Offiziell in den bernischen Kirchendienst aufgenommen
07.11.2025 GesellschaftAm Samstag, 1. November, fand im Berner Münster ein feierlicher Gottesdienst statt, bei dem zehn neue Pfarrpersonen sowie sechzehn Katechetinnen, Katecheten, Sozialdiakoninnen und Sozialdiakone offiziell in den bernischen Kirchendienst aufgenommen wurden.
MICHAEL ...
Am Samstag, 1. November, fand im Berner Münster ein feierlicher Gottesdienst statt, bei dem zehn neue Pfarrpersonen sowie sechzehn Katechetinnen, Katecheten, Sozialdiakoninnen und Sozialdiakone offiziell in den bernischen Kirchendienst aufgenommen wurden.
MICHAEL SCHINNERLING
Die Ordination und Beauftragung wurde von Synodalratsvizepräsident Pfarrer Iwan Schulthess durchgeführt. Weitere Mitglieder des Synodalrates und der Synode gestalteten die Feier mit, darunter Elisabeth Ruch-Reck, Judith Pörksen Roder, Annette Geissbühler, Ursula Marti, Philippe Kneubühler, Ueli Burkhalter und Andreas Schmid. Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst von Münsterorganist Christian Barthen und Trompeter Christoph Mäder.
Christine Heimoz aus Scharnachtal, Tabea Müller-Gyger aus dem Kiental und Manuela Wäfler aus Frutigen erhielten die Ermächtigung zur Ausübung ihres kirchlichen Amtes. Für Christine Heimoz war die Feier ein bewegendes Erlebnis. «Besonders berührte mich, dass viele Angehörige, Freunde und Mitglieder der Kirchgemeinde Reichenbach angereist waren – Menschen, die mich auf meinem Ausbildungsweg begleitet hatten.»
Die gemeinsam gesungenen Lieder klangen für sie kraftvoll und verbindend. Die persönliche Beauftragung mit dem zugesprochenen Segen sowie der Bibelvers ihrer Lehrkatechetin waren für sie besondere Momente.
Auch die Beauftragungen ihrer Klassenkameradinnen mitzuerleben, empfand sie als bereichernd. «Der Apéro im Rathaus bildete einen schönen Abschluss und bot Raum für Austausch und Abschied».
Der Weg zur Katechetin
Christine Heimoz, 46 Jahre alt, verheiratet und Mutter von drei Kindern, lebt seit über 20 Jahren mit ihrer Familie in Scharnachtal. Nach acht Jahren als Lehrerin und nach einer Familienpause stieg sie als Mitarbeiterin in die kirchliche Unterweisung der reformierten Kirchgemeinde Reichenbach ein.
Als dann die damalige Katechetin Franziska Bettschen ihre Pensionierung ankündigte, wurde Christine Heimoz angefragt, ob sie sich eine Nachfolge vorstellen könnte. Nach längerer Bedenkzeit entschied sie sich bewusst für diesen Ausbildungsweg. Der Schritt zurück ins Berufsleben stille ihren Wissensdurst und eröffne ihr neue Themenfelder.
Ihre lang gelebte Spiritualität, die Verbundenheit zur Kirche und die Freude an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen machten diesen Weg für sie zu einer natürlichen Weiterentwicklung. Während ihrer Ausbildung reflektierte sie intensiv über Haltung und Glauben. Besonders eindrücklich fand sie die kreativen Inputs und Gespräche in den Modulen «Leben und Glauben» sowie die entwicklungspsychologischen Inhalte zum «Teenie-Alter». Die Praktikumstage in Belp und die Gemeinschaft mit ihren Klassenkameradinnen empfand sie als wertvoll.
Den Glauben altersgerecht vermitteln
Für Christine Heimoz hat der kirchliche Unterricht grosse Bedeutung – besonders für junge Menschen. Sie ist überzeugt, dass der Glaube in der heutigen Zeit Halt und Vertrauen bieten kann. Während jüngere Kinder oft leichter eine Verbindung zum Göttlichen spüren würden, begegnen Jugendliche dem Glauben kritischer – was sie ausdrücklich begrüsse.
Spiritualität bedeutet für sie, berührt zu werden und sich selbst besser kennenzulernen. Sie vermittelt den Glauben altersgerecht und lebensnah – durch Beziehungsarbeit, Respekt, echtes Interesse und eine Prise Humor. Besonders am Herzen liegen ihr das Erzählen von Geschichten, der Austausch und das gemeinsame Theologisieren. Sie möchte Jugendliche darin stärken, ein gesundes Selbstvertrauen zu entwickeln und sich dem ständigen Vergleich, etwa durch Social Media, zu entziehen. Für sie ist Vielfalt ein Geschenk. Gottes Zusage an jeden Einzelnen bilde die Grundlage ihrer Arbeit. Dankbarkeit betrachtet sie als Schlüssel zur Spiritualität – das Staunen über kleine Dinge im Alltag hält sie lebendig.
Den Traumberuf gefunden
Auch Tabea Müller-Gyger, die seit Kurzem mit ihrem Ehepartner im Kiental wohnt, wurde an diesem Samstag beauftragt. Ursprünglich kommt die 31-Jährige aus der Architektur – dort fehlte ihr jedoch oft der direkte Bezug zu Menschen. Deshalb entschied sie sich für einen beruflichen Neuanfang. Während ihrer Ausbildung absolvierte sie mehrere Praktika und spürte besonders im Umgang mit Kindern, wie sehr ihr diese Arbeit entspricht. In einem weiteren Praktikum entdeckte sie ihre Begeisterung für die Sozialdiakonie und wusste: Das ist ihr Traumberuf. An der Höheren Fachschule TDS Aarau absolvierte sie einen Studiengang mit drei Abschlüssen: Katechetik, Sozialdiakonie und Gemeindeanimation. Besonders schätzte sie die Gemeinschaft unter den Studierenden und den Austausch über Berufliches und Privates. Für sie ist es wohltuend, mit einem «unveränderlichen» und doch aktuellen Werkzeug wie der Bibel zu arbeiten.
Gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen arbeiten
Kirchlicher Unterricht bedeutet für Müller-Gyger, gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen zu hinterfragen, was Kirche heute und morgen sein kann. Besonders am Herzen liegt ihr das Sternsingen mit den Viertklässlern in Worb, bei dem das Friedenslicht im Dorf verteilt wird – ein bewegender Moment, der Jesu Friedensbotschaft lebendig mache. Auch die Erlebnispädagogik begeistert sie: «Mit Spielen, Bastelarbeiten und Ausflügen in den Wald lassen sich Themen wunderbar vertiefen.» Für ihre zukünftige Arbeit wünscht sie sich, junge Menschen nicht nur zu unterrichten, sondern sie auf ihrem Weg zur religiösen Mündigkeit zu begleiten – damit sie fundierte Entscheidungen treffen und durch persönliche Beziehungen einen vertrauten Zugang zur Kirche finden.
«Berge erinnern mich an Gottes Grösse»
Mit dem Frutigland verbindet Manuela Wäfler ihre Kindheit und Familie. «Das Aufwachsen auf dem Bauernhof prägte meine Werte wie Beständigkeit, Empathie und Geduld. Die Berge erinnern mich immer wieder an die Grösse und Schönheit Gottes», erzählt die 31-Jährige. Den Anlass im Berner Münster empfand sie als besonders kraftvoll. Das gemeinsame Gelübde, sich mit Gottes Hilfe für das Wohl der Mitmenschen einzusetzen, bleibt ihr stark in Erinnerung.
Schon früh ehrenamtlich engagiert
Schon ab der siebten Klasse engagierte sich Manuela Wäfler ehrenamtlich in der Kirche. Ab 2016 half sie als Mitarbeiterin in der kirchlichen Unterweisung in der reformierten Kirche Wattenwil-Forst. Der Wunsch nach mehr Fachwissen führte sie zum TDS Aarau, wo sie 2020 das Teilzeitstudium zur Sozialdiakonin, Katechetin und Gemeindeanimatorin begann.«Meine Berufung spürte ich besonders nach einem Auslandaufenthalt bei Metro World Child in New York. Dort wurde mir klar, wie wichtig sichere Orte für Kinder und Jugendliche sind – Orte, an denen sie sich angenommen und wertgeschätzt fühlen. Genau solche Räume möchte ich mit meiner Arbeit mitgestalten», so die 31-Jährige.
Für ihre zukünftige Arbeit als Sozialdiakonin wünscht sie sich konfessionsübergreifend eine wertschätzende Zusammenarbeit mit allen Kirchen im Dorf. «Wir sind keine Konkurrenz, sondern verfolgen gemeinsam das Ziel, den Glauben an Jesus Christus zu leben und weiterzugeben», so die heute in Wattenwil Wohnende.
Ihr liegt folgendes am Herzen: «Für den Beruf in der Kirche braucht es keinen Heiligenschein, sondern ein Herz für Menschen und für das Wort Gottes. Der Rest lässt sich lernen.» Sie wünscht sich, dass mehr Menschen den Mut finden, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen – trotz Herausforderungen, denn der Beruf ist erfüllend und schön.




