Kolumne – PUNKTLANDUNG
11.07.2025 KolumneDie beiden Kult-Steinböcke Gian und Giachen von Graubünden Tourismus bringen es einmal mehr auf den Punkt: «Mach’s besser ganz entspannt.» So lautet nämlich ihr Motto für diesen Sommer. Wenn ich mich gegenwärtig umschaue und die Medien durchgehe, dann ...
Die beiden Kult-Steinböcke Gian und Giachen von Graubünden Tourismus bringen es einmal mehr auf den Punkt: «Mach’s besser ganz entspannt.» So lautet nämlich ihr Motto für diesen Sommer. Wenn ich mich gegenwärtig umschaue und die Medien durchgehe, dann beschleichen mich ernsthaft Zweifel, ob sie mit ihrer gut gemeinten Philosophie auch wirklich ankommen. Gerangel im Bahnhof, Überseekoffer im Zugkorridor, Gedränge beim Check-in am Flughafen, Gestürm am Gate wegen zu grossen Handgepäcks und schliesslich Abflugverspätung wegen eines Zuviels an Rucksäcken und Rollköfferlis. Auf den Strassen Stossstange an Stossstange – nicht nur am Gotthard und San Bernardino. Die Staumeldungen am Radio folgen sich im Halbstundentakt. Diese sind mittlerweile länger als die nachfolgenden Nachrichten und Wetterprognosen.
Da haben wir es im dritten Lebensabschnitt um einiges angenehmer. In der Nebensaison und unter der Woche ohne grossen Dichtestress reisen, von günstigen Preisen profitieren oder freie Platzwahl im Restaurant auf der beschatteten Sonnenterrasse mit Blick aufs Meer oder die Berge. Also so richtig rundum gut, echt zum Neidischwerden! Zwar gibt es schon den einen oder anderen Nachteil gegenüber der Ferienhauptsaison. Fährschiffe und Seilbahnen fahren weniger häufig, noch sind nicht alle Geschäfte geöffnet und einige Gaststätten geschlossen. Doch dank der Suche im fast alles wissenden «Dr. Google» lassen sich Enttäuschungen vermeiden und Alternativen finden.
Wenn wir uns in unseren Lieblingsdestinationen im Berner Oberland, in der Balagne im Nordwesten von Korsika oder an der Nordsee in der Ferienwohnung eingerichtet haben, beginnen die Ferien. Zuerst einmal mit Fast-Nichts-Tun, denn wir müssen keine Liste der zu besuchenden Sehenswürdigkeiten abhaken. Da bleibt Zeit zum Zurücklehnen auf dem Sofa, zum Verweilen auf dem Gartensitzplatz oder dem Balkon und die Landschaft zu geniessen, um Sudoku und Tectonic in aller Ruhe zu lösen und mit dem neuen, herausfordernden IQ-Fit-Spiel die graue Masse in Schwung zu halten.
Das Einkaufen fürs Morgen- und Abendessen führt uns jedes Jahr vor Augen, wie galoppierend die Inflation in unseren Nachbarländern ist. Das Stöbern durch Buchhandlungen, Drogerien, Sport- und Modegeschäften zeigt uns beim Betrachten der Preisangaben und dem Bezahlen, wie wir in der Schweiz über den Tisch gezogen werden. Zwischen einem Drittel und der Hälfte zahlen wir für viele Waren und Produkte zu Hause mehr. Erstaunlicherweise ist jedoch Brot sowohl in Deutschland wie auch in Frankreich in den Bäckereien etwa gleich teuer wie bei uns.
Als «Wiederholungstäterin und -täter» kehren wir an geliebte Orte zurück, lassen uns aber nicht davon abhalten, immer wieder Neues zu versuchen und zu entdecken. Es ist dieser Mix von entspanntem Wenigtun und ungebrochener Entdeckungsfreude, der für uns Ferien bedeutet – Zeit für Musse und Genuss. In diesem Sinn: schöne Ferien!
KURT METZ MAIL@KURTMETZ.CH
REDAKTION@FRUTIGLAENDER.CH