Hunde erschnüffeln vergrabene Larven
04.11.2025 LanwirtschaftDie Larven des Japankäfers im Boden aufzuspüren, ist alles andere als einfach. Sie verbergen sich in Tiefen zwischen fünf und zwanzig Zentimetern. Wer bei einem Verdacht Gewissheit will, müsste grosse Bodenflächen umpflügen – ein teurer und ...
Die Larven des Japankäfers im Boden aufzuspüren, ist alles andere als einfach. Sie verbergen sich in Tiefen zwischen fünf und zwanzig Zentimetern. Wer bei einem Verdacht Gewissheit will, müsste grosse Bodenflächen umpflügen – ein teurer und ökologisch belastender Eingriff.
«Unseres Wissens gibt es kein anderes Mittel, das so wirksam ist wie Hunde, um die Larven unter der Erde aufzuspüren», sagt Chiara Baschung. Gleichzeitig betont sie, dass der Einsatz der Tiere die bestehenden Pheromonfallen ergänzt, die erwachsene Käfer anlocken und fangen.
Strenge Vorgaben für Forschungsteams
Die Umsetzung des Projekts stösst jedoch auf strikte gesetzliche Hürden. Der Japankäfer gilt in der Schweiz als Quarantäneorganismus. Jede Form von Umgang ist streng geregelt, Transporte sind weitgehend verboten, und Forschungsarbeiten unterliegen hohen Sicherheitsauflagen. Zwei Jahre lang arbeiteten Aline Lüscher und Chiara Baschung daran, die nötigen Bewilligungen zu erhalten. Erst danach durften sie mit lebenden Larven arbeiten. Bis dahin trainierten sie ihre Hunde mit speziell präparierten Geruchsproben aus dem Tessin und aus Italien, die für den Transport zugelassen waren.
Rassenspezifische Stärken
Seit etwa einem Jahr liegt die offizielle Genehmigung vor, lebende Larven im Training einzusetzen. Geübt wird in den gesicherten Gewächshäusern der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften. Die Larven befinden sich in verschlossenen Behältern, eingebettet in Substrat, das echten Boden simuliert. Die Hunde müssen den Geruch trotz Tiefe, Fremdgerüchen und Ablenkung eindeutig erkennen.
Derzeit trainieren sieben Hunde verschiedener Rassen, darunter Braque Français, English Pointer, Australian Kelpie, Border Collie, Malinois und Dalmatiner. «Jede Rasse hat ihren eigenen Stil und ihr eigenes Temperament», erklärt Baschung. Manche Hunde arbeiten konzentriert mit der Nase am Boden, andere scannen schneller die Luft. Einige sind systematisch und ausdauernd, andere reagieren flink und spontan. Diese Vielfalt helfe, die beste Suchstrategie zu entwickeln.
Test im echten Gelände steht bevor
Die bisherigen Resultate sind vielversprechend. Die Hunde finden die Larven auch dann zuverlässig, wenn der Geruch nur schwach wahrnehmbar ist. Nun folgt die entscheidende Phase: Tests draussen auf realem Gelände, mit Wind, Feuchtigkeit, Geräuschen und Vegetation. «Erst wenn die Hunde unter echten Bedingungen arbeiten, ist die Ausbildung abgeschlossen», sagt Baschung.
Zeit ist ein entscheidender Faktor
Besonders im Kampf gegen den Japankäfer zählt jeder Monat. «Im Tessin ist es bereits zu spät. Dort sind die Larven überall, ein Suchen bringt nichts mehr», erklärt Baschung. In Kantonen wie Waadt, Genf oder Bern hingegen könnten Spürhunde helfen, erste Befallsherde früh zu erkennen und teure wie invasive Massnahmen zu vermeiden.
Finanzierung weiterhin offen
Langfristig möchten die beiden Umweltingenieurinnen ein spezialisiertes Einsatzteam aufbauen, das Betriebe und Behörden unterstützen kann. Noch allerdings arbeiten sie ohne öffentliche Finanzierung. Material, Transport und Training finanzieren sie privat sowie mit einzelnen Spenden. «Solange wir keinen voll funktionsfähigen Dienst anbieten können, ist es schwierig, Unterstützung zu erhalten», sagt Baschung.
Sie hofft jedoch, dass die bisherigen Erfolge Förderinnen und Förderer überzeugen werden.
RED


