Musikalisches Ratatouille mit Balkan-Paprika nachgewürzt: Das Trio Pflanzblätz sprengte am Mittwoch in der Kirche die Grenzen des traditionellen Ländlers.
RETO KOLLER
Das musikalische Dreiergespann, am Wildcard-Konzert verstärkt durch den ...
Musikalisches Ratatouille mit Balkan-Paprika nachgewürzt: Das Trio Pflanzblätz sprengte am Mittwoch in der Kirche die Grenzen des traditionellen Ländlers.
RETO KOLLER
Das musikalische Dreiergespann, am Wildcard-Konzert verstärkt durch den Hackbrettspieler David Märki, geht eigene Wege, ohne seine Herkunft zu verleugnen. Thomas Aeschbacher und seine Mitmusiker haben längst einen unverwechselbaren Volksmusikstil entwickelt, der verschiedenen Einflüssen Platz bietet. Mal klingt die Musik traditionell schweizerisch, dann mischen sich Klangfarben aus dem Balkan und den nordischen Ländern in die überwiegend eigenen Kompositionen des Trios. Auf Aeschbachers Pflanzblätz herrscht musikalische Biodiversität.
Von üppigen Einkaufsbummeln und finnischen Weiten
Schwyzerörgeler Aeschbacher führte jeweils mit einigen Worten in die Stücke ein. Eine Weise widmete er seiner Frau und den beiden Töchtern: «Es gab eine Zeit, als alle drei gelegentlich vollgepackt mit Einkaufstaschen aus den Berner Kleiderläden nach Hause kamen. Das wollte ich vertonen.» Anscheinend endeten die Einkaufsbummel schon mal in einem wahren Kaufrausch, und so temperamentvoll endete dann auch das Stück.
Mal verarbeitete das Quartett Eindrücke einer Finnland-Reise, dann führte die musikalische Reise in den Balkan. Hackbrettspieler David Märki verspürt eine besondere Liebe zu den Klängen aus Rumänien, Ungarn und Bulgarien und dem typischen Klanginstrument dieser Gegend, dem Cymbalum.
Hey du – hey Joe!
Zu den Eigenheiten des Ensembles gehört es, Elemente aus Jazz und Rock zu integrieren. Aeschbacher gab zum Besten, wie es zur Komposition «Hendrix à Paris» kam: «Eine Bekannte in Paris schrieb mich in ihren Botschaften jeweils mit «Hey Du» an. Mir fiel ein, dass die Rockgitarren-Ikone Jimi Hendrix ein Stück mit Namen «Hey Joe» geschrieben hatte und liess mich davon inspirieren.»
Zum Abschluss des Abends wurde es ganz traditionell. Thomas Aeschbacher (Schwyzerörgeli), Simon Dettwiler (Schwyzerörgeli), Jürg Nietlisbach (Kontrabass) und David Märki (Hackbrett) stimmten eine Polka an, wie sie an Musigstubeten im ganzen Land zu hören sein könnte. Das Publikum war vom Gebotenen hingerissen und klatschte das Quartett gleich zweimal zurück auf die Bühne, bevor SCMF-Vorstandsmitglied und Moderator Martin Indermühle die Besucher zum After-Concert-Apéro ins Parkhotel Bellevue bat.