EINFACH DER NASE NACH
Als eigentlich schon pensionierter Journalist durfte ich 2018 beim «Frutigländer» für einen Berufskollegen einspringen. Jetzt ist das wieder für zwei Monate der Fall. An der letzten Themensitzung fasste ich unter anderem ...
EINFACH DER NASE NACH
Als eigentlich schon pensionierter Journalist durfte ich 2018 beim «Frutigländer» für einen Berufskollegen einspringen. Jetzt ist das wieder für zwei Monate der Fall. An der letzten Themensitzung fasste ich unter anderem den Auftrag, den «Schlusspunkt» zu schreiben. Das ist auf die Schnelle gar nicht so einfach. Eine Glosse soll es sein; also satirisch, sarkastisch, lustig – aber ja nicht verletzend. Das hat so seine Nase, wie eine Redewendung besagt. Was so viel bedeutet wie: Es stellt eine gewisse Herausforderung dar.
Aber siehe da: Beim Durchblättern des Werbemagazins eines Grossverteilers fällt mir eine Seite mit lauter Nasen auf. Die Auswahl reicht von der niedlichen Stupsnase von Kleinkindern über die Höckernase, Hakennase, Sattel nase und Schiefnase bis hin zur Knollennase. Mir kommt beim Betrachten dieser Riechorgane spontan die knollige Boxernase des französischen Schauspielers Gérard Depardieu in den Sinn. Und meine Gedanken landen bei den Filmen von Asterix und Obelix, in denen der Druide Miraculix den Charakter der Königin Kleopatra zwar als schwierig empfindet, von ihrem Gesicht aber überwältigt ist. «Was für eine Nase!», schwärmt er.
Die Nase als Gesichtsmittelpunkt ist im wahrsten Sinne des Wortes ein hervorragendes Organ und wird neben den Augen meist als Erstes wahrgenommen. «Die ideale Nase ist gerade, weder zu klein noch zu gross oder zu breit und weist bei Frauen einen Winkel zwischen Lippenfurche und Nasensteg von 112 Grad auf. Doch wer von uns hat schon die perfekte Nase?» Sie ahnen es, liebe Lesende, das stammt aus der Werbung einer Klinik, die Schönheitsoperationen anpreist.
Wichtig im Leben ist aber nicht nur die eigene Schönheit und die unseres Gegenübers, sondern dass wir uns gegenseitig riechen können. Dafür sind wir ja eben mit einer Nase ausgestattet. Mit dieser Feststellung lasse ich es bewenden, und wenn Sie mir bis hierhin gefolgt sind, bin ich fast s icher, dass Sie im nächsten Spiegel Ihre Nase begutachten werden – und wohl auch die Nasen Ihrer Mitmenschen. Aber bitte nicht starren!
PETER ROTHACHER
P.ROTHACHER@FRUTIGLAENDER.CH