«Humor ist kein Beruf, sondern eine Haltung» – Peach Weber im Gespräch
07.10.2025 KulturDerzeit tourt Peach Weber mit seiner Show «King of Gäx» durch die Schweiz und wird am 14. Oktober auch in Spiez zu Gast sein. Der «Frutigländer» wollte wissen, wer eigentlich hinter dem Komiker steckt, den wir alle zu kennen glauben.
...Derzeit tourt Peach Weber mit seiner Show «King of Gäx» durch die Schweiz und wird am 14. Oktober auch in Spiez zu Gast sein. Der «Frutigländer» wollte wissen, wer eigentlich hinter dem Komiker steckt, den wir alle zu kennen glauben.
JACQUELINE RÜESCH
Peach Weber kennt in der Schweiz jeder. Er ist in der Tat einzigartig und schon lange auf den Bühnen unterwegs. Doch wer ist er denn eigentlich wirklich?
Peach Weber, Ihre derzeitige Tour heisst «King of Gäx». Wieviele Gäx haben Sie jemals geschrieben?
Peach Weber: Keine Ahnung, ein paar Tausend. Ich habe sie nie gezählt, auch die Auftritte nicht, die ich bis heute alle gemacht habe. Eigentlich war ich ja mal Lehrer. Wie ich zum Komiker geworden bin, ist eine lange Geschichte.
Ich habe mich aus Spass 1976 für einen Talentwettbewerb an der Langstrasse angemeldet und mit einem kleinen Liedchen da mitgemacht. Da gab es Teilnehmende, die wirklich gut waren. Als ich die gehört habe, war es mir dann doch etwas peinlich, mit meinem Liedchen auf die Bühne zu treten.
Also habe ich einfach eine kleine Einleitung gemacht, in der ich mich für das Liedchen entschuldigt habe, etwa so: «Es waren vormals zehn Strophen, dann habe ich die schlechtesten rausgestrichen, jetzt sind es halt nur noch zwei.» Es war also vielmehr ein Gedicht mit Gitarrenbegleitung. Zweiter dieses Wettbewerbs bin ich dann wahrscheinlich wegen der Einleitung geworden. Die ist gut angekommen.
Und dann? Wie gings weiter?
Alles andere hat sich dann so entwickelt. Lustige Sachen zu erzählen, macht einen bei den Leuten sympathisch, deshalb versuchte ich, das Publikum und vor allem auch die Kritiker mit Humor milde zu stimmen, damit sie mir den Auftritt mit nur diesem kleinen Liedchen nicht übel nehmen. Weil es ja eine Talentshow war, waren alle wichtigen Leute der Platten!rmen und des gesamten Showbusiness dabei. Es war schon etwas Besonderes, sowas gab es danach nie mehr wieder. Ich bin also Zweiter geworden und deshalb wollten sie auch eine Platte mit mir machen. Nur, mit nur einem einzigen Liedchen und der improvisierten Einleitung war das etwas schwierig. Etwas später einigten wir uns darauf, eine rasende LP zu machen, das heisst, eine Maxisingle mit der Einleitung und dem Lied auf der einen Seite und einer Entschuldigung, dass die zweite Seite nichts enthält auf der zweiten Seite.
Mein Karrierestart als Komiker begann dann erst 4–5 Jahre später. Ohne Humor ist es sicher schwierig, Komiker zu werden, aber diese Karriere war von mir eigentlich nicht geplant. Ich war nie der Klassenclown in der Schule, ich hatte einfach gerne Spass, zusammen mit meinen Freunden. Mir waren andere Sachen wichtiger, ich genoss die Zeit mit meinen Freunden lieber im Privaten. Ich war damals auch eine Art Hippie und habe nicht verbissen nach einer Karrieremöglichkeit gesucht. Ich feierte lieber gemütlich mit Freunden am Feuer mit Gitarre und guten Gesprächen. Es ist interessant, immer wurde ich von aussen angesprochen und angefragt, Auftritte oder Ähnliches zu machen. Das ist auch besser so, man sollte die eigenen Witze den Leuten nicht aufdrängen müssen.
Wie bringen Sie sich in die richtige Laune, um Witze zu «erfinden»? Oder sind Sie einfach jemand, der immer gut drauf ist?
Ich suche nicht konkret nach Witzen. Einen, der alles lächerlich macht, kann man nicht ernst nehmen, einer, der immer ernst ist, sollte nicht Komiker werden. Mich faszinieren solche Menschen, die beide Seiten in sich haben, die etwas überlegen bei dem, was sie sagen. Die Menschen können das sehr gut unterscheiden. Ich schreibe zum Beispiel auch Kolumnen für die «Aargauer Zeitung», dort behandle ich für gewöhnlich ein ernstes Thema, auch wenn immer etwas Humor dabei ist. Es gibt Menschen, die haben Humor, und es gibt solche, die haben ihn nicht. Wenn man Humor hat, hat man die Chance, in schwierigen Situationen schneller einen Weg zu !nden, weiterzugehen. Beispielsweise die Musiker in New Orleans spielten beim Trauerumzug nach der Tragödie erst leise traurige Musik, dann wechselten sie in eine leichtere Stimmung. Der Humor schafft es, einen neuen Weg zu !nden, aus dem Ernst der Lage heraus.
Sie haben eine lustige Auswahl an Tourorten, warum gehen Sie an so viele kleine Orte, wie zum Beispiel nach Kirchberg?
Ganz einfach, es gibt nicht viel grössere Orte in der Schweiz. Diejenigen, die es gibt, die besuche ich immer. Aber ich gehe ganz gerne auch in kleinere Ortschaften. Je nach dem, was für Lokale wir buchen können. Allerdings brauche ich nicht wirklich ein besonders stimmungsvolles Lokal, es ist sicher einfacher, aufzutreten, wenn die Stimmung schon familiär ist, aber wenn das Licht im Saal weg ist, dann funktioniert es überall. Ich bin auch viel in Turnhallen. Meine Auftritte funktionieren überall.
Verbindet Sie etwas mit Spiez? Oder dem Berner Oberland?
Persönlich nicht, ich !nde es einfach eine schöne Region. Ich gehe nicht in die Ferien, also verbringe ich viel Zeit in der Schweiz. Ich reise nicht gerne und bleibe lieber zu Hause. Wir haben ein solch schönes Land, da braucht man nicht weit weg zu gehen. Ich verstehe die Leute nicht, die Stunden im Flugzeug sitzen, um an einem Ort zu sein, an welchem es nicht viel anders aussieht als bei uns. Würde ich in einem hässlichen Land leben, dann ja, dann würde ich sicher reisen, aber so, sehe ich keinen Sinn darin, wegzufahren. Ich bin gerne hier. Ausser dem Meer gibt es hier alles, was es braucht. Und selbst das ist nicht notwendig. Geht man ins Tessin, hat man Palmen, geht man in die Berge, hat man Schnee. Ich verbringe lieber einen Tag lang in der Stadt oder spaziere im Reusstal oder am Hallwilersee, der ist bei mir in der Nähe.
Sie fühlen sich also als richtiger Schweizer?
Ja, ich bin Schweizer. Ich bin froh, dass mich der Storch hier abgeladen hat. Viel haben wir jeweils ja nicht dazu beigetragen, aber ich bin gerne da und würde nie woanders hin.
Im Moment ist die ganze Weltpolitik von Idioten bestimmt. In der Schweiz ist es noch nicht so schlimm. Zum Beispiel im Vergleich zu Deutschland, wo die AfD sich wieder starkmacht.
Leider gibt es aber auch bei uns Tendenzen, die mühsam sind. In der Schweiz geht zum Glück alles etwas langsamer. Manchmal ist man dafür froh, dass die Schweizer so lange haben, bis sie sich für etwas entscheiden und auf etwas reagieren.
Die anderen Länder zeigen dann später, ob die Entscheidung jeweils richtig war. Ausserdem verteilen sich diese Entscheidungen auf sieben Köpfe und das Volk und nicht wie in anderen Ländern auf einen Dummkopf.
Was war das Schönste, das Sie jemals erlebt haben?
Die Geburt meiner Tochter. Ein Menschlein, das man begleiten darf. Dieses kleine Wunder, das kann man nicht toppen. Ich habe noch immer eine gute Beziehung zu ihr, auch wenn sie jetzt erwachsen ist. Sie war nach der Scheidung von meiner Exfrau jedes Wochenende bei mir. Ich wusste, die Zeit muss man nutzen, die Entwicklung eines Kindes geht so schnell, es gibt so viel Neues, das passiert. Ich war ein relativ alter Vater, mit 40, und hatte die Möglichkeit, die Zeit für sie freizuhalten. Während dieser Jahre machte ich am Wochenende keine Auftritte, damit ich für sie da war. Das war die beste Entscheidung, die ich je getroffen hatte.
Was war das Schlimmste, das sie erlebt hatten?
Diese Frage ist schwierig zu beantworten. Das sind immer mehrere Dinge. Die Eltern, die sterben, das ist schlimm. Aber solche Dinge sind auch normal, man muss mit ihnen leben. Wenn man das nicht akzeptieren kann, darf man nicht alt werden. So richtig schlimme Erfahrungen habe ich zum Glück nicht gemacht. Es war Glück, darauf hat man keinen Einfluss. Man kann vorsichtig durch das Leben gehen und alles richtig machen und trotzdem vom Auto überfahren werden.
Ich kann mich noch erinnern, dass Sie auch während meiner eigenen Kindheit Thema in der Familie waren und viele Witze von Ihnen wiederholt wurden. Wie ist das für Sie, dass Sie vielen als bekannt oder gar als verwandt vorkommen?
Die Leute behandeln mich tatsächlich wie einen alten Freund. Aber sie sind sehr anständig und respektieren mich als Person. Sie verlangen nicht immer Witze von mir, ausser vielleicht mal ein Betrunkener an einer Bar oder so, aber das passiert selten. Manchmal fragen sie nach Sel!es mit mir, aber sie fragen anständig und dann mache ich das auch. Ansonsten sprechen die Menschen eher über sich selbst. Es ist schön, ihr Vertrauen zu haben – eine Art Kompliment.
Gibt es auch negative Reaktionen auf Sie? Zum Beispiel punkto Politik …
In diesen 40 Jahren, in welchen ich auf der Bühne bin, ist das selten vorgekommen. Die Schweizerinnen und Schweizer sind im Schnitt sehr vernünftig. Es gibt ja nicht eine Seite, die recht hat, und eine, die falsch liegt. Die Leute, die das denken, sind ganz dumm. Es gibt andere Sichtweisen, das muss man aushalten, das ist die Idee der Demokratie. Wenn ich etwas schreibe, ist das meine Meinung. E-Mails beantworte ich. Ich denke, jeder, der mich anspricht, hat ein Recht auf Antwort. Ich lese aber absolut keine Kommentare, das bringt nichts, denke ich.
Sie waren vor langer Zeit einmal Lehrer. Was halten Sie von den Änderungen im Schulsystem in Bezug auf die neuen Medien?
Sicher muss man diese in den Unterricht einbauen. Allerdings hätte ich als Lehrer das Handy in der Schulzeit sofort verboten. Es gibt keinen Grund, das Handy während der Schulzeit zu nutzen. Der Umgang damit wird gelernt, wenn man es 24 Stunden benutzen kann. Aber richtig gelernt wird etwas, wenn es auch mal weggelegt werden muss.
Auch kann das Mobbing über die sogenannten Sozialen Medien sehr schlimm sein. Schülerinnen und Schüler, die dauernd auf TikTok oder Ähnlichem sind, verblöden meiner Meinung nach. Ihre Aufmerksamkeitsspanne wird immer kürzer. Wenn dann der Unterricht in der Schule mal etwas weniger aktiv ist, wird ihnen schnell langweilig und sie schalten ab. Das ist bewiesen.
Als Eltern einem Kind ein i-Pad zu geben, ist einfach, man hat seine Ruhe. Mit ihnen in den Wald zu gehen, etwas mit ihnen zu unternehmen, verlangt, dass man dabei ist, sich auf sie einlässt.
Die nächste grössere Veranstaltung ist für das Jahr 2027 geplant und heisst «Fertig lustig». Heisst das, Sie hören auf?
Ja, ich plane keine weiteren Tourneen mehr. «King of Gäx» ist die letzte Tour. «Fertig lustig» wird eine dreitägige Veranstaltung im Züricher Hallenstadion sein. Ich möchte keine ganze Tour mehr machen. Nicht, dass es mir keinen Spass macht. Die Vorstellungen selbst machen mir noch sehr viel Spass, auch wenn sie viel Energie abverlangen, geben sie auch viel zurück. Es ist immer eine Belohnung, wenn man 500 Leute zum Lachen bringt. Aber die Reisen, die Hotelaufenthalte und alles um die Vorstellungen herum macht mich sehr müde. Danach werde ich wahrscheinlich nur noch an Dorffesten oder kleineren Veranstaltungen auftreten.
Was werden Sie machen? Haben Sie ein bestimmtes Ziel, das Sie verfolgen möchten?
Ich werde danach bestimmt etwas machen, aber ich weiss noch nicht, was. Ich schaue, dass es etwas ruhiger wird, danach wird mir sicher etwas in den Sinn kommen. Man weiss nie, was passieren wird.
«King of Gäx» auf grosser Tournee
Nach der erfolgreichen Frühlingstournee 2025 führt Peach Weber seine 17. Tournee «King of Gäx» im Herbst weiter. Nach Mister Bean und Charlie Chaplin feiert Peach nun den Erhalt des höchsten Ehrentitels der europäischen Unterhaltungsszene «King of Gäx».
Es war der 24. Juli 2022, als Peach Weber auf dem humoristischen Olymp angekommen ist. In einer feierlichen Zeremonie in London erhielt er im Beisein der damals noch einigermassen lebenden Queen und dem damals noch im Standby stehenden Prinz Charles den wohl prestigeträchtigsten Titel der Unterhaltungsbranche: «King of Gäx». Und zwar nicht von irgendwem, sondern vom Dekan der Royal University of Europeans Funniest People. Diese Ehre wurde bisher nur Charlie Chaplin und Mister Bean zuteil – und nun also auch Peach Weber! Was für ein Ritterschlag!
Von so viel Adel inspiriert, packte Peach sein Zepter oder zumindest seinen Kugelschreiber und schrieb sein 17. Programm: «King of Gäx». Und weil er eben nicht nur ein König, sondern auch ein Mann des Volkes ist, bringt er es nun auf die Bühnen der Schweiz.
Peach bleibt bescheiden – fast!
Trotz des internationalen Ruhms bleibt Peach seiner Heimat treu. Anstatt sich eine goldene Kutsche anzuschaffen oder den Buckingham Palace als Zweitwohnung zu beanspruchen, tourt er weiter durch das helvetische Land. Die Weltkarriere? Ach, die kann warten! Viel wichtiger ist, dass sein Publikum auch im 17. Programm wieder auf seine Kosten kommt – mit gewohnt scharfsinnigem Humor, skurrilen Geschichten und einer Prise royaler Selbstironie.
Nach unzähligen Auszeichnungen wie der «Oltener Gurke», der «Spreitenbacher Humorgarette» und dem «Salzburger Goldhamster» ist «King of Gäx» die Krönung seines Schaffens. Doch eines bleibt gewiss: Peach ist und bleibt der charmante Knallfrosch aus dem Aargau, der mit seiner unvergleichlichen Art die Menschen zum Lachen bringt.
Seine Abschiedsvorstellung im Oktober 2027 im dreifach ausverkauften Hallenstadion mag bereits angekündigt sein – doch bis dahin gilt: «Es lebe der König!»
RED
Tickets für die Vorstellung im Spiezer Lötschbergsaal: Der Vorverkauf für die Show am 14. Oktober 2025 ist bereits eröffnet. Tickets sind unter der Tel. 0900 800 800 (Fr. 1.19/ Min.), in Coop-City-Filialen sowie online unter www.ticketcorner.cherhältlich.