Mitte September geht’s los
03.09.2024 FrutigenDer Andrang ist zeitweise beachtlich, deshalb baut die AVAG Umwelt AG ihre Entsorgungsstation im Kanderspitz um und aus. Auch die Digitalisierung wird Einzug halten.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Pro Jahr werden rund 5000 Tonnen Kehricht aller Sorten aus dem ...
Der Andrang ist zeitweise beachtlich, deshalb baut die AVAG Umwelt AG ihre Entsorgungsstation im Kanderspitz um und aus. Auch die Digitalisierung wird Einzug halten.
HANS RUDOLF SCHNEIDER
Pro Jahr werden rund 5000 Tonnen Kehricht aller Sorten aus dem Entsorgungszentrum der AVAG Umwelt AG in Frutigen abgeführt. Der Abfall stammt vom lokalen Gewerbe und von Privatpersonen, aber auch von der ordentlichen kommunalen Entsorgung der Gemeinden Adelboden, Kandersteg, Kandergrund, Frutigen und Reichenbach. Aufgrund der beengten Platzverhältnisse im Kanderspitz und der regelmässigen Staus hat die AVAG Umwelt AG seit Längerem über neue Lösungen und Optimierungen nachgedacht. Bei diesen Überlegungen war auch eine Schliessung respektive Verlegung des Standorts Frutigen eine der Optionen. Dass durch den Neubau des Gemeindewerkhofs im Jahr 2021 die ehemalige Kehrichtverbrennungsanlage, seit Längerem als Werkhof genutzt, überflüssig wurde, entpuppte sich für alle als Glücksfall.
Bauzeit bis ins Jahr 2026
So konnte das Unternehmen plötzlich neu und ganz anders planen. Die Gemeindeliegenschaft ist Anfang 2024 im Baurecht an die AVAG übergegangen. Die Baubewilligung für ein modernes Entsorgungszentrum wurde schliesslich im Juli erteilt und Mitte September soll es mit dem Um- und Neubau nun losgehen. Dies wurde am letzten Donnerstag an einem Infoanlass von den AVAG-Vertretern bestätigt. Da etappenweise gebaut wird, ist die Fertigstellung erst im ersten Quartal 2026 geplant. Begründet wird dies mit der Notwendigkeit, die Umlade- und Entsorgungsstation auch in dieser Zeit immer geöffnet zu haben, wenn auch mit gewissen Einschränkungen.
Sicherheit und Effizienz
Das Konzept sieht vor, dass die ganze Logistik von Anlieferung und Abtransport möglichst getrennt und so effizienter und sicherer erfolgen kann. Im Bereich des heutigen Zentrums wird vor allem das Gewerbe abgefertigt, dort sollen auch die Fahrzeugwaagen installiert werden. Wo der alte Werkhof stand, sollen vor allem die Privatpersonen ihren Kehricht entsorgen können. Dies erfolgt auf einer erhöhten Ebene, der Abtransport der Sammelcontainer wird dann quasi im Erdgeschoss stattfinden. Wie der Marketingverantwortliche Mudest Arpagaus am Infoanlass ausführte, ist die Sicherheit von Personal und Kunden neben der verbesserten Zufahrt ein wichtiger Pluspunkt der möglichst konsequenten Trennung.
Bargeldlos ist die Devise
Frutigen wird nach der Fertigstellung die modernste Entsorgungsstation im AVAG-Gebiet haben. Man habe an anderen Standorten ebenfalls mit Platzproblemen und nicht optimalen Abläufen zu kämpfen, aber kaum so gute Voraussetzungen für Verbesserungen wie hier, sagte Alessandro Benfatto, Bereichsleiter Betriebe.
Wer seinen Kehricht im Kanderspitz abliefert, wird sich auch mit weiteren Neuerungen abfinden müssen. So wird die Bezahlung von kostenpflichtigem Abfall von Privatpersonen nur noch mit Twint oder Karte möglich sein. Die Erfassung passiert mit Tickets, deren Code von den Waagen erkannt wird. Bezahlen kann man anschliessend am Automaten. Schrittweise soll dieses System mit der selbstständigen Wiegung und digitalen Bezahlung auch an anderen AVAG-Standorten eingeführt werden. Bei der Tarifstruktur sind aktuell keine Änderungen vorgesehen: Was heute gratis angeliefert werden darf, bleibt kostenlos, kostenpflichtige Ware wird wie bisher abgerechnet.
Gemeinde ist erleichtert
Die Frutiger Gemeinderätin Annarös Grossen betonte, dass man für die weitere Zusammenarbeit dankbar sei. Die Gemeinde sei zu gewissen Entsorgungsleistungen verpflichtet, die mit der AVAG auch weiterhin ideal und künftig noch besser erbracht werden könnten. «Die Alternative bei einer Schliessung wäre, dass die Gemeinde eine eigene Entsorgung mit Steuergeldern organisieren müsste. Der Wegzug der AVAG wäre für die ganze Region fatal gewesen.» Man nimmt auch erfreut zur Kenntnis, dass die AVAG dieses «Entsorgungszentrum der Zukunft» selber finanziert – eine Investition «im mittleren einstelligen Millionenbereich», wie Mudest Arpagaus sagte. Der Betrag sei vor wenigen Tagen vom Verwaltungsrat freigegeben worden.
51-jährige Geschichte
Die damalige AG für Abfallverwertung (AVAG) wurde 1973 von einigen Gemeinden und Unternehmen gegründet, die das Problem der Abfalldeponien gemeinsam lösen wollten. Mittlerweile ist das privatrechtlich organisierte Unternehmen in rund 130 Gemeinden von Saanen bis ins Oberhasli und Emmental tätig. An den zehn Standorten sind rund 100 Angestellte im Einsatz – in der Entsorgung, im Recycling und auch in der Energieproduktion. HSF