försterin Claudia Hauenstein von Forst Frutigland freute sich, das Publikum auf die Route mit zehn thematisch passenden Posten schicken zu können. Und wer die Strecke – vom zugewiesenen Parkplatz beim ehemaligen Flugplatz Frutigen und zurück – absolvierte, tat auch etwas für die eigene Fitness. Denn das waren zu Fuss immerhin rund 4,5 Kilometer. Aber es lohnte sich.
Wärme aus regionalem Holz
Überaus imposant präsentiert sich bereits der erste Posten: die Schnitzelheizung der Firma Brügger HTB. Über den Wärmeverbund wird schon ein Grossteil von Frutigen abgedeckt, und der Ausbau wird mit zwei eigenen Anschluss-Teams stetig vorangetrieben. «Aktuell werden gerade zwei Gebäude der BLS angeschlossen», erklärt Beat Brügger. Übers Jahr hinweg würden täglich ein bis vier Lastwagen (je nach Saison) à 42 Kubikmeter Schnitzel angeliefert.
Die Heizzentrale verfügt über drei Schnitzelöfen mit Leistungen von 800 kWh, 1600 kWh und 2400 kWh. «Dazu kommen zwei Ölöfen, die aber nur beim Ausfall eines anderen Ofens zum Einsatz kommen oder um Bedarfsspitzen zu brechen.» Besucherinnen und Besucher bekommen auch vier grosse Warmwasserspeicher und die fünf Linien umfassende Holzvergaser-Anlage zu sehen. «Holzschnitzel werden hier zu Holzgas aufbereitet. Dieses wird durch diverse Filter gereinigt und dem Gasmotor, welcher Strom und Warmwasser erzeugt, zugeführt», sagt Brügger. Und er hält fest: «Da diese Anlage zu viel Teer erzeugt, wird sie im kommenden Winter durch eine der neusten Generation ersetzt.» Weiter geht's auf der Tour zum von Thomas Brügger betreuten Posten. Beim Zwischenlager mit Schnitzeln und Baumstämmen wird der mobile Hacker gezeigt. «Rund die Hälfte der Schnitzel brauchen wir selber, die andere Hälfte geht an diverse Abnehmer.» Und er weist bei der Gelegenheit gleich noch auf das von Brügger BMT realisierte portable Faltdach zur Abdeckung von Energieholz hin. Als weiteres Detail ist zu erfahren: Die Brüder Beat, Thomas und Matthias Brügger beschäftigen aktuell in drei Firmen der Region rund 100 Angestellte. Während daneben Johann Inniger mittels Motorsäge, Meissel und Messer aus Rohholz einen Örgeler zaubert, kann man am Posten der Lauber Forstunternehmung mit der dortigen Forstmaschine seine Geschicklichkeit unter Beweis stellen.
Auf Holz bauende Berufe
Im weiteren Verlauf des Parcours geht es um einige Berufe der «Hölzigen». Ingenieur Martin Rösti informiert über Holzbaustatik und die Belastbarkeit der verschiedenen Holzarten im Häuserbau. Thomas Schranz (27) aus Frutigen stellt den Beruf des Zimmermanns vor. Als gelernter Polymechaniker absolviert er derzeit eine dreijährige Zusatzlehre zum Zimmermann bei der Brügger HTB. Yvonne Rhyner aus Reichenbach wollte ursprünglich Physiotherapeutin werden, steht nun aber mit Begeisterung im dritten Lehrjahr zur Schreinerin bei der Sarbach AG Frutigen. Und dann ist da noch der 35-jährige Res Brönnimann. Er ist Forstwart bei der BLS und bildet sich in diesem Beruf gerade zum Vorarbeiter weiter. Der Berufsmann verfügt bereits über ein breites Wissen (er ist unter anderem Waldbrandspezialist) und meint: «Die Natur regeneriert sich über lange Zeitfenster: etwas verschwindet, anderes kommt nach.» Forstwart Peter Fuhrer von der gleichnamigen Spezialforst GmbH stellt im Nebenerwerb aus Rundholz individuelle Brunnen, Zäune, Sitzbänke und Gartenmöbel her. Sein Wirken umfasst aber auch Gestaltungen im Gebäudeinneren und Elemente, die als Stützen tragen und dekorieren. Albert Gafner von der Alpin Holz GmbH hat sich einem alten Handwerk verschrieben: mit Holzschindeln gestaltet er an Häusern entsprechende Dächer und Fassaden.
Über die Pflege des Waldes
Am Posten im Wald neben der Kander informieren Martin Schenk und Flora Märki von Forst Frutigland anhand zweier Modelle über die regionale Schutzfunktion des Waldes und dessen Multifunktionalität. «Im Frutigland werden auf einer Waldfläche von rund 8400 Hektaren jährlich rund 12 000 Kubikmeter Holz genutzt und möglichst regional vermarktet», informieren die beiden. Weiter vorne engagiert sich Rolf Bürklin aus Reichenbach als Handholzer. Zusammen mit den Besucherinnen und Besuchern fällt er – unter Berücksichtigung der nötigen Sicherheitsmassnahmen – per Zweimannsäge diverse Fichten. Nach dem Entasten werden diese anschliessend von Peter Germann und seiner Stute Angi aus dem Wald hinausgerückt.Von diesem äussersten Posten geht es für die mögliche Verköstigung dann retour zur Beiz des Waldbesitzerverbandes Frutigland. Gleich daneben empfängt Peter Rubin vom regionalen Waldbesitzerverein die Besucherinnen und Besucher, welche die Wettbewerbsfragen richtig beantwortet haben, mit einem Geschenk: einem mit Erde und einem Samen der Winterlinde oder der Kornelkirsche bestückten Holzwürfel. Apropos Interesse am Anlass: Von der einzigen anwesenden Schulklasse – der Oberstufe aus Rinderwald/Achseten – antwortet ein Schüler auf eine entsprechende Frage dieser Zeitung tatsächlich: «Ja doch, es hat mir gut gefallen. Und ich möchte nach der Schule eine Lehre zum Forstwart absolvieren, so wie mein Götti.»
PETER ROTHACHER