21 Kampfrichter werden am kommenden Sonntag über Siege, gestellte Gänge oder Niederlagen entscheiden und Punkte vergeben. Einer von ihnen ist der Aeschirieder Franz Megert.

KATHARINA WITTWER
Sie tragen Halbleinhose und Kühermutz, stehen neben dem Sägemehlring oder sitzen zu zweit am Tisch, kontrollieren die Schwinger vor dem Greifen aufs korrekte Tragen der Zwilchhose, stoppen die Zeit und erteilen während eines Zweikampfes bei Bedarf einen kurzen Befehl oder ein Handzeichen; die Rede ist von den Platzkampfrichtern.

Der Werdegang
Statt von den Jungschwingern zu den Aktiven zu wechseln, hängte Franz Megert damals seine Zwilchhose an den berühmten Nagel. Dem Schwingsport ist das Mitglied der Sektion Aeschi jedoch treu geblieben, wenn auch in einer anderen Funktion. «Vor etwa 15 Jahren ermunterte mich unser damaliger Präsident, mich als Kampfrichter zu betätigen. Kampfrichteraubildungen waren damals noch unbekannt und wurden erst im Laufe der folgenden Jahre eingeführt», erinnert er sich. Mittlerweile absolviert jeder neu eingesetzte Kampfrichter einen Grundkurs. Zu Beginn wird man in der Stufe I bei den Jungschwingern eingesetzt, um praktische Erfahrungen zu sammeln. Stufe II berechtigt dazu, bei den Aktiven und an Kranzfesten zu richten und Stufe III reicht bis zum kantonalen Nachwuchs sowie zu den Aktiven. «Gemeinsam mit den Kollegen des mittelländischen Gauverbandes absolvieren wir jeden Frühling in Thun einen Wiederholungskurs», so Megert. «Mitglieder der technischen Kommission informieren uns über geänderte Regeln, wir diskutieren über Entscheide in heiklen Situationen und tragen unsere Wunschdaten in eine Liste ein. Diese WKs sind wertvoll und wichtig.»

Wer mit wem?
Vor dem Anschwingen stellt der Einteilungspräsident Dreierteams zusammen, die den ganzen Tag über für einen Ring verantwortlich sind. Dabei berücksichtigt er deren unterschiedliche Herkunft. Ein Kampfrichter steht neben dem Sägemehl, die beiden anderen sitzen am Tisch und beobachten das Geschehen aus der Distanz. Nach jedem Gang wird rotierend gewechselt. «Manchmal diskutieren wir darüber, welche Note wir vergeben, denn jeder hat einen anderen Blickwinkel. In der Regel einigen wir uns aber rasch.» Natürlich gebe es immer auch strittige Entscheide. Schon Jungschwinger lernen, damit zu leben. Mal fällt ein Beschluss zu seinen Gunsten aus, ein anderes Mal nicht. «Das gehört zu diesem Sport. Mehr Mühe damit haben manchmal Zuschauer und Journalisten.» Von Videoschiedsrichtern hält Megert nichts. Im Gegenteil: Er fände es schade für den Schwingsport, wenn es so weit käme.

Zug 2019 – einer der Höhepunkte
Während einiger Jahre war Franz Megert als Kampfrichter auf Stufe IV tätig. Dies berechtigt zum Einsatz an Festen mit eidgenössischem Charakter, wie etwa dem Unspunnen- und dem Kilchberg-Schwinget oder dem «Eidgenössische» (ESAF). «Es war mir eine Ehre, am ESAF 2019 in Zug in der Arena zu stehen und mit Kollegen aus anderen Verbänden die Punkte zu vergeben. In dieser Saison war ich gegen 20-mal im Einsatz.»

In schönster Erinnerung geblieben ist ihm die Leitung des Schlussganges auf dem Stoos ein Jahr zuvor: Bieri Marcel (ZG) gegen Kramer Lario (FR). Kramer entschied den Gang für sich und war nach rund 40 Jahren der erste Südwestschweizer, der dieses Bergfest gewinnen konnte. «Das war auch für mich ein bleibender Moment!»

ZUR PERSON

Franz Megert wurde 1979 in Aeschiried geboren und lebt seit zwölf Jahren wieder dort. Der gelernte Metzger arbeitet als Heizwerkführer in der AVAG Thun im Drei-Schicht-Betrieb. Er ist verheiratet und Vater dreier vorschulpflichtiger Kinder. Neben der Familie, dem Schwingsport und wegen seiner unregelmässigen Arbeit bleibt keine Zeit mehr für weitere Hobbys.

WI

Kein Fest ohne Richter

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