Mission in 51 Tagen erfüllt
06.08.2024 SportGLEITSCHIRM Profipilot Chrigel Maurer und Bergführer Peter von Känel haben in weniger als zwei Monaten alle 4000er in der Schweiz, in Italien und Frankreich bestiegen. Die beiden Frutiger beendeten das Projekt XPeaks somit erfolgreich.
MICHAEL SCHINNERLING
GLEITSCHIRM Profipilot Chrigel Maurer und Bergführer Peter von Känel haben in weniger als zwei Monaten alle 4000er in der Schweiz, in Italien und Frankreich bestiegen. Die beiden Frutiger beendeten das Projekt XPeaks somit erfolgreich.
MICHAEL SCHINNERLING
Am 30. Juli startete das Duo Chrigel Maurer und Peter von Känel auf der Jungfrau seinen letzten Flug Richtung Frutigen. «Schade, ist es schon vorbei», fanden die beiden nach der erfolgreichen Landung. «Wir fanden einen guten Rhythmus zwischen Erholung, schlafen und essen und sind gut an die Höhe akklimatisiert.» Und doch sei es schön, wieder nach Hause zu kommen. «Wir freuen uns auf unsere Familien und Freunde.»
Die Wetterbedingungen waren an diesem Tag ideal und die Sportler kamen schneller voran als erwartet. Als Peter von Känel um 10.52 Uhr als Erster landete, umringten ihn sofort seine Ehefrau, seine Freunde und Kollegen. Kurz danach berührte Maurer am Landeplatz der Freien Flieger Frutigland den Frutiger Boden, auch er wurde stürmisch begrüsst. Insgesamt rund 40 Personen fanden sich ein, um die zwei Abenteurer willkommen zu heissen.
Am 11. Juni hatten die zwei auf dem Aletschhorn gestanden, ihrem ersten Gipfel. 51 Tage später (inklusive 12 Ruhetage) haben sie alle 82 4000er erklommen. Unterwegs waren sie zu Fuss, auf Skiern oder am Gleitschirm.
Ein Abenteuer, das begeisterte
«Die Idee, alle 4000er zu besteigen, hatte ich schon lange. Da mein bergsteigerisches Niveau dafür aber nicht ausreichte, verwarf ich den Gendanken wieder. Per Zufall kam ich mit Peter von Känel ins Gespräch und wir inspirierten uns gegenseitig», liess Maurer wissen. «Für mich war klar: Nur mit Chrigel Maurer würde ich diese Idee realisieren, niemand schien mir dafür geeigneter», so von Känel.
Dann begann der Austausch auf allen Ebenen. Maurer verbesserte sein bergsteigerisches Niveau und von Känel, der früher in der Nationalmannschaft der Gleitschirmflieger war, frischte seine fliegerischen Fähigkeiten auf. «Ich habe viele Jahre keine Solo-Streckenflüge mehr gemacht und wollte mit Chrigel Maurer zumindest einigermassen mithalten können», so von Känel.
Das Abenteuer begann dann nicht ganz wunschgemäss. Aufgrund des vielen Schnees im Hochgebirge änderten die beiden kurzfristig ihre Planung und bestiegen ihre ersten 4000er mit Skiern. Dann wurde das Wetter schlechter und das Duo beschloss nach 10 Tagen, zum Bahnhof Goppenstein zu fliegen und mit dem Zug nach Hause zu fahren, um eine Pause einzulegen. «Wir bekamen mit, wie Zermatt und Saas-Fee überschwemmt wurden. In höheren Lagen hatten wir immer wieder Neuschnee, das war zu riskant», so Maurer. Als es das Wetter wieder zuliess, fuhren die beiden nach Goppenstein zurück, um ihre Challenge weiterzuführen. Vom westlichsten 4000er der Alpen, dem Barre des Écrins, bis zum östlichsten Gipfel, dem Piz Bernina, bestiegen sie alle 4000er.
Stolz und glücklich
«Es ist klar, ein solches Projekt ist nicht ungefährlich. Wir kommunizierten jedoch gut miteinander und erörterten die möglichen Gefahren genau», so von Känel. Maurer und er zollten sich immer Respekt und hörten sich gegenseitig an. Nur so sei es möglich gewesen, ein derart kühnes und herausforderndes Projekt zu bewältigen. «Wir hatten es oft lustig und passten menschlich gut zusammen», bilanzieren die beiden.
Als Maurer wieder zu Hause war, schaute er sich noch einmal die Bilder der vergangen 51 Tage an. Zudem freute er sich über all die Rückmeldungen via Instagram, Telefon oder WhatsApp. «Wir haben etwas erreicht, das noch niemand zuvor geschafft hat. Dies ist für uns sehr zufriedenstellend», so Maurer. Die beiden haben 28 Hüttenübernachtungen, 8 Übernachtungen in Hotels und eine bei einem Kollegen hinter sich. Gewandert und geklettert sind sie eine Strecke von 565 Kilometern und haben 71 645 Höhenmeter überwunden, dafür benötigten sie 271 Stunden. Insgesamt absolvierte das Duo 61 Flüge und verbrachte knapp 62 Stunden in der Luft.
Alle Gipfel auf einen Blick
11. Juni: 1. Aletschhorn (4194 m ü. M.);
12. Juni: 2. Mönch (4110), 3. Gross Fiescherhorn (4049), 4. Hinter Fiescherhorn (4025), 5. Gross Grünhorn (4043);
13. Juni: 6. Finsteraarhorn (4274), 7. Rimpfischhorn (4199), 8. Strahlhorn (4190);
14. Juni: 9. Nordend (4608), 10. Dufourspitze (4634), 11. Zumsteinspitze (4563), 12. Signalkuppe (4554);
15. Juni: 13. Punta Giordani (4046);
16. Juni: 14. Vincent-Pyramide (4215), 15. Corno Nero (4321), 16. Ludwigshöhe (4341) 17. Parrotspitze (4434), 18. Liskamm Westgipfel (4479), 19. Liskamm Ostgipfel (4532), 20. Castor (4225), 21. Pollux (4089);
17. Juni: 22. Roccia Nera (4075), 23. Gendarm (4106), 24. Breithornzwilling (4084), 25. Breithorn Ostgipfel (4154), 26. Breithorn Westgipfel (4160),
18. Juni: 27. Alphubel (4206), 28. Allalinhorn (4027);
19. Juni: 29. Lagginhorn (4010), 30. Weissmies (4013);
25. Juni: 31. Nadelhorn (4327), 32. Stecknadelhorn (4240), 33. Hohberghorn (4218), 34 Dirruhorn (4035);
26. Juni: 35. Lenzspitze (4293), 36. Dom (4546);
27. Juni: 37. Täschhorn (4491);
28. Juni: 38. Weisshorn, (4505);
4. Juli: 39. Grande Rocheuse (4102), 40. Aiguille du Jardin (4035), 41. Aiguille Verte (4122);
5. Juli: 42. Les Droites (4000);
6. Juli: 43. Gran Paradiso (4061);
8. Juli: 44. Aiguille Blanche de Peuterey (4112);
9. Juli: 45. Mont Brouillard (4069), 46. Punta Baretti (4013), 47. Picco Luigi Amedeo (4469), 48. Mont Blanc de Courmayeur (4748), 49. Grand Pillier d'Angle (4234);
14. Juli: 50. Combin Valsorey (4184); 51. Combin de Grafeneire (4309), 52. Combin de la Tsessette (4132);
15. Juli: 53. Dent du Géant (4013);
17. Juli: 54. Aiguille de Rochefort (4001), 55. Dome de Rochefort (4015), 56. Grandes Jorasses, Point Marguerite (4065), 57. Grandes Jorasses, Pointe Elena (4045), 58. Grandes Jorasses, Pointe Croz (4110), 59. Grandes Jorasses, Pointe Whymper (4184), 60. Grandes Jorasses, Pointe Walker (4208);
18. Juli: 61. Aiguilles du Diable, Corne du Diable (4064), 62. Aiguilles du Diable, Pointe Chaubert (4074), 63. Aiguilles du Diable, Pointe Médiane (4097), 64. Aiguilles du Diable, Pointe Carmen (4109), 65. Aiguilles du Diable, L'Isolée (4114), 66. Mont Blanc du Tacul (4248), 67. Mont Maudit (4465), 68. Mont Blanc (4805), 69. Dome du Gouter (4304), 70. Aiguille du Bionassay (4052);
20. Juli: 71. Barre des Ecrins, Dome de Neige (4015), 72. Barre des Ecrins (4102);
22. Juli: 73. Dent d'Herens (4173);
23. Juli: 74. Dent Blanche (4357), 75. Ober Gabelhorn (4063);
24. Juli: 76. Matterhorn (4478);
25. Juli: 77. Zinalrothorn (4221), 78. Bishorn (4151);
26. Juli: 79. Piz Bernina (4048);
29. Juli: 80. Schreckhorn (4078), 81. Lauteraarhorn (4042);
30. Juli: 82. Jungfrau (4158).
MICHAEL SCHINNERLING
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