Pfingsten – das Fest, das keiner richtig versteht (aber jeder dringend bräuchte)
06.06.2025 GesellschaftNach dem Zweiten Weltkrieg hatten viele Sehnsucht und Hoffnung auf eine friedliche Zukunft. Stattdessen intensivierten sich die Spannungen zwischen den Grossmächten, was 1962 zur Kubakrise führte. Die USA und die Sowjetunion befanden sich plötzlich wieder am Rand eines Atomkriegs ...
Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten viele Sehnsucht und Hoffnung auf eine friedliche Zukunft. Stattdessen intensivierten sich die Spannungen zwischen den Grossmächten, was 1962 zur Kubakrise führte. Die USA und die Sowjetunion befanden sich plötzlich wieder am Rand eines Atomkriegs und überhäuften sich mit gegenseitigen Drohungen (was uns an gewisse Ereignisse der letzten Tage erinnert). Es wurde klar, dass es eine gute Lösung braucht, wenn der Konflikt nicht eskalieren soll. So kam die Idee einer direkten Verbindung, bevor man sich wegen Missverständnissen oder schlechten Impulskontrollen gewisser Führungspersönlichkeiten gegenseitig Atombomben statt Brieftauben schickt.
Das berühmte «Rote Telefon» war geboren ein Kommunikationssystem, das die beiden Supermächte miteinander verband. Okay, es war kein Telefon im eigentlichen Sinne, sondern eine sichere Telegrafen-Verbindung. Aber mal ehrlich: «Rotes Telefon» klingt einfach besser, oder? Ein knallrotes Telefon im Zentrum der Macht wirkt einfach besser und schreit nach Dringlichkeit. Die Idee dahinter: Missverständnisse zu vermeiden und schnell zu kommunizieren.
Kennedy wollte nicht mit einem x-beliebigen Diplomaten von Chruschtschow sprechen und dann tagelang auf Antwort warten – er wollte direkte Gespräche. Es ging schliesslich nicht «nur» um Handelszölle, sondern um Atomwaffen! Niemand wollte riskieren, dass ein «Oops, das war nicht so gemeint!» in weltweitem Chaos endete. Man stelle sich vor, wie Kennedy und Chruschtschow telefonieren: «Hey Nikita, ich wollte nur sagen, dass ich deine Raketen nicht so toll finde!» – «Oh, echt? Ich dachte wir spielen nur ein bisschen!»
Das Rote Telefon wurde zum Symbol für die Notwendigkeit direkter Kommunikation in Krisenzeiten und erinnert die Nachwelt bis heute daran, dass viele Probleme gelöst werden könnten, wenn man nur direkt mit den Verantwortlichen sprechen könnte.
Was hat das mit Pfingsten zu tun? Das bevorstehende Pfingstfest hat neben einigen anderen Bedeutungen eine starke Parallele zum genannten Ereignis. Es geht zwar nicht darum, einen Atomkrieg mit Gott zu verhindern (den menschlichen Krieg mit Gott hat übrigens Jesus am Kreuz für uns erledigt – weshalb wir auch Ostern feiern), aber doch um etwas Ähnliches: den direkten Draht. An Pfingsten wurde den Menschen eine Verbindung zu Gott geschenkt.
Der Heilige Geist, von Jesus als Beistand, Tröster und Fürsprecher angekündigt, soll den Menschen in direkter Verbindung mit seinem Schöpfer halten und ihm direkten Zugang zum König aller Könige ermöglichen. Pfingsten erinnert uns daran, dass auch heute direkter Kontakt mit dem Schöpfer allen Lebens möglich ist.
Pfingsten ist der Beweis: Gott ist keine abwesende Grossvatergestalt welcher sich nur ab und zu in brennenden Büschen, mit krassen Engeln oder merkwürdigen Sternkonstellationen zeigt. Nein, er kommt näher. Viel näher. Nicht nur neben uns, sondern in uns. Durch seinen Geist wird aus Theorie Beziehung, aus Angst Mut und aus religiösem Blabla wird echte Lebensveränderung.
Und das Beste daran? Man muss nicht theologischer Raketenwissenschaftler sein, um das zu kapieren. Der Heilige Geist ist wie ein WLAN – unsichtbar, manchmal schwer zu erklären, aber wenn’s läuft, dann läufts. Plötzlich reden nämlich die Jünger von Jesus in Sprachen, welche sie nie gelernt haben (ach, wie sehr hätte ich mir das im Französischunterricht gewünscht!), Kranke werden gesund, Lahme gehen und Belastete werden frei.
Was damals geschah, wirkt bis heute – und genau deshalb gehört Pfingsten zu den wichtigsten christlichen Festen. Kein blosser Event für die Geschichtsbücher, sondern eine Einladung – eine Einladung, sich vom Geist Gottes mitreissen zu lassen. Nicht, um plötzlich perfekt oder weltfremd zu werden. Sondern um zu wissen: Ich bin nicht mehr allein unterwegs, Gott ist mit mir. Getröstet zu werden, wenn man traurig ist. Ermutigt zu werden, wenn man zweifelt. Pfingsten ist Gottes Antwort auf unsere Unsicherheit: «Ich bin da. Nicht irgendwo im Himmel, sondern mitten in deinem Chaos.»
Wenn Pfingsten für dich bisher einfach nur ein schönes verlängertes Wochenende war – schön für dich. Aber vielleicht ist es heute eine ganz persönliche Einladung: Dass dein heisser Draht im Himmel installiert wird. Dass du plötzlich direkten Zugang zur Schaltzentrale der ganzen Schöpfung bekommst!
Und wer weiss, was dann passiert? Vielleicht brennt’s dann auch bei dir – im Herzen!
In dem Sinne: Frohe Pfingsten – möge der Geist mit dir sein!
ETIENNE JOSI