HIMMLISCHE MISSIONEN

Bekanntlich kann der Mensch nicht fliegen – und bekanntlich ist ihm das egal: Man hängt sich einfach an einen überdimensionierten Schirm oder bastelt eine propellerbetriebene Maschine zusammen. Schon ist das Problem überwunden.
Und wenn man grad mal da oben unterwegs ist, kann doch auch gleich was erledigt werden. Weshalb zum Beispiel nicht die Welt verändern? Längst haben die humanen Erdbewohner entdeckt, dass sich am Himmel einiges anstellen lässt. Bereits in die 1940er-Jahre reicht die wissenschaftliche Erkenntnis zurück, dass man Wolken mit Silberiodid «impfen» und damit Niederschlag provozieren kann. Im Jahr 2008 brachten sich denn auch Hunderte chinesische Bauern rund um Peking in Stellung, um den Himmel nötigenfalls mit diesem speziellen Salzgemisch zu beschiessen. Das Ziel: Herannahende Wolken sollten sich vor Ort und nicht etwa im Zentrum über den Feierlichkeiten der olympischen Spiele entladen.
Bekanntlich bläst der Mensch auch Substanzen in die Luft, deren Auswirkungen ihm langfristig schaden – und bekanntlich ist ihm das nicht (mehr) ganz egal: So untersuchten Forscher-Innen in Bern kürzlich, was passieren würde, wenn man durch Aerosole (kleinste Schwebeteilchen in einem Gas) in der Stratosphäre die Sonne verdunkelte, um die Eisschmelze zu bremsen. In Bern kam die Idee nicht gut weg: Der Aufwand sei enorm und die Folgen unabsehbar. Dennoch wird dieser Ansatz in den USA von manchen Wissenschaftlern mit einigem Enthusiasmus weiterverfolgt.
Welche Ideen sich künftig auch durchsetzen mögen: Wer sie im Himmel ausführt, sollte sich in Acht nehmen. Denn da oben kann es ganz schön ungemütlich werden, etwa dann, wenn ein Sonnensturm wütet und Milliarden geladene Teilchen mit Höchstgeschwindigkeit durch den Raum schwirren. Der Thuner Grossrat Carlos Reinhard erinnerte den Regierungsrat kürzlich an die Gefahr ebendieser Sonnenstürme (Vorstoss-Nummer 100-2023). Gut so! Wäre ja ziemlich doof, wenn dort oben jemand in Turbulenzen geriete, der gerade dabei ist, im Himmel Probleme zu lösen, denen wir auf Erden nicht beikommen.

JULIAN ZAHND

J.ZAHND@FRUTIGLAENDER.CH

SCHLUSSPUNKT - Himmlische Missionen

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