Touristikerinnen ins Parlament!

Nun lächeln sie uns wieder von Plakaten entgegen und werben mit mehr oder weniger verständlichen und eingängigen Slogans – die Kandidaten und Kandidatinnen für den Stände- und den Nationalrat. Die Zahl der Parlamentswilligen ist so gross wie noch nie. Wie es um die Fähigkeiten für das Amt eines Volksvertreters oder einer Kantonsrepräsentantin steht, haben die sonst so fleissigen Meinungsforschenden meines Wissens hingegen noch nicht eruiert.
Aktuell liegt der Frauenanteil im Nationalrat bei 41,5 und im Ständerat nur bei 25 Prozent. In der grossen Kammer beträgt das Durchschnittsalter 51, in der kleinen Kammer 57 Jahre. Sechs von zehn der Gewählten verfügen über einen akademischen Abschluss. Bezüglich ihrer Berufe bilden die Schweizer Parlamentsmitglieder kein genaues Abbild der Gesellschaft. Neben einem knappen Viertel Vollblutpolitiker fällt der hohe Anteil an Managerinnen und Freiberuflern (je 13,4 Prozent), Anwältinnen (fast 12 Prozent), Landwirten (6,5 Prozent) und Lehrpersonen (6,1 Prozent) auf. Rechtsanwälte und Juristinnen machen nur etwa 0,3 Prozent der gesamten erwerbstätigen Bevölkerung aus, während sie im Parlament mehr als einen Zehntel der Sitze besetzen. Das Gleiche gilt für Bauern und Bäuerinnen: Sie stellen etwa zwei Prozent der Erwerbenden, ihr Anteil in der Legislative liegt jedoch gut drei Mal höher.
In der Studie der Uni Lausanne von 2019 findet sich unter den 14 statistisch erhobenen Berufsgattungen keine Hotelière, kein Bergführer, keine Skilehrerin, kein Bergbahndirektor, keine Leiterin einer Tourismusdestination. All die Berufsleute, die sich für das Wohl der einheimischen und ausländischen Gäste in der Schweiz einsetzen, sind nicht – oder mindestens nicht direkt – im Parlament vertreten. Dabei ist der Tourismus einer der Pfeiler unserer Volkswirtschaft und ein bedeutender Arbeitgeber.
Wird so die Wahl zur Qual? Unter tourismuswahlen.ch besteht eine Online-Wahlhilfe des Schweizer Tourismus-Verbands. Diese ermöglicht es, die Kandidierenden aus jedem Kanton zu finden, die dem Tourismussektor am nächsten stehen. Zudem ist eine Filterung nach Parteien möglich. So wird ersichtlich, wer innerhalb einer Partei tourismusfreundlich eingestellt ist. Zu meiner Überraschung gibt es hier weder einen sprachlichen oder geografischen Graben noch ein klassisches Linksrechts Schema.
Grundsätzlich entscheidend scheint mir, dass möglichst viele Stimmbürgerinnen und Stimmbürger ihr Wahlcouvert rechtzeitig an die Gemeinde schicken oder am Abstimmungssonntag an die Urne gehen. Schön wäre es, wenn auf dem Stimmzettel auch Kandidatinnen und Kandidaten aus den Reihen des Tourismus und den ihm nahestehenden Bereichen stehen würden. Sollten nicht mehr Frauen und Jüngere in Zukunft über die Entwicklungen von Ferien und Freizeit bestimmen? Sie haben die Wahl!

KURT METZ

MAIL@KURTMETZ.CH

Kolumne – Punktlandung

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