ASYLPOLITIK Der Kanton sucht händeringend nach Unterbringungsmöglichkeiten für Geflüchtete. Unbegleitete Minderjährige (UMA) werden neu an der Lenk untergebracht. Dies war einst auch in Kandersteg vorgesehen.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
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ASYLPOLITIK Der Kanton sucht händeringend nach Unterbringungsmöglichkeiten für Geflüchtete. Unbegleitete Minderjährige (UMA) werden neu an der Lenk untergebracht. Dies war einst auch in Kandersteg vorgesehen.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Die Anzahl der Schutzsuchenden aus der Ukraine und von Asylsuchenden aus anderen Ländern nimmt laufend zu. Bei gleichbleibendem Zustrom und tendenziell grösser werdender Wohnungsknappheit sind die Unterbringungsmöglichkeiten des Kantons im Verlauf des Septembers oder Oktobers erschöpft. Die Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion (GSI) des Kantons Bern bereitet deshalb Notunterkünfte vor und sucht weitere freie Gebäude oder Räume (der «Frutigländer» berichtete).
Seit Frühjahr 2022 hat die GSI rund 30 neue Kollektivunterkünfte mit einer Kapazität von etwa 3500 Plätzen in Betrieb genommen. Per Stichtag 2. August 2023 werden im Kanton Bern 7801 Schutzsuchende mit Status S, 6157 reguläre Asylsuchende und 507 unbegleitete Minderjährige (UMA) betreut. Die Anforderungen in Sachen Unterbringung und Betreuung sind für Letztere grösser als beispielsweise für erwachsene Einzelpersonen.
Seit Anfang dieser Woche steht das Haus «Azalee» im Reka-Feriendorf an der Lenk für maximal 24 UMA zur Verfügung. Das Mietverhältnis ist befristet bis Ende Februar 2025 respektive bis zum Abbruch des Hauses. Die Betreuung und Beschulung erfolgt durch die Stiftung «Zugang B» durch Fachpersonal vor Ort.
«Diese Unterkunft steht nicht mehr zur Verfügung»
Grundsätzlich wäre auch Kandersteg vorgesehen gewesen, UMA aufzunehmen. Im September 2016 hat der Kanton das flache Gebäude der Armeeapotheke beim Dorfeingang als «strategische Reserve» für genau solche Fälle übernommen. Bis zu 40 unbegleitete minderjährige Asylsuchende hätten dort untergebracht werden können, falls es einen kurzfristigen Ansturm gegeben hätte. Betont wurde damals an einem Informationsanlass, dass keinesfalls Erwachsene in Kandersteg einquartiert würden. Die Eignung für UMA wurde vor allem damit begründet, dass die Unterkunft oberirdisch gelegen sei. Vor einem Bezug hätte das Gebäude noch entsprechend eingerichtet werden müssen. Dazu kam es nie.
Wie die GSI auf Nachfrage erklärt, wird dies auch nicht mehr passieren – trotz der Dringlichkeit der Unterkunftssuche. Laut GSI-Kommunikationsleiter Gundekar Giebel wurde bereits Anfang 2022 der Dienstbarkeitsvertrag zwischen dem kantonalen Amt für Bevölkerungsdienste und dem Bund für diese Reserveunterkunft aufgelöst. Gemeindeschreiberin Anita Allenbach bestätigt diesen Sachverhalt. Als Grund gibt Giebel an, der Bund habe «im Rahmen des Projektes Mitholz Eigenbedarf angemeldet. Daher steht diese Unterkunft für den Kanton nicht mehr zur Verfügung.»