Vor einer Woche weckte ein NZZ-Artikel Zweifel, ob die Bewohner-Innen für die Räumung des früheren Munitionslagers wirklich ihr Dorf verlassen müssen. Jürg Grossen und Ernst Wandfluh hatten sich für genau diese Lösung stark gemacht, und die aus Adelboden ...
Vor einer Woche weckte ein NZZ-Artikel Zweifel, ob die Bewohner-Innen für die Räumung des früheren Munitionslagers wirklich ihr Dorf verlassen müssen. Jürg Grossen und Ernst Wandfluh hatten sich für genau diese Lösung stark gemacht, und die aus Adelboden stammende Andrea Zryd sitzt heute in der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats. Wie sehen sie den Zeitungsartikel?
MARK POLLMEIER
Die im Artikel geäusserte Kritik sei ja nicht neu, sagen Jürg Grossen und Ernst Wandfluh. Die Darstellung der NZZ ändere daher nichts an ihrer bisherigen Einschätzung. Beide Nationalräte verlassen sich weiter auf die Fachleute des VBS. Meinungen gebe es viele und man könne sich immer über Eventualitäten streiten. Aber das VBS habe bisher nachvollziehbare Entscheidungen auf einer serösen Basis gefällt. Dementsprechend sehen die beiden keinen Grund, den eingeschlagenen Weg zu verlassen. «Das VBS hat ohnehin die Pflicht, jedes Jahr einen Bericht zur aktuellen Entwicklung zu Handen der zuständigen Kommission abzugeben, womit die Parlamentarier jährlich ein Update erhalten», so Jürg Grossen.
Apropos Kommission: Könnte das «Projekt Mitholz» aufgrund der NZZ-Darstellung im Parlament noch einmal zum Thema werden? Grossen und Wandfluh erwarten das nicht, aber möglich sei natürlich vieles.
Eine «Riesenabwägung»
Andrea Zryd ist seit Dezember 2023 Mitglied des Nationalrats. Sie sitzt heute in der Sicherheitspolitischen Kommission – also in jenem Gremium, das im Nationalrat für das «Projekt Mitholz» zuständig ist. Der Entscheid, zu räumen und das Dorf zu evakuieren, sei eine «Riesenabwägung» gewesen, sagt Zryd. Alle seien sich bewusst gewesen, welche Konsequenzen dieser Weg habe. Menschen zu entwurzeln, ihrer Heimat zu berauben – das seien natürlich sehr schwerwiegende Folgen. «Ich bin sicher, dass niemand das auf die leichte Schulter genommen hat», so Andrea Zryd.
Sie selbst war damals nicht am Entscheidungsprozess zu Mitholz beteiligt, kann heute aber in der Kommission zu zurückliegenden Geschäften Fragen stellen. Den gewählten Weg – Räumung und Evakuierung – kann Zryd nachvollziehen. «Man muss sich nur vorstellen, man würde nicht evakuieren und es käme in Mitholz zu einer grösseren Explosion – dieses Risiko kann niemand eingehen.» Es gehe dabei schliesslich um Menschenleben. Abgesehen davon verlaufe durch Mitholz eine wichtige Verkehrsachse.
Warum nicht schon früher?
Zum NZZ-Artikel sagt Zryd, sie sei keine Fachperson und müsse sich auf die Experten des VBS und deren Einschätzung verlassen. Wenn nun jemand der Meinung sei, der gewählte Weg sei falsch – «warum haben diese Leute sich nicht früher gemeldet?», fragt Zryd und erwähnt auch die Möglichkeit, Politiker anzusprechen oder die Medien einzuschalten. «Ich weiss nicht, ob das damals passiert ist.» Nachdem ein Entscheid getroffen wurde, sei es jedenfalls schwierig, noch Einfluss zu nehmen. «Jetzt ist der Prozess zu weit gediehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das alles nun wieder in Frage gestellt wird.»