In trockenen Jahren wird Wasser Mangelware
03.05.2023 Aeschi, AeschiriedDie 122. HV der Wasserversorgungsgenossenschaft (WVG) Aeschi-Spiez vom 28. April stand im Zeichen grosser Veränderungen – Veränderungen, die derzeit noch kaum sichtbar, aber wohl unausweichlich sind. Zunächst stand aber der Rückblick auf ein insgesamt sehr ...
Die 122. HV der Wasserversorgungsgenossenschaft (WVG) Aeschi-Spiez vom 28. April stand im Zeichen grosser Veränderungen – Veränderungen, die derzeit noch kaum sichtbar, aber wohl unausweichlich sind. Zunächst stand aber der Rückblick auf ein insgesamt sehr ruhiges Geschäftsjahr 2022 an.
MARTIN NATTERER
Nach wie vor glänzt die WVG Aeschi-Spiez durch hervorragende Wasserqualität. Andernorts schwierige Themen wie Pestizide oder Medikamentenrückstände sind hier kein Thema. Die WVG hat zur Feststellung der Wasserqualität eigene Messkapazitäten. Nur gelegentlich arbeitet sie eng mit dem Wasserlabor Thun und externen Instituten zusammen.
Auch die mittlerweile im Thunersee angekommene invasive Quaggamuschel konnte dem Leitungssystem bisher nichts anhaben. Insgesamt wurden im vergangenen Geschäftsjahr rund 1,57 Millionen Franken für Ersatz, Reparatur und Neubauten von Wasserleitungen aufgewendet, immer eingedenk des Umstandes, dass manche Leitungen noch aus dem Gründungsjahr der Wasserversorgungsgenossenschaft, also von 1901, stammen.
In Zukunft müsse die Zusammenarbeit der Wasserversorger im Vordergrund stehen, erläuterte Christian Fahrni, Präsident der WVG Aeschi-Spiez. Die Gründung gemeindeübergreifender Aktiengesellschaften sei seines Erachtens jedoch der «falsche Weg», denn die Interessen der Aktionäre widersprächen sich oft. Stattdessen solle das Wasser «der Allgemeinheit gehören» und von Fachleuten gefördert und verteilt werden, so Fahrni.
Probleme durch Trockenphasen
Von solchen Diskussionen wird auch die WVG Aeschi-Spiez künftig nicht unberührt bleiben. Denn: «Wasser wird Mangelware», und in Zukunft wird es in trockenen Jahren zum Teil gerade dort erhebliche Schwierigkeiten geben, wo das Wasser aus Quellschüttungen bereitgestellt wird. Die Zahlen sprechen dabei für sich: In einem trockenen Jahr wie 2022 mussten über 40 000 m3 mehr Wasser aus Wimmis und rund 30 000 m3 mehr Wasser aus dem Kandergrien bezogen werden. Auch auf die Stromproduktion hatten die trockenen Monate des vergangenen Jahres Einfluss, denn diese ist von der Quellenleistung abhängig und sinkt naturgemäss mit der Quellenausschüttung selbst.
Ein ruhiges, erfolgreiches Geschäftsjahr
Trotz der trockenen Wetterlagen konnte das Jahr 2022 erfolgreich abgeschlossen werden. Der Jahresgewinn stieg nur geringfügig auf 2453.71 Franken, aber die flüssigen Mittel nahmen um fast 90 000 auf rund 975 000 Franken zu. Dies hat ursächlich damit zu tun, dass der Betriebsaufwand um fast 200 000 Franken gesenkt werden konnte, während der Verwaltungsaufwand geringfügig zunahm.
Diskutiert wurde an der HV der WVG die nach wie vor als mager anzusehende Zinsausschüttung auf die Anteilsscheine von 1,25 Prozent, was einer Ausschüttungssumme von knapp 20 000 Franken entspricht.
Grosse Investitionen erforderlich
Im Kontrast dazu steht der in den Jahren 2023 bis 2027 geplante Investitionsaufwand von rund 7,8 Millionen Franken. Hierzu werden auch im Kapitalbereich grössere Anstrengungen notwendig sein, Anstrengungen, die aber von Bund und Kanton unterstützt werden.
Der grösste Teil dieser Investitionen wurde bereits an früheren HVs gutgesprochen, sodass man jetzt gespannt sein darf auf die Art der Umsetzung und die Kapitalisierung der geplanten Aufwendung. Im Hinblick auf das über 120-jährige Alter mancher Leitungen sind die geplanten Investitionen sicher sinnvoll.
Tag der offenen Tür geplant
Überraschend war, dass der erst im vergangenen Jahr neu dem VR beigetretene Jean-Pierre Buchs zum Jahresende 2022 seine Demission verkündet hatte. An seiner Stelle wurde neu der IT-Fachmann Erwin Jungen aus Aeschi gewählt.
Bürgernähe soll an einem «Tag der offenen Tür» am 13. Mai praktiziert werden. Das im Volksmund auch «Wasserhüsi» genannte blaue Gebäude der WVG am Spiezer Faulenbachweg wird für einmal ganztags geöffnet. Der Anlass verspricht interessante Einblicke in die betriebliche Praxis der Wasserversorgung.