WINTERSPORT Wenn ein Unternehmen neue Tarife einführt, bleibt das selten folgenlos. Insbesondere bei Preisveränderungen in Skigebieten wird die Öffentlichkeit hellhörig. Als die Bergbahnen Adelboden-Lenk (BAL) auf die Saison 2023 / 2024 ein dynamisches Preismodell für Tageskarten einführten, fielen die Reaktionen teils heftig aus. Wie der vergangenen Freitag angekündigte AlpsPass (siehe Seite 1) bis jetzt ankommt und was sich die BAL davon verspricht, sagt deren CEO Nicolas Vauclair im Interview.

Die Einführung des sogenannten Dynamic Pricing hat seinerzeit hohe Wellen geschlagen. Wie fallen die Reaktionen diesmal aus, Herr Vauclair?

Nicolas Vauclair: Für meine Begriffe gab es nicht übertrieben viele Rückmeldungen. Diejenigen, die zu mir vorgedrungen sind, waren mehrheitlich positiv. Vor allem die Preisnachlässe für Kinder und Jugendliche sind gut angekommen. Natürlich gibt es auch ein paar Enttäuschte. Aber das ist bei jeder Veränderung so: Einige profitieren davon, für andere verschlechtert sich etwas.

Platt gesagt: Für Zürcher ist das neue Angebot interessant, für Bernerinnen weniger.

Das kommt ganz darauf an, wie oft sie Ski fahren. Unsere Stammgäste sind Vielfahrende mit 18 bis 20 Skitagen. Der AlpsPass ist bereits ab 12 oder 13 Tagen und selbst dann attraktiv, wenn man hauptsächlich in Adelboden-Lenk unterwegs ist.

Und die Wenigfahrenden?

Der AlpsPass ist ja nicht alternativlos. Es gibt immer noch Tages- und Mehrtageskarten, die man bequem online und ohne anzustehen kaufen kann, sowie vergünstigte Saisonkarten für Ein- und Zweitheimische. Grundsätzlich bin ich aber überzeugt, dass es in der Schweiz einen grossen Markt gibt für Saisontickets, die in mehreren Gebieten gelten und um die 1000 Franken kosten. Ohne Tarifverbunde geht’s in Zukunft sowieso nicht mehr. Nur in Zusammenarbeit mit anderen Gebieten können wir eine gleichbleibende Leistung zu stabilen Preisen anbieten.

Und wonach wählen Sie ihre Partner aus? Geografische Nähe scheint im AlpsPass zweitrangig zu sein.

Adelboden-Lenk ist kein Luxus-, aber ein Premiumskigebiet mit grosser Schneesicherheit und vielen Skitagen. Deshalb können wir uns keinem Billig-Verbund wie dem «Magic Pass» anschliessen, weil sonst ganz einfach unsere Kosten nicht gedeckt wären. Wir brauchen Partner mit ähnlicher Auslastung und Schneesicherheit.

Nebst der Jungfrau-Region sind Engelberg-Titlis und die Aletsch-Arena an Bord. Waren noch andere Partner im Gespräch?

Ja, es haben Gespräche mit anderen Gebieten stattgefunden. Weil solche Verhandlungen aber Zeit brauchen und wir bis Ende Februar eine Lösung haben wollten, starten wir jetzt erst einmal zu viert. Unsere Vison ist, den Verbund um zusätzliche Skigebiete zu erweitern.

Sie sprechen von «stabilen Preisen». Nun ist der Top4-Pass aber im Laufe der Jahre immer teurer geworden: Er stieg von 666 auf 777 und zuletzt auf 850 Franken.

Sie dürfen nicht vergessen: Die 666 Franken waren ein Einstiegspreis. Ausserdem hat sich in den letzten Jahren viel verändert. Zum Beispiel haben sich seit 2017 / 18 unsere beschneiten Flächen verdoppelt, aber auch die Stromtarife. Trotzdem haben wir längst nicht alle Mehrkosten auf die Gäste abgewälzt. Übrigens hat ein einfacher Saisonpass für unser Gebiet schon vor zehn Jahren im Vorverkauf 815 Franken gekostet, der neue AlpsPass kostet 949 Franken und ist in vier Gebieten gültig. Zusätzlich umfasst er weitere neun Skitage in den TOPCARD-Regionen Davos Klosters, Arosa Lenzerheide und Laax. Auch die Vergünstigung für Kinder und Jugendliche muss in irgendeiner Form in der Preisgestaltung berücksichtigt und querfinanziert werden.

Ist dieser Preisnachlass für Kinder auch eine Reaktion auf die Kritik am Dynamic Pricing?

Wir wollen grundsätzlich familienfreundlich sein und neue Gästesegmente erschliessen – auch über die Kantonsgrenzen hinaus. Dynamic Pricing ist ein anderes Thema. Das Modell ist bei mir unbestritten, ich halte es nach wie vor für die fairste Lösung für Tagesgäste. Wir haben die Rückmeldungen unserer Gäste aber ernst genommen, deshalb haben wir ja zum Beispiel den Gratis-Samstag für Kinder eingeführt.

INTERVIEW: BIANCA HÜSING

«Ohne Verbund geht’s nicht»

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