Mehr Beratungen wegen Gewalt
15.04.2025 GesellschaftDie Nachfrage bei der Beratung 147 für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene hat im letzten Jahr erneut zugenommen, besonders zu Suizidgedanken, Gewalt in der Familie und Mobbing. Pro Juventute begegnet der Zunahme mit einem Ausbau der Beratung, der Etablierung einer ...
Die Nachfrage bei der Beratung 147 für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene hat im letzten Jahr erneut zugenommen, besonders zu Suizidgedanken, Gewalt in der Familie und Mobbing. Pro Juventute begegnet der Zunahme mit einem Ausbau der Beratung, der Etablierung einer Whatsapp-Beratung und verstärktem politischem Engagement.
2024 gingen unter der Nummer 147 rund 47 700 und damit 13 Prozent mehr Kontaktanfragen als noch im Vorjahr ein. Gemessen an den aufgewendeten Stunden hat sich der Beratungsaufwand seit 2019 verdoppelt. «Diese Zahlen sind ein Zeichen, dass psychische Belastungen in der jungen Generation anhaltend hoch sind und dass Kinder und Jugendliche gut erreichbaren Angeboten vertrauen und sie nutzen, um belastende Situationen mithilfe von professioneller Unterstützung zu bewältigen», sagt Nicole Platel, Direktorin von Pro Juventute.
Suizidgedanken nach wie vor verbreitet
Ein starkes Wachstum hatte das 147 bei Anfragen wegen Gewalt in der Familie, Mobbing und sexueller Gewalt. Im letzten Jahr erhielt die Beratung pro Woche 14 Anfragen zu Gewalt in der Familie – 2023 waren es noch 9. Eine vergleichbare Entwicklung war bei Anfragen zu Mobbing und sexueller Gewalt zu sehen: Die Beratung kümmerte sich jede Woche um rund 9 Anfragen zu diesen Themen. Auch die Elternberatung 24/7 von Pro Juventute, die im vergangenen Jahr über 15 Prozent mehr Kontakte verzeichnete, berichtet von 14 Anfragen pro Woche zu gewaltbezogenen Themen.
Suizidgedanken waren auch im Jahr 2024 das häufigste Thema: Das Beratungsteam nahm im Durchschnitt jeden Tag 13 Anfragen entgegen, weil eine junge Person darüber nachdachte, sich das Leben zu nehmen. Dies ist ein beachtlicher Anstieg verglichen mit den 9 Anfragen pro Tag im Vorjahr. 207 Mal hat die Beratung – im Unterschied zu 166 Mal im Vorjahr – eine Blaulichtorganisation oder die zuständige Institution aufgeboten, um Leben zu retten oder gravierende Gefahr abzuwenden. «Inwiefern die Zunahme in diesem Jahr mit der besseren Erreichbarkeit und der Beratungspraxis mit Whatsapp zusammenhängt, wird sich erst mit der Zeit zeigen. Unsere Arbeit ist und bleibt jedoch äusserst wichtig», ordnet Platel ein.
Den Hilferuf ernst nehmen
Angesichts der steigenden Nachfrage reagiert Pro Juventute dank der Förderung durch verschiedene Stiftungen und die öffentliche Hand seit 2024 mit einem Ausbau der Ressourcen und der Weiterentwicklung des Beratungsangebotes auf die zunehmende Auslastung der Beratungsteams. «Wir fühlen uns verpflichtet, auf jeden Hilferuf zu antworten und ihn ernst zu nehmen», erklärt Nicole Platel und ergänzt: «Damit kein Kind in seiner Not allein bleibt, braucht es darüber hinaus Unterstützung aus der Politik. Es ist wichtig, dass die nachhaltige Finanzierung rasch an die Hand genommen wird.»
RED