PFAS gibt es auch auf dem Matterhorn
17.10.2025 NaturKürzlich berichtete der «Frutigländer» von PFAS-Vorkommen im Thunersee, welche zum Glück nur in unbedenklicher Höhe gemessen wurden. Nun wurden erstmals an hochalpinen Orten in der Schweiz PFAS gemessen – und sämtliche Proben fielen positiv aus. Ein Experte stuft die Funde als «bedenklich» ein, besonders jene vom Matterhorn und aus dem Skigebiet Arosa.
PFAS oder Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen galten lange als Wundermittel, da sie wasser-, fett- und schmutzabweisend sowie äusserst langlebig sind. Die Outdoorindustrie nutzt sie seit Jahrzehnten in Jacken, Hosen, Rucksäcken, Seilen und Skiwachsen. Das Problem: Sie gelten als gesundheitsschädlich und bauen sich in der Natur kaum ab. Sie reichern sich in Böden, Gewässern, Pflanzen, Tieren und Menschen an. Eine Pilotstudie des BAG fand bei allen 789 untersuchten Personen PFAS im Blut.
Funde an Schweizer Gipfeln
Die Schweizer Outdoorfirma Rotauf wollte wissen, wie stark PFAS auch in hochalpinen Gebieten vorkommen. Proben wurden auf dem Matterhorn, Jungfraujoch, Morteratschgletscher, Oeschinensee, Grosse Scheidegg, Pilatus sowie in den Skigebieten Arosa und Flumserberg genommen – und alle enthielten PFAS. Die höchsten Werte wurden auf dem Matterhorn und in Arosa gemessen. Sechs von acht Proben enthielten zudem PFOS, eine seit 14 Jahren verbotene Verbindung.
«Funde sind bedenklich»
Basilius Thalmann, Experte der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW), bezeichnet die Resultate als «bedenklich»: «Dass PFAS auch in solchen Höhen und abgelegenen Gebieten nachweisbar sind, überrascht und beunruhigt – selbst wenn die Grenzwerte nicht überschritten wurden.» Besonders auffällig sei die Konzentration auf dem Matterhorn, die rund 15-Mal höher liege als in anderen Wasserproben. Auch die Bodenprobe aus Arosa weise hohe Werte auf. Eine Erklärung könnte der Einsatz von PFAS-haltiger Kleidung während vieler Jahre sein.
Umweltverbände warnen seit Langem vor den Risiken. Rotauf-Mitbegründer Remo Frei fordert die Branche zum Umdenken auf: «Die Outdoorindustrie setzt seit Jahrzehnten Chemie ein, die Mensch und Natur schadet. Wir zeigen, dass es auch anders geht.» Seit 2013 produziert das Bündner Unternehmen PFAS-freie Kleidung in der Schweiz. 2016 unterzeichnete die Firma als eine von drei Marken weltweit das Greenpeace- «Detox Commitment» und verzichtet seither auf über 430 Schadstoffe. Frei betont: «PFAS sind nur die Spitze des Eisbergs. Wer die Berge liebt, verzichtet auf solche Chemie.»
RED