EIN HAUCH VON GELB

Wie die meisten Leute habe ich keine Ahnung, wie man ein Grossunternehmen erfolgreich führt. Wenn ich mir den Fall CS anschaue oder die SBB mit ihren sechs Milliarden Schulden, finde ich zwar: Na, das hätte ich auch noch gekonnt! Aber man soll nicht überheblich werden. Sicher ist das Business viel schwieriger als ich es mir vorstelle.
Das gilt vermutlich auch für die Post. Als Laie denke ich: Die Post, die soll halt Briefe und Pakete pünktlich zustellen, das ist ihre Aufgabe. Aber das ist natürlich viel zu einfach gedacht! Es fängt ja schon damit an, dass es die Post gar nicht gibt. Vielmehr sind unter einem grossen gelben Dach mehrere Aktiengesellschaften vereint. Eine dieser «Posten» bringt tatsächlich die Briefe und Pakete, eine andere verwaltet die Gebäude und Briefkästen. Eine weitere Post ist im Bankgeschäft tätig, eine betreibt ein nationales Busnetz. Und eine Post ist im Kommunikationsmarkt aktiv, wo sie irgendwas mit Digitalisierung macht.
Diese verwirrende Vielfalt ist sicher sinnvoll und gut durchdacht. Wenn die Leute keine Briefe mehr schicken, fahren sie dafür vielleicht mehr Postauto. Dann gleicht sich das aus.
Seit diesem Monat bietet die Post (die mit den Briefen) in 72 Filialen Angebote der Versicherungsgesellschaft AXA an. Früher hätte ich mich darüber gewundert. Ich hätte mich gefragt, ob die Postangestellten wohl gerne Handy-Versicherungen verkaufen – und ob die Kundinnen genau darauf gewartet haben. Mittlerweile weiss ich: So macht man das heute in der Wirtschaft! Die schönen Filialen in bester Lage sind ja auch viel zu schade, um dort bloss Briefmarken zu verkaufen. Da geht noch mehr – Stromanschlüsse zum Beispiel! Zusammen mit der fenaco Genossenschaft will die Post nämlich ein schweizweites Ladenetz für Elektroautos aufbauen.
Ja, die Zeiten ändern sich. Dazu passend erhalten die Mitarbeitenden am Postschalter jetzt «einen frischen Look» in den Farben Grau und Avio (Letzteres ist wohl so eine Art Blau). Die Hausfarbe Gelb wird sich aber auch noch finden, zum Beispiel in einem schmalen Streifen am Kragen oder am Pulli saum. Ein Hauch von Gelb – so viel Tradition muss sein!

MARK POLLMEIER

M.POLLMEIER@FRUTIGLAENDER.CH

SCHLUSSPUNKT – Ein Hauch von Gelb

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