Das Streichquartett Spirea, Sieger des Orpheus-Wettbewerbs 2022, beschloss am Sonntagabend das Festival. Das Ensemble spielte englischen Frühbarock und brachte die Uraufführung eines jungen Schweizer Komponisten auf die Bühne.
RETO KOLLER
Das ...
Das Streichquartett Spirea, Sieger des Orpheus-Wettbewerbs 2022, beschloss am Sonntagabend das Festival. Das Ensemble spielte englischen Frühbarock und brachte die Uraufführung eines jungen Schweizer Komponisten auf die Bühne.
RETO KOLLER
Das erfolgreiche, an der Hochschule für Musik in Basel studierende Quartett hatte sich für seinen Auftritt in Adelboden zweimal zwei Komponisten aus der gleichen Epoche ausgewählt: Henry Purcell und Matthew Locke komponierten ihre Werke jeweils im 17. Jahrhundert, Béla BartÓk und Maurice Ravel schufen ihre Werke in den 1920er-Jahren. Wer Barock und die Klänge der frühen Moderne mag, kam auf seine Kosten. Wer sich in diesen Epochen nicht recht zu Hause fühlt, verbrachte einen etwas weniger genussvollen Abend in der Dorfkirche – obwohl die Kompositionen von BartÓk die Neigung des ungarischen Komponisten zur Volksmusik klar erkennen liessen.
«Es ist erlaubt, das Stück nicht zu mögen»
Moderator Tobias Reber befragte den persönlich anwesenden Komponisten des Auftragswerkes, Gaudenz Wigger, der in Luzern Gesang und Komposition studiert. Reber zitierte den französischen Dichter Gustave Flaubert: «Sei ruhig und ordentlich in deinem Leben, damit du wild und originell in deiner Arbeit sein kannst.» So habe er den jungen Komponisten auch kennengelernt.
Das eigens für das Ensemble Spirea komponierte Streichquartett hätte ihn über Monate beansprucht, meinte Wigger. «Ich möchte das Publikum einladen, zeitgenössische Musik mit offenen Ohren aufzunehmen und sich darauf einzulassen. Musik kann man einfach hören, man muss sie nicht unbedingt verstehen», rief er dem Publikum zu. «Und es ist auch erlaubt, mein Stück nicht zu mögen», schob er verschmitzt nach.
Das Ensemble liess sich mit allen Fasern und seinem ganzen Können auf die mal harmonischen, mal schrillen Klangfarben des Werkes ein.
Im Anschluss ans Konzert überreichte «Orpheus Competition»-Präsident Heinrich Hempel den MusikerInnen den hochverdienten Siegerpreis des Wettbewerbs. Festivalpräsident Peter Wüthrich setzte mit seinen markigen, teils in Versform vorgetragenen Worten den Schlusspunkt. Beim Apéro auf dem Dorfplatz liessen die KonzertbesucherInnen die Festivaltage ausklingen. Das Konzert wurde von Radio SRF 2 Kultur aufgezeichnet.