Lichter aus im Tropenhaus
17.05.2024 FrutigenHindernispark, Eventlokal und Wanderausstellungen: die Firma Brügger HTB hatte konkrete Pläne für die Weiterführung des Tropenhauses. Doch die Bemühungen vieler Beteiligter nutzten nichts – die Baurechtnehmerin Coop lehnte die Rettungsversuche ...
Hindernispark, Eventlokal und Wanderausstellungen: die Firma Brügger HTB hatte konkrete Pläne für die Weiterführung des Tropenhauses. Doch die Bemühungen vieler Beteiligter nutzten nichts – die Baurechtnehmerin Coop lehnte die Rettungsversuche ab.
BIANCA HÜSING
Von ihrem Bürofenster aus überblicken Brüggers fast das ganze Frutigresort, jene Liegenschaft, die sie während der letzten Jahre in ein kleines touristisches Zentrum verwandelt haben. Nur eine Fussgängerbrücke trennt es von einer der bekanntesten Attraktionen Frutigens: dem Tropenhaus. Kein Wunder, dass die Brügger HTB auch hierauf ein Auge geworfen hat – und das nicht erst seit Kurzem.
Schon vor drei Jahren versuchte die Firma erstmals, das Tropenhaus zu kaufen. Weil es zu keiner Einigung kam, legte sie das Thema vorläufig ad acta. Bis zum 19. März. An diesem Tag erfuhren die Brügger-Brüder aus den Medien, dass Coop sich auf die Fischzucht konzentrieren und den gastronomisch-touristischen Teil des Tropenhauses schliessen will (der «Frutigländer» berichtete). Umgehend riefen sie in der Zentrale in Basel an und bekundeten ihr nach wie vor grosses Interesse an der Liegenschaft. «Uns wurde bald darauf ein konkretes Angebot unterbreitet», sagt Beat Brügger. «Aber das lag jenseits dessen, was wir uns vorgestellt hatten.» Der Preis war ihnen zu hoch und der Teil, den Coop abzutreten bereit war, zu klein. «Wir hätten nur das Glashaus übernehmen können und nicht den Gebäudeteil daneben. Damit wären unsere Pläne nicht umsetzbar gewesen.»
Unterstützung aus dem Ort
Diese Pläne waren schon erstaunlich ausgereift. Das Tropenhaus selbst sollte in ähnlicher Form weiterbetrieben werden wie bisher. Die Pflanzenausstellung hätten Brüggers auf die Hälfte verkleinert, um Platz zu schaffen für zwei sportliche Angebote. Konkret dachten sie da an einen Hindernispark und eine Halle für Padel-Tennis. Das Restaurant sollte im Wechsel mit dem «Bemato» betrieben werden und für Veranstaltungen buchbar sein – ein Angebot, mit dem das Frutigresort trotz grosser Nachfrage bisher nicht dienen kann. «Wir haben im Moment einfach keine Räumlichkeiten dafür.» Im Gebäudeteil nebenan, wo sich der Besuchereingang befindet, sollten Wanderausstellungen und eine «Energieführung» rund ums Wasserkraftwerk, die Biogasanlage und das Fernwärmenetz stattfinden. Die schon recht konkreten Vorstellungen zeigen, wie lange die Brügger HTB bereits mit dem Tropenhaus liebäugelt. Auch war sie bereit, gewisse Zugeständnisse zu machen. «Wir haben angeboten, das Gebäude notfalls so lange zu mieten, bis Coop dort etwas anderes vorhat. Baulich hätten wir dann eben etwas reduziert», so Beat Brügger. Man habe sogar das bestehende Tropenhaus-Personal im Boot gehabt, ausserdem hätten sich auch Samuel Moser, der frühere Geschäftsführer des Tropenhauses, und weitere Interessengruppen für den Erhalt eingesetzt, u. a. die TALK AG. Selbst alt Nationalrat Hansruedi Wandfluh intervenierte am Ende noch in Basel, um das Frutiger «Markenzeichen» zu retten.
Landreserve für die Fischzucht
Doch es war zu spät – bei Coop war die Entscheidung schon gefallen, umstimmen lassen wollte man sich offenbar nicht. Vor wenigen Tagen erhielten Brüggers die definitive Absage. Die Baurechtnehmerin hat offenbar andere Pläne mit dem Grundstück. «Coop hat entschieden, das Gewächshaus zurückzubauen.
Damit hält sie sich verschiedene Optionen zur Weiterverwendung der Baurechtsparzelle offen», heisst es auf Nachfrage bei der Medienstelle von Coop. Welche Optionen das sind, war noch nicht zu erfahren: «Diese werden nun vertieft geprüft. Nicht zuletzt wird die Landreserve in den kommenden Jahren auch im Hinblick auf die langfristige Weiterentwicklung der Fischzucht beurteilt.» Mit dem «einzigen Interessenten» – also der Brügger HTB – habe man keine Einigung erzielen können, so Coop weiter. Schon im vergangenen Herbst war im «Frutiger Anzeiger» eine Baupublikation erschienen, in der vom Neubau einer Fischzuchthalle und dem Ausbau der Fischbecken die Rede war. Einsprachen gab es damals nicht, die Möglichkeit des Ausbaus ist gegeben. Es ist demnach wahrscheinlich, dass Fischzucht und Kaviarproduktion als einzige Unternehmensbereiche des Tropenhauses überleben werden.
Beat Brügger bedauert die Absage, im Gespräch mit ihm fällt mehrmals der Satz: «Es ist schade.» Gleichwohl bleibe ihm nichts anderes übrig, als den Entscheid von Coop zu akzeptieren – und der ist nach seiner Einschätzung unumstösslich.