Der Betrieb wird kaum kostendeckend sein
22.11.2022 LeserbriefDer Betrieb wird kaum kostendeckend sein
Trotz aller Lobeshymnen über dieses Projekt gilt es kühlen Kopf zu bewahren. Der Bau einer öffentlichen touristischen Infrastruktur mit einem so grossen Betriebsund Abschreibungsaufwand und dem Druck, kostendeckend ...
Der Betrieb wird kaum kostendeckend sein
Trotz aller Lobeshymnen über dieses Projekt gilt es kühlen Kopf zu bewahren. Der Bau einer öffentlichen touristischen Infrastruktur mit einem so grossen Betriebsund Abschreibungsaufwand und dem Druck, kostendeckend zu wirtschaften, ist immer und besonders im heutigen Umfeld ein Risiko. Viele GemeindebürgerInnen wollen darum dieses Bad nicht. Von den 363 Anwesenden an der Gemeindeversammlung im April stimmten nur 159 dafür. 136 sagten Nein. Es verwundert darum, dass die Initianten und die Geldgeber weiterhin euphorisch an diesem Projekt festhalten wollen.
Wieso diese Begeisterung? Die Generalunternehmung MLG und unsere Bauwirtschaft wollen bauen. Die Finanzierung soll mehrheitlich von einem Immobilienfonds einer aktuell mit einem grossen Vertrauensverlust kämpfenden Bank erfolgen. Anschliessend soll die Aqua-Spa-Resorts AG den Betrieb übernehmen, mit der Auflage, während 340 Tagen die unrealistischen 40 000 Eintritte zu erzielen (Originalton von Rolf Marti: «Die müssen wir erreichen»). Das sind täglich durchschnittlich 117 Eintritte! Vergleich: Das Hallenbad Frutigen erzielt derzeit einen Durchschnitt von 100 Eintritten inkl. Gruppen, Schulen und Abo-InhaberInnen und trotzdem braucht das Bad jährliche Betriebsbeiträge der Gemeinde in der Höhe von 320 000 Franken. Dazu leistete die Frutiger Gemeinde heuer einen Beitrag an das Freibad von 80 000 Franken.
Fazit: Der Betrieb wird kaum kostendeckend sein, es müssen wiederkehrende öffentliche Gelder fliessen (Kurtaxen/Steuergelder), weil es sich der Ort nicht leisten kann, einen öffentlichen Betrieb mitten im Dorf vor die Hunde gehen zu lassen («too important to fail»). Dies umso weniger, als sich die Betreiberin Aqua-Spa-Resorts AG mit ihrem nur 100 000 Franken dotierten Aktienkapital aus dem Geschäft schlank wird verabschieden können. Ein Baurechtszins wird bereits vorher illusorisch. Geht die Sache ganz schief, wer räumt eine verbleibende Bauruine? Wie beim Alpenbad fällt nach Baurecht die Anlage zurück an die Baurechtsgeberin. Mit diesem Prozedere haben wir inzwischen eine gewisse Erfahrung …
Und analog dem Alpenbadprojekt hat man dann einem Sportverein und einem wichtigen Bereich im Outdoor-Tourismus den Standort und die Existenz kaputt gemacht. Zur grossen Werbekampagne: Es wäre vertrauensfördernder gewesen, das viele Geld für das Engagement einer unabhängigen Stelle aus der Finanz- oder Betriebswirtschaftsprüfung auszugeben. Und sicher auch ganz im Sinne der bis heute passiven Finanzkommission.
MARKUS ALLENBACH (PENS. EIDG. DIPL. TOURISMUSEXPERTE)
Der «Adler»-Garten ist kein «wüstes Loch»
Immer wieder wird von den Initianten der unschöne Teil des «Adler»-Gartens erwähnt. Es ist sicher richtig, dass man dort eine «schönere» Sache machen könnte. Es sind nebst der Bocciabahn und dem Kinderspielplatz weitere Anlagen und Spiele möglich. Auch bieten die grossen Ahorne im Sommer angenehmen Schatten zum Verweilen.
Nach einer ökologischen Analyse hat dieses Areal auch im jetzigen Zustand einen Schutzstatus verdient. So bildet die Trockensteinmauer zum Tennisplatz mit den Kirschbäumen wertvollen Lebensraum für viele Pflanzen und Kleinlebewesen. Die zwei alten Ahorne sind ökologisch sehr wertvolle Bäume. Nach dem Wortlaut der Analyse ist die ganze Fläche mit der Steinmauer und den Ahornen ein ökologisch wertvolles Kleinod. Es bildet nebst der Kirchenumgebung noch die einzige «grüne Oase» an der Dorfstrasse.
FRED BIRCHER UND AMBROS BÜSCHLEN, ADELBODEN