ES GEHT NICHTS ÜBER PAPIER
Eigentlich unglaublich, das halbe Leben ist heutzutage online und meist auch übers Handy organisierbar. Wenn dieses mobile «Hirn» verloren geht, habe ich daher ein Problem, ein grosses. Die meisten Daten wären zwar ...
ES GEHT NICHTS ÜBER PAPIER
Eigentlich unglaublich, das halbe Leben ist heutzutage online und meist auch übers Handy organisierbar. Wenn dieses mobile «Hirn» verloren geht, habe ich daher ein Problem, ein grosses. Die meisten Daten wären zwar in irgendeiner Cloud gespeichert, zur Sicherheit. Wo diese «Wolke» sich befindet und wer darauf Zugriff hat, erschliesst sich mir aber kaum. Eines ist klar: Ganz sicher ist in der Computerwelt nichts und die Kontrolle haben wir Normalsterblichen sowieso nicht.
Daran musste ich denken, als am Mittwoch der Kanton erfreut mitteilte, dass ich ein digitales Patientendossier jetzt auch online erstellen könne. Prima, der Kanton ist einen Schritt weiter in der Digitalisierung, war der erste Gedanke. Dann aber machten sich Zweifel bemerkbar. Immerhin gehören Gesundheitsdaten zu den heikelsten Infos, die es über uns gibt.
Experimente mit elektronischen Abstimmungen oder dem kürzlichen «Unfall» einer Oberländer Firma, die aus etlichen Departementen und Abteilungen des Bundes wohl unbefugt sicherheitsrelevante Daten sicherte und gehackt wurde, regen zum Nachdenken an. Wo habe ich was gesichert? Wer hat Zugang? Und was könnte ein Krimineller damit machen? Aber Achtung: Das Resultat dieser Überlegungen könnte ein nicht gerade wohliges Schaudern zur Folge haben. Dieselbe Wirkung hat bei mir das neue Datenschutzgesetz, das seit heute gilt. Als Privatperson habe ich mehr Rechte an meinen Daten, meine Firma hat dafür noch viel mehr Arbeit, um all die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen. All diese neuen Regelungen gelten übrigens nicht nur für Unternehmen, sondern auch für private Webseiten und die Bussen können ruinös sein. Allein durch das neue Gesetz sind meine Daten zudem noch nicht automatisch besser geschützt. Sie merken, ich traue der digitalen Welt nicht vorbehaltlos, so schön sich die Werbeversprechen auch anhören mögen.
Die Konsequenz: Wenn dieser Schlusspunkt geschrieben ist, werde ich die Tickets und Buchungsbestätigungen für meine grossen Ferien, die heute anfangen, doppelt sichern – und zwar nicht in einer Wolke, sondern ganz traditionell auf Papier. Man weiss ja nie…
HANS RUDOLF SCHNEIDER
H.SCHNEIDER@FRUTIGLAENDER.CH