Hüttensaison mit Umwegen, Neubauten und Rekorden
11.11.2025 TourismusNeueröffnungen und teilweise veränderte Zugangswege prägen die Situation der Oberländer Berghütten am Ende der Sommersaison 2025: Die Mutthornhütte wurde gänzlich neu gebaut und die Doldenhornhütte gründlich renoviert. Beide eröffnen im ...
Neueröffnungen und teilweise veränderte Zugangswege prägen die Situation der Oberländer Berghütten am Ende der Sommersaison 2025: Die Mutthornhütte wurde gänzlich neu gebaut und die Doldenhornhütte gründlich renoviert. Beide eröffnen im Sommer 2026, dabei sind jedoch neue Zugangswege zu beachten. In der Blüemlisalphütte spricht man gar von einem «Rekordjahr 2025».
MARTIN NATTERER
Der «Frutigländer» hat bei allen SAC-Hütten im Frutigland und angrenzenden Wallis nachgefragt, wie sie den Sommer erlebt haben und was für 2026 geplant ist. Nicht alle konnten derzeit bereits im Detail Auskunft geben. Aus den vorliegenden Rückmeldungen ergibt sich dennoch ein aufschlussreiches Bild.
Doldenhornhütte eröffnet 2026 wieder
Seit Mai 2025 ist die Doldenhornhütte wegen Umbauarbeiten komplett geschlossen und war im vergangenen Sommer gar nicht in Betrieb. Die Wiedereröffnung ist im Sommer 2026 geplant. Während der Bauarbeiten steht kein Winterraum zur Verfügung, wie der Schweizer Alpen-Club (SAC) auf seiner Website mitteilt.
Der Zugang kann überdies auch nach der Wiedereröffnung teilweise erschwert sein: Aufgrund der Rutschung am Spitzen Stein kann der Zugang zum Hüttenweg via Öschibach – Undere Biberg durch die Behörden gesperrt sein. Nähere Auskünfte erteilt die Gemeinde Kandersteg. Die Doldenhornhütte kann jedoch uneingeschränkt via Kandersteg – Waldhotel Doldenhorn – Undere Biberg oder über den Felsenpfad erreicht werden.
Neue Mutthornhütte
Die frühere Mutthornhütte gibt es nicht mehr. Das klimabedingte Wegbrechen des Felsens unter ihren Fundamenten liess nur noch einen Abbruch zu. Stattdessen ist eine neue Mutthornhütte (auf 2788 Metern Höhe gelegen) ab der Sommersaison 2026 bereit für Gäste.
Es ist die Sektion Weissenstein des SAC mit Sitz in Solothurn, welche die Mutthornhütte seit 1895 besitzt und betreibt. Parallel zu den Arbeiten am Neubau wurde im Laufe von 2025 die alte Hütte zurückgebaut und das Material fachgerecht entsorgt.
Die neue Mutthornhütte thront wie ein Adlerhorst über dem Kanderfirn. Erste Darstellungen des Innenausbaus zeigen einen lichtdurchfluteten Raum mit weitem Blick über die Alpen- und die Gletscherwelt. Sie ist für Übernachtungen ab Juni 2026 vorbereitet und es können bereits heute Übernachtungen via Website gebucht werden. Die neue Hütte bietet 60 Schlafplätze in zeitgemäss eingerichteten Schlafräumen. Ein gemütlicher Aufenthaltsraum ergänzt das Angebot. Das Gebiet eignet sich für Gletschertrekking und Hochtouren und ist ideal für Ausbildungskurse und Lager, so der SAC in einer Mitteilung.
Für den Sommer 2026 sind die Zustiegswege aus dem Gasterental sowie via Gamchilücke bereits vorbereitet. Beide Zustiege erfordern allerdings Hochtourenkenntnisse und führen über den Gletscher. Die Hütte wird von Juni bis September bewartet. Ab 2026/27 wird auch der Winterraum mit 18 Betten für Skitourengänger zur Verfügung stehen.
Erfolgreiche Blüemlisalphütte
Der Hüttenwart der Blüemlisalphütte, Jürg Martig, berichtet von einem «Rekordsommer 2025»: Von Mitte Juni bis Mitte Oktober war die Hütte geöffnet. Sie bietet mit 110 Schlafplätzen eines der grossen Hüttenerlebnisse der Schweiz.
Schon der Juni, so berichtet der in Frutigen wohnende Hüttenwart, startete verheissungsvoll mit wenig Schnee und hohen Temperaturen. Ganze 900 Übernachtungen konnten in den beiden geöffneten Juniwochen des Sommers 2025 gezählt werden. Juli und August sind jeweils die Hochsaisonmonate und forderten das neu formierte Team. Bis auf eine Schlechtwetterphase Ende Juli und Anfang August blieb das auch so. Der Herbst war wiederum von häufig gutem Wetter und nur wenig Neuschnee geprägt, den es in der Höhe von fast 3000 Metern immer geben kann. Diese Faktoren und der Umstand, dass Wandern im Trend liegt und auch immer häufiger jüngere Personen unterwegs sind, führten zu einer Gesamtübernachtungszahl von 7300 Personen im laufenden Jahr. Das sind 800 Übernachtungen mehr als beim vorherigen Rekord.
Das der Blüemlisalphütte vorgelagerte Hohtürli ist Teil des Bärentrek von Meiringen via Kiental und Kandersteg ins Saanenland, was längere Wanderungen begünstigt und viele auswärtige Gäste anzieht. Aussicht und Sonnenuntergang vom Passübergang und von der Hütte über die Blüemlisalp und weit über das Mittelland werden sehr geschätzt. Interessant ist auch, dass vor allem im Juli und August der Anteil ausländischer Gäste auf der Blüemlisalphütte bei etwa 50 Prozent liegt. An schönen Tagen in der Hochsaison hat das Hüttenteam neben den maximal 110 Übernachtungsgästen auch noch 110 bis 150 Tagesgäste, die ebenfalls verpflegt werden wollen. Wirkliche Bergsteigerinnen und Bergsteiger, so weiss der Hüttenwart, sind es mittlerweile nur noch wenige – geschätzt fünf Prozent der Besucherinnen und Besucher. Der Rest sind Wandernde.
Auf Umweg zur Fründenhütte
Der Normalzustieg zur Fründenhütte via Südufer des Oeschinensees (T3) bleibt wegen Bergsturzgefahr im Bereich des Südufers bis auf Weiteres gesperrt. Der alternative Zustieg via Underbärgli und die «untere Fründschnuer» wurde darum saniert und ist mit Fixseilen abgesichert (T4, rund vier Stunden ab Oeschinensee-Bergstation). Die Umleitung ist ab Oeschinensee signalisiert. Mehr Informationen zum Hüttenzustieg gibt es auf der Website der Hütte. Die Fründenhütte ist im Winter 2025/26 geschlossen und verfügt über keinen Winterraum. Ab Juni 2026 ist die neue Saison geplant. Informationen gibt es über die Website der Hütte oder bei der Gemeinde Kandersteg.
Schöner Sommer in der Balmhornhütte
Die Sommerhütte erinnert an frühere Zeiten. Fast senkrecht über dem Kandersteger Gasterental auf der Talschulter am Fusse des Balmhorns gelegen, ist das kleine Juwel von grünen Bergwiesen umgeben. Nach einer verspäteten Eröffnung aufgrund einer zu hohen Lawinengefahr hatte das Balmhornhütten-Team einen schönen Sommer, wie Hüttenwart Steven Daniëls mitteilte. Er ist, wie er schreibt, dem ganzen Team sehr dankbar, denn viele schöne Begegnungen fanden zwischen dem ehrenamtlichen Hüttenteam und den Gästen statt.
Modernisierte Gspaltenhornhütte
Die zuhinterst im Kiental auf einem schmalen Felsvorsprung hoch über dem Gamchigletscher gelegene Gspaltenhornhütte wurde kürzlich modernisiert. Neben Besteigungen sind Übergänge zu benachbarten Hütten und Tälern (Sefinenfurgga, Hohtürli, Gamchilücke) die wesentlichen Besuchsgründe. Auch als Ruhepunkt ist sie beliebt. Überraschend ist die Internationalität der Gäste, wie die Hüttenwarte Monika Schmidlin und Thomas Jentsch betonen. Die Gäste kämen «aus der Schweiz und Europa ebenso wie von Übersee».
Zur Saison 2025 erläutern sie, dass das warme Wetter im Juni zahlreiche Wandernde in die Berge gelockt hat. Die Übergänge zur Blüemlisalphütte und ins Lauterbrunnental waren schon bald schneefrei, wodurch der Abschnitt der Via Alpina von Mürren nach Kandersteg früh gut machbar war. Nach einem wechselhaften Juli mit kühleren Temperaturen und Schneefall war der August wiederum hervorragend. Die Hütte war gut besucht und das Team konnte den Gästen ein schönes Erlebnis bieten.
Der Herbst war zunächst wechselhaft und kühl mit gelegentlichem Schneefall, gefolgt von einem goldenen Oktober. Die beiden fassen ihren Sommerbericht zusammen: «Wir konnten unsere dritte Saison mit 3800 Übernachtungen und mit vielen schönen Erinnerungen abschliessen und unsere Hütte mit gutem Gewissen dem Winter übergeben.» Auf die Herausforderungen des Hüttenalltags in der Saison 2026 freuen sich die beiden schon jetzt – zuhause im Oberwalliser Grengiols. Buchungen für den Sommer 2026 sind ab Dezember 2025 möglich.
Wie war die Saison in der Lohnerhütte?
Trittsichere und schwindelfreie Hüttenbesucherinnen und -besucher schätzen im Sommer das «Lohnerhüttli» mit dem eindrücklichen Blick auf Adelboden und seine fünf Täler. Der Zustieg von der Bunderalp über das Chrachli wie auch jener über den Leiternweg ist mit Ketten abgesichert. Klettertouren am Lohner bieten sich an, oder anderntags der anspruchsvolle alpine Panoramapfad via Witi Chume und Luser zur Engstligenalp. Über den Verlauf des Sommers 2025 in der Lohnerhütte konnte bislang nichts in Erfahrung gebracht werden.
Umbau in der Winteregghütte
Angebaut an einen Felsriegel nordwestlich unterhalb der Bergstation der Luftseilbahn Kandersteg–Sunnbüel, liegt die Winteregghütte. Diese ist in der Regel nur an den Wochenenden bewartet. Eine kleine Besonderheit: Ein Schlüsseldepot befindet sich bei der Talstation der Luftseilbahn. Da sich die Hütte unter einem ausladenden Überhang befindet, ist Vorsicht vor herabfallenden Eiszapfen auf den Hüttenvorplatz geboten. Die Winteregghütte war bis zum 25. Oktober 2025 geschlossen, da im Sommer Umbauarbeiten stattfanden. Sie ist über die SAC-Seite buchbar.
Lämmerenhütte mit Blick zum Balmhorn
Die Lämmerenhütte liegt bereits auf Walliser Gebiet. Sie ist ein stattliches Berghaus in erhabener Lage über dem Gemmipass, auf der Ostseite des Wildstrubel-Massivs, flankiert von mächtigen Felswänden, aber dennoch mit offenem Blick hinüber zu Balmhorn, Altels und Bietschhorn. Die familienfreundliche Hütte ist Ausgangspunkt für bekannte Wanderungen Richtung Leukerbad, Kandersteg und Adelboden sowie für zahlreiche Klettermöglichkeiten und Hochtouren im Sommer wie auch im Winter. Oft hält sich Steinwild in unmittelbarer Hüttennähe oder am Hüttenweg auf. Die Hütte ist bewartet, der Schutzraum offen. Buchung und Auskünfte sind über die Website möglich.




