Neues Reservoir bringt Entlastung
26.09.2025 AdelbodenFür die Wasserversorgungsgenossenschaft Rinderwald war es ein besonderer Moment, als vergangene Woche das Rattern des Super Puma von Swiss Helicopter über dem Tal zu hören war. Das neue Reservoir wurde vom Schulhaus Ausserschwand in Adelboden Richtung «Im ...
Für die Wasserversorgungsgenossenschaft Rinderwald war es ein besonderer Moment, als vergangene Woche das Rattern des Super Puma von Swiss Helicopter über dem Tal zu hören war. Das neue Reservoir wurde vom Schulhaus Ausserschwand in Adelboden Richtung «Im Schwand» am Fusse des Ottern transportiert.
Früher, als die sanitären Anlagen noch bescheiden waren, führte man das «Almiwasser» über ein offenes System zu den Häusern. Seit 1978 versorgt ein betoniertes Reservoir mit einem Fassungsvermögen von 32 Kubikmetern die Haushalte im oberen Rinderwald. Knapp 50 Jahre später beziehen inzwischen dreimal so viele Personen Wasser aus diesem Gebiet. Der Kanton empfahl daher, die Versorgung umfassend und langfristig zu planen, um wiederkehrende Renovationskosten zu vermeiden. Präsident Christian Zurbrügg und die Genossenschaft beauftragten Bauingenieur Walter Hostettler von der Ramu Ingenieure AG in Frutigen mit der Detailplanung des neuen Reservoirs «Im Schwand».
Dank des bestehenden Reservoirs bleibt die Wasserversorgung während der Inbetriebnahme des neuen jederzeit gewährleistet. Bis dahin sind allerdings noch Tiefbauarbeiten, Rohrverlegungen und sanitäre Installationen nötig, die vor dem Wintereinbruch abgeschlossen werden müssen.
Reservoir mit technischem Trockenraum
Das neue Trinkwasserreservoir aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) wurde bei der Firma Rotaver in Lützelflüh hergestellt und per Lastwagen nach Adelboden geliefert. Damit die Flugstrecke möglichst kurz blieb, erfolgte der Helikoptertransport ab dem Schulhaus Ausserschwand. Da die Eingangstüre des Trockenraums beim Transport obenauf lag, musste der Tank vor dem Absetzen ins vorbereitete Sandbett gedreht werden. Zutritt zum Trockenraum mit Rohrinstallationen, Schiebern, einer UV-Anlage, einer Tankentlüftung mit Luftfilter und der verschliessbaren Einstiegsöffnung mit Schauglas hat Brunnenmeister Jakob Trachsel. Über das Schauglas kann die Wasserqualität optisch kontrolliert werden. Trachsel ist erleichtert, dass die Bevölkerung nun langfristig und nach heutigen Standards mit Trinkwasser versorgt wird.
Beide Reservoirs bleiben in Betrieb
Vor drei Jahren wurde die 20-jährige Wasserfassung am «Stirple» saniert. Seither führen zwei Leitungen ins neue Reservoir: eine vom «Ahorni» und eine vom Feuchtgebiet «Stirple» unterhalb des Otterepasses. Zuvor bestand nur eine Leitung von der «Licka». Der damals platzierte Schieber war im Winter wegen Lawinengefahr kaum erreichbar.
Bei trübem Wasser wird Jakob Trachsel per Handy-Alarm informiert. Er kann dann die Versorgung auf die andere Leitung umstellen oder auf die Reserve zurückgreifen. Ein neuer Schwimmerschieber im alten Reservoir regelt das Füllen beider Tanks. Die Überläufe münden in den Otterebach. Mit der Inbetriebnahme stehen beide Reservoirs parallel zur Verfügung. Während der jährlichen Reinigung kann die Versorgung ohne Unterbruch sichergestellt werden – bislang war das nicht möglich. Die Reserve reicht für etwa 16 Stunden.
Innovative Stromerzeugung in Aussicht
Die Wasserversorgung wird zwar von Bund und Kanton unterstützt, dennoch tragen die Bezüger einen grossen Teil der Kosten. Diese sind zugleich Anstösser der Rinderwaldstrasse, deren Ausbau im Frühling 2026 fortgesetzt wird.
Die Erneuerungen bedeuten hohe Auslagen, werten den Spiss aber nachhaltig auf. Bei der Planung dachte die Genossenschaft bereits weiter: Die Druckleitung vom Quellgebiet ins Reservoir wurde so ausgelegt, dass künftig ein Trinkwasserkleinkraftwerk mit Turbine zur Stromerzeugung installiert werden könnte. Vorerst konzentriert sich die Wasserversorgungsgenossenschaft Rinderwald jedoch auf die zuverlässige Trinkwasserversorgung. Denn ein solcher Ausbau würde eine zusätzliche grosse Investition bedeuten.
RUTH STETTLER
Zahlen zum neuen Reservoir
Länge: 10,2 m
Durchmesser: 2,5 m
Fassungsvermögen: 32 m3
Anzahl Bezugsobjekte: 56, aufgeteilt auf rund 460 Wasserbezugsanteile (70 Prozent sind landwirtschaftlich genutzt)