KOLUMNE – VIS-À-VIS

  18.10.2022 Kolumne

Fünf Tipps für ein gutes Arbeitsklima

«Guten Tag, in unserem KMU-Betrieb haben wir gemäss den Mitarbeiterumfragen ein gutes Arbeitsklima. Dennoch sind wir stets darum bemüht, es zu verbessern. Haben Sie ein paar kreative Tipps?» (R.F., 54)

Liebe Frau F., eine brillante und enorm wichtige Frage. Gilt doch, dass eine Zigarette unser Leben um zwei Minuten, ein Whiskey um vier Minuten, ein Arbeitstag aber um acht Stunden verkürzt! Hier meine Tipps für ihren Betrieb:

1. Führen Sie Not-to-do-Listen ein! Es ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen: Wir konzentrieren uns gerne auf das, was wir machen müssen. Unsere unzähligen To-do-Listen zeugen davon. Darob vergessen wir fast die befreiende Kraft einer Not-to-do-Liste. Führen Sie folgendes Experiment durch: Schreiben Sie nach dem Frühstück all das auf, was Sie heute nicht machen müssen. Danach schreiben Sie all das auf, was Sie heute wirklich erledigen müssen. Sie werden feststellen, dass die paar Dinge, die Sie machen müssen, gegenüber all den Dingen, die sie nicht zu erledigen haben, kaum ins Gewicht fallen. Adaptieren Sie nun diese Erfahrung auf Ihr Geschäft. Stellen Sie beispielsweise in der Mitte des Büros ein Flipchart auf. Notieren Sie darauf all das, was ihre Mitarbeiter:innen heute nicht erledigen müssen. Es wird auf Letztere eine befreiende Wirkung haben.

2. Ersetzen Sie Sitzungen durch Gehungen. Sitzungen – allein beim Lesen dieses Wortes wird es einem schläfrig. Ja, warum eigentlich nicht gleich Liegungen? Nein, was ihre Mitarbeiter:innen brauchen, sind Gehungen. Die Vorteile liegen auf der Hand. Frische Luft, Sonne im Gesicht und das Rauschen der Blätter. Da lebt und denkt es sich gleich viel besser. Alle wahrhaft grossen Gedanken kommen einem beim Gehen, sagte Nietzsche. Wie recht er hat! Wenn die Muskeln kein Fest feiern, kommt das Gehirn auch nicht in Stimmung.

3. Erfinden Sie ein neues Wording! Die Kraft der Sprache ist enorm. Reden sie darum bspw. anstatt vom Arbeitsplatz neu vom «Ort für Selbstverwirklichung». Oder anstatt vom Fachausschuss neu vom «Raum zur Erprobung von Handlungsspielräumen». Das Wort Arbeitsgruppe könnte durch «interpersonale Selbstwirksamkeit» ersetzt werden. Oder wie wäre es, anstatt von A rbeitszeit neu von «Lebensabschnitts gestaltung» zu sprechen? Auch bei heiklen Entscheidungen, die sie im Betrieb kommunizieren müssen, ist Kreativität gefragt. Sprechen Sie nicht mehr von einer Kündigung, sondern von einer «L eadership-Infusion». Oder sagen sie einem Mitarbeitenden, der innovationsfaul ist, nicht, dass seine Arbeit rückständig, sondern dass sein «Innovation Lag» zu gross ist.

4. Führen Sie Bore-outs ein! Kreieren Sie für ihre Mitarbeiter:innen ganz bewusst Momente, in denen sie sich herzhaft und ausgiebig langweilen dürfen. Sie werden sehen: Wenn sich ihre Mitarbeiter:innen ausgelangweilt haben, kehren sie von ganz alleine topmotiviert an die Arbeit zurück.

5. Pflegen Sie die Kunst des Scheiterns! Markus Czerner schreibt, dass der reichste Ort der Welt nicht Dubai oder Monaco, sondern der Friedhof sei. «Hier liegen Träume, die niemals erfüllt wurden. Bücher, die niemals geschrieben wurden. Unternehmen, die niemals gegründet wurden. Partnerschaften, die niemals eingegangen wurden. Leben, die niemals gelebt wurden.» Aus lauter Angst, Fehler zu machen oder zu scheitern, machen wir manchmal gar nicht das, was wir eigentlich wollen. Hängen Sie darum folgenden Spruch in ihrer Cafeteria auf: «Scheitern ist unser Lehrer, nicht unser Bestatter.»
Stimmungsvoll,

CHRISTOPH FURRER

CHRISTOPHFURRER@ME.COM

Ihre Fragen weiterhin gerne an: christophfurrer@me.com. Danke.


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