Saniertes Schulhaus feierlich eingeweiht

  20.09.2022 Frutigen

Der «Rucksack» ist gepackt: Für den so genannten Anbau und den sanierten Altbau der Schulanlage Widi gab es an der Einweihung viel Lob – und obendrein eine Auszeichnung.

PETER ROTHACHER
Für die Schülerinnen und Schüler, die Lehrpersonen und die Bauherrschaft gab es am letzten Freitag in der Schulanlage Widi Grund zum Feiern. Der «Rucksack» genannte Anbau am alten, gleichzeitig teilsanierten Frutiger Schulhaus wurde offiziell eingeweiht. Die interessierte Bevölkerung konnte die Anlage zwischen 15 und 20 Uhr besichtigen und um 17 Uhr dem eigentlichen Festakt beiwohnen.

Die Klassen 5F und 6E verliehen ihrer Freude gesanglich Ausdruck und dankten mit folgenden Worten:

«Es isch chuum zum gloube, itz stöh mir hüt alli da. D Bouzyt isch verbi, kei Lärm, kei Bagger u kei Kran meh da. Früecher isch die Schuel viil chliner gsi, doch die Zyte, die si verbii. Itze hei mir hie gnueg Platz für üs, das dörft ier wüsse, drum sit ier hie. Mier säge Danke …»

Gemeindepräsident Faustus Furrer zitierte in seiner kurzen Ansprache den deutschen Benediktinerabt Norbert Stoffel: «Die Zuversicht ist das Geländer an der Treppe des Lebens.» Stoffel habe – trotz aller Widrigkeiten – die schwäbische Abtei Neresheim für viele Millionen sanieren lassen. «Wir haben jetzt in die Schulanlage Widi 6,55 Millionen Franken investiert. Ein solches Projekt bietet viele Tücken und Stolpersteine; aber wir tun das für unsere Kinder, für unsere Zukunft – für etwas Gutes», so Furrer. Und er dankte bei dieser Gelegenheit Helen Gucker und Hans Oswald. «Sie beide vertreten heute hier die Patenschaft für Berggemeinden, die unser Projekt mit 400 000 Franken unterstützt.» Furrer würdigte zudem alle Beteiligten, «die mit ihrer Ausdauer und Beharrlichkeit dazu beigetragen haben, das Ziel zu erreichen».

Das Label «Schweizer Holz» erhalten
Die Erweiterung der Schulanlage ist mit dem Label «Schweizer Holz» ausgezeichnet worden. Im Rahmen der Einweihung überbrachte Martin Rösti von der Regionalgruppe BEO Holz der Lignum Holzwirtschaft Bern das Zertifikat und eine Plakette. Dabei hielt er fest: «Hier wurden insgesamt 337,6 Kubikmeter Holz verbaut. Satte 97,3 Prozent davon stammen aus dem Schweizer Wald und sind in der Schweiz verarbeitet worden. Ein vorbildliches Engagement zugunsten von Schweizer Holz.» Geplant und realisiert wurde das Projekt von der Frutiger Architektengemeinschaft JFB Architekten (Jaggi Frei Brügger) und Andreas Mürner, Architekt FH. Mürner erklärte nun: «Das Schulhaus wurde 1931 erbaut. Seither hat es diverse An- und Umbauphasen erlebt. Darum stiessen wir bei unserem Sanierungsprojekt des Altbaus auf Leitungen, die 90-jährig waren. Da das Gebäude von der Denkmalpflege als erhaltenswert eingestuft ist und nun möglichst der Ursprungszustand angestrebt wurde, galt es, extrem viele Interessen abzuwägen. Der anfängliche Kredit von 5,85 Millionen Franken musste im Sommer 2020 für die zusätzlich notwendige Sanierung der Sanitäranlagen um 700 000 Franken aufgestockt werden.» Die Überprüfung der Statik, die Massnahmen zur Erdbebensicherheit sowie das Farb- und Materialkonzept – das alles sei schon eine Herausforderung gewesen. «Wir konnten aber mit der Denkmalpflege gut zusammenarbeiten, indem wir schliesslich beiderseits Kompromisse eingingen.»

Vollgas während der Schulferien
Im Sommer 2021 habe man einen enormen Effort geleistet, berichtete Architekt Toni Brügger. «In den sechs Wochen Schulferien haben wir 1,3 Millionen Franken verbaut. Das war nur möglich dank des grossartigen Einsatzes der einheimischen Baufirmen. Zeitweise waren 50 Leute gleichzeitig bei der Arbeit.» Anschliessend sei es darum gegangen, parallel zum Schulbetrieb weiterzuarbeiten. Dabei seien Disziplin, gegenseitige Rücksichtnahme und Improvisationstalent gefragt gewesen. «Die Schulleiterin Marianne Gerber hat sich mit Augenmass auf sehr wertvolle Art in der Sache engagiert. So ist der Anbau mit sechs Schulzimmern, drei Gruppenräumen und einem grosszügigen Dachgeschoss auf das neue Schuljahr hin fertig geworden. Es sieht auch finanziell gut aus: Wir werden innerhalb des Baukredits abschliessen können.»

Für die moderne Bauweise habe man viel Holz – ein nachwachsendes Material – verwendet. «Das Gebäude ist perfekt isoliert und dem Fernwärmeverbund angeschlossen. Insbesondere die ökologische Holzbauweise wird einen positiven Einfluss auf die Kinder und den Schulbetrieb haben», ist Brügger überzeugt.

Modernes und Bewährtes kombiniert
Seit Anfang August ist nun Beatrice Badertscher Schulleiterin. «Alt und Neu wurden bei diesem Bauprojekt optimal kombiniert», lobt sie. «Die neuen Schulzimmer sind hell, gross und funktional eingerichtet. Sie sind mit modernsten Smartboards und herkömmlichen Wandtafeln ausgestattet.»

Zuunterst habe die Tagesschule Platz gefunden. Diese sei somit auf kürzestem Weg erreichbar. Das Dachgeschoss mit der markanten Balkenkonstruktion und dem vielen Glas, die Räume für Lehrkräfte und Schulleitung sowie die Dachterrasse findet Badertscher «ganz einfach wunderschön». Ob eventuell das gläserne Gesprächszimmer mit einem Sichtschutz versehen werden müsse, werde die Praxis zeigen, fügt die Schulleiterin an.

Im erweiterten Schulhaus gehen derzeit gegen 300 Schülerinnen und Schüler ein und aus. Sie werden von 35 Lehrkräften unterrichtet; hinzu kommen zehn weitere, spezialisierte Fachkräfte.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote