«Ich mache eigentlich alles gerne»
09.07.2024 GesellschaftBERUFSWELT Der Frutiger Gian Abbühl hat kürzlich seine Ausbildung zum Landmaschinenmechaniker EFZ abgeschlossen. Nicht nur sein Beruf, sondern auch sein grösstes Hobby hat mit Landwirtschaft und Maschinen zu tun.
KATHARINA WITTWER
«Mein ...
BERUFSWELT Der Frutiger Gian Abbühl hat kürzlich seine Ausbildung zum Landmaschinenmechaniker EFZ abgeschlossen. Nicht nur sein Beruf, sondern auch sein grösstes Hobby hat mit Landwirtschaft und Maschinen zu tun.
KATHARINA WITTWER
«Mein Bubentraum war es, Landwirt zu werden. Kann man innerhalb der Familie keinen Hof übernehmen, ist es aber schier aussichtslos», ist sich Gian Abbühl bewusst. Da ihm Maschinen sowieso näher sind als Kühe, lernte er Landmaschinenmechaniker und bereut seine Berufswahl nicht im Geringsten. Vorbelastet sei er durch den Vater, der für Landwirte Lohnarbeiten ausführt und verschiedene Maschinen besitzt. Abbühl juniors grösstes Hobby ist es, seinem Vater beim Mähen, Siloballenpressen oder beim Gülle«verschlauchen» zu helfen.
«Ich mache eigentlich alle Arbeiten gern»
In der achten Klasse schnupperte der Frutiger in vier Firmen. Schliesslich konnte er bei Schmid Landmaschinen in Kandergrund die vierjährige Lehre zum Landmaschinenmechaniker absolvieren. «Der Beruf ist sehr vielseitig, das gefällt mir sehr. Mal repariere ich einen Rasenmäher, mal erledige ich den grossen Service an einem Traktor und mal installieren wir zu zweit eine Heubelüftung», erzählt der 19-Jährige, nachdem er gerade neue Pneus für einen Transporter montiert hat. Als Nächstes schraubt er die Räder wieder an. Damit er diese Arbeit rückenschonend ausführen kann, wurde das Gefährt auf den Lift gestellt und auf eine ideale Arbeitshöhe gebracht. «Zum Hochheben der neu bestückten Räder bat ich einen Kollegen um Hilfe. Zu zweit geht es besser und schneller, als wenn der Lift erst runter- und anschliessend wieder hochgefahren werden müsste», erklärt er.
Kaum hatte der Lernende das «Autobillett» in der Tasche, durfte er bereits allein ausrücken, um bei einem Kunden ein Gerät zu reparieren. Gemäss Kalender wäre jetzt der Heuet im Gang – die strengste Zeit des Jahres auch für seine Berufsgattung. Im Sommer gehen die meisten Maschinen kaputt, und kein Kunde will auf den nächsten Tag vertröstet werden. Im Gegenteil: Da wird sofort ausgerückt, um den Defekt zu finden und die Reparatur auszuführen. Ist kein Ersatzteil an Lager, muss es bestellt werden. Kann eine Maschine tatsächlich erst am Folgetag wieder flott gemacht werden, bietet man dem Kunden ein Ersatzfahrzeug an.
Nach der unbeliebtesten Tätigkeit gefragt, überlegt Gian Abbühl eine Weile. «Ich mache eigentlich alles gerne.» Zögerlich fügt er schliesslich an, dass Mäher nicht seine Lieblinge seien.
Individuelle Ausstattungen sind interessant
Wird vom Hersteller eine bestellte Maschine angeliefert, muss sie vor dem Ausliefern auf Herz und Nieren geprüft und kontrolliert werden. Möglicherweise hat der Kunde Sonderwünsche, die ab Werk nicht vorgesehen sind. Für den Einsatz an steilen Hängen beispielsweise sorgen Doppelräder für mehr Sicherheit. Die Befestigungsmechanismen werden individuell angeschweisst.
Zudem sind wegen der Überbreite rotweisse Tafeln notwendig, die bei Fahrten auf der Strasse auszuklappen sind. «Manchmal stellen wir selbst ein gewünschtes Stück her, wie zum Beispiel ein speziell gekrümmtes Rohr für ein Heugebläse», sagt Abbühl.
Noch bis Ende Jahr kann er bei seinem bisherigen Arbeitgeber bleiben. Im Januar muss er in die RS einrücken – als Motorfahrzeugmechaniker. Ob er später die Weiterbildung zum Diagnosetechniker (früher: Werkstattleiter) oder gar die Meisterprüfung ablegen will, kann er noch nicht sagen.