Nachgefragt bei der Post
26.08.2025 Reichenbach, KientalNach der Schliessung einer Postfiliale sucht die Post immer den Dialog mit den Behörden. Die Lösung in Reichenbach wurde in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde gefunden. Was waren dabei die Herausforderungen und Erfolge? Wir haben nachgefragt.
RACHEL ...
Nach der Schliessung einer Postfiliale sucht die Post immer den Dialog mit den Behörden. Die Lösung in Reichenbach wurde in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde gefunden. Was waren dabei die Herausforderungen und Erfolge? Wir haben nachgefragt.
RACHEL HONEGGER
Warum wurde es nötig, in Reichenbach die Post zu schliessen?
Es besuchten immer weniger KundInnen die eigenbetriebene Filiale in Reichenbach, das Personal der Filiale war nicht mehr ausgelastet. Die Umwandlung stand im Zuge der Filialumwandlungen, welche im Herbst 2024 angekündigt worden waren.
Der aktuelle Standort liegt nicht im Dorfzentrum. Warum wurde der Postschalter nicht in einem Geschäft in der Bahnhofstrasse integriert?
Es ist korrekt, dass sich die Wolf AG nicht an der Bahnhofstrasse befindet wie die anderen lokalen Einkaufsmöglichkeiten. Wir erachten den Standort der neuen Partnerfiliale jedoch als ideal.
Die neue Postfiliale gleich beim Bahnhof Reichenbach ist sehr gut erreichbar, auch mit öV und Velo, verfügt über Kundenparkplätze und hat durch ihre Lage an der Hauptstrasse eine hohe Sichtbarkeit. Auch das Coop befindet sich direkt gegenüber.
Was braucht es, um Partnerfiliale zu werden?
Ein Partnerbetrieb der Post muss mehrere Anforderungen erfüllen: Die Betriebsform muss eine juristische Person sein, das Lokal barrierefrei, also etwa auch mit einem Rollstuhl zugänglich, und es wird ein durchgehender Jahresbetrieb ohne Betriebsferien verlangt. Ausserdem müssen die Raumbedürfnisse passen, so braucht es etwa einen Lagerplatz für Pakete in einem separaten Raum, damit auch das Postgeheimnis gewahrt bleibt.
Was waren die Schwierigkeiten und die Erfolge bei den Verhandlungen in Reichenbach?
Die Herausforderung lag darin, einen Partner zu finden, welcher alle Bedingungen der Post erfüllt. Die Arbeit der Spezialisten Netzentwicklung, welche für Filialumwandlungen in den Gemeinden zuständig sind, liegt auch darin, als Botschafter aufzuzeigen, dass die Post zwar auf verändertes Kundenverhalten reagiert, aber auch Alternativlösungen bieten kann. Wichtig ist, dass die gängigsten Postdienstleistungen weiterhin im Ort zugänglich sind – diese erfolgen neu durch das Personal der Wolf AG. Es wäre schön, wenn die Bevölkerung den Service der Wolf AG ausprobiert und auch nutzt. In Umfragen zur Kundenzufriedenheit erhalten Filialen mit Partner regelmässig positive Rückmeldungen. Geschätzt werden insbesondere die attraktiven Öffnungszeiten sowie die zentrale Lage.
Wo steht man bei der Baubewilligung bezüglich einer Aussenanschrift bei der Wolf AG, damit der neue Standort für alle klar sichtbar ist?
Da die neue Partnerfiliale an der Kantonsstrasse liegt, ist das Anbringen eines Aussenschilds bewilligungspflichtig. An der Türe ist bereits ein Kleber mit dem Post-Logo angebracht worden, wir rechnen bis Ende September mit der Baubewilligung für das Aussenschild.
Was möchten Sie den ReichenbacherInnen sonst noch mitteilen?
Auch wenn das Schaltergeschäft rückläufig ist, das Ziel der Post bleibt es, nahe bei ihren KundInnen zu sein. Dafür setzt sie auf rund 2000 bediente Standorte in der ganzen Schweiz und einen Mix aus Filialen mit Partnern, eigenbetriebenen Filialen und weiteren Angeboten.
Partnerfilialen decken nahezu alle Dienstleistungen ab, die auch in eigenbetriebenen Postfilialen angeboten werden. Dazu gehören Einzahlungen, Briefoder Paketaufgaben ins In- und Ausland, Bezug von Briefmarken oder Bargeldbezug. Das Modell, auf das die Post seit nunmehr 20 Jahren setzt, hat sich in der Praxis bewährt, die Partnerschaften bestehen oft über viele Jahre.
KOMMENTAR
Wenig Verständnis
Bei der Schweizerischen Post haben wir um ein Interview mit Marcel Bollhalder, Spezialist Netzentwicklung, gebeten. Viele im Dorf kennen ihn persönlich, wissen, dass er als Reichenbacher die Verhandlungen mit Gemeinde und Partnern geführt hat. Man kennt und schätzt ihn hier sehr – nur das mit der Postschliessung, das nimmt ihm wohl der eine oder die andere etwas übel. Marcel Bollhalder hätte aber bestimmt gerne auf Augenhöhe den Dorfbewohnern erklärt, warum dieser Schritt nötig war. Und er hätte uns schildern können, wie er die bestmögliche Lösung für’s Dorf gesucht und gefunden hat. Er kennt die Befindlichkeiten und Bedürfnisse der Reichenbacher und nimmt sie ernst. Leider hat die Medienstelle der Post dies nicht ermöglicht, hat die Angelegenheit nach Bern delegiert und darauf bestanden, dass sie unsere Fragen von der Zentrale aus beantworten. Mag sein, dass es genau solche Entscheidungen sind, welche dazu führen, dass sich die Bevölkerung nicht verstanden fühlt und wenig Verständnis für lokale Schliessungen hat.
RACHEL HONEGGER
R.HONEGGER@FRUTIGLAENDER.CH