Nach 40 wird noch lange nicht abgepfiffen
28.12.2022 SportFUSSBALL Begeisterte Kicker stehen oftmals schon früh in ihrem Leben auf dem Rasen. Dann, nach langjährigem Einsatz in einer Aktivmannschaft, soll auf einmal Schluss damit sein? Nicht so beim FC Reichenbach: Hier können auch Fussballbegeisterte über 40 ihrer ...
FUSSBALL Begeisterte Kicker stehen oftmals schon früh in ihrem Leben auf dem Rasen. Dann, nach langjährigem Einsatz in einer Aktivmannschaft, soll auf einmal Schluss damit sein? Nicht so beim FC Reichenbach: Hier können auch Fussballbegeisterte über 40 ihrer Leidenschaft frönen.
MICHAEL MAURER
Ein dunkler Dienstagabend mitten im Herbst. Flutlicht erhellt den Fussballplatz auf dem Gand in Kien. Zwischendurch übertönt das dumpfe Geräusch eines weggekickten Balls kurzzeitig das Rauschen der Kander.
Auf den ersten Blick ist ein normales Training des FC Reichenbach im Gange. Doch die Stimmen klingen nicht jugendlich wie bei einer Juniorentrainingseinheit, und es geht auch nicht derart sportlich ambitioniert zur Sache wie bei der ersten Mannschaft. Nein, hier sind die Senioren 40+ am Ball. Gestandene Männer, teils bereits mit angegrauter Haarpracht, spielen mit viel Freude das «runde Leder».
Seit dem vergangenen März bietet der FC Reichenbach dienstagabends ein regelmässiges Training für Fussballfreunde an. Coach Markus Maier trainiert seine Spieler denn auch nicht bloss deswegen, weil er zuvor die ehemalige, nun in verschiedene Teams integrierte Equipe Senioren 30+ betreute. Vielmehr hat er selbst Freude daran, mit seinen Altersgenossen der «schönsten Nebensache der Welt» zu frönen.
Einlaufen, Match spielen, Feierabendbier
Doch der 52-jährige Trainer ist bei Weitem nicht der einzige Senior 40+ mit langjähriger fussballerischer Vergangenheit. «Ich spiele seit meiner Zeit bei den D-Junioren Fussball», erklärt etwa David Lengacher. Gut 30 Jahre später ist der mitterweile 42-jährige nach wie vor ein begnadeter Fussballer. «Es ist immer noch die Freude», so begründet der Aeschiner seine Motivation, wiederholt zum Training nach Reichenbach zu fahren. Schliesslich schätzt er auch die Bewegung und das Zusammensein mit seinesgleichen, die er schon seit Ewigkeiten kennt.
«Der Spass muss im Vordergrund stehen», betont denn auch Trainer Maier. Dementsprechend gestaltet er den Dienstagabend. Zu Beginn sind jeweils Dehnübungen und ein Einlaufen angesagt. Erst danach gehört die Aufmerksamkeit dem Ballspiel und es wird engagiert «gematchelt». Dabei offenbart sich dem Beobachter am Spielfeldrand die augenfällige, altersgerechte Verbindung von Routine, Lockerheit und Spielfreude. «Sorry, Coach» – «Du hast Zeit!». Bedacht und respektvoll wird kommuniziert, während die Pässe konzentriert gespielt werden.
Selbstverständlich wird aber auch gelacht, es wird beherzt versucht, den Ball ins Tor zu wuchten, bei Treffern schwingt Stolz mit. «Genau das wollte ich!» – so tönt es, wenn die über 40-jährigen Freunde des «runden Leders» treffen.
Natürlich wird nach Trainingsende bei einer verdienten Erfrischung im gemütlichen Rahmen gefachsimpelt. All das kommt bei den Teilnehmenden gut an. Und wer nun auf den Geschmack gekommen ist: Trainer Markus Maier würde sich über weiteren Teamzuwachs durchaus freuen.