NACHFRAGEN VERBOTEN

Die Presse wird gelegentlich als vierte Gewalt bezeichnet. Das ist ein grosses Wort, gerade für kleine Medien wie den «Frutigländer». Aber immerhin: Auch wir haben den Anspruch, unsere LeserInnen zu infomieren – wenn es sein muss, auch über Unangenehmes oder Strittiges. Wenn sich in der Redaktion jemand meldet und sagt: «da und dort müsst ihr mal recherchieren», dann ist das ein Kompliment für uns – weil es zeigt, dass wir als Zeitung ernst genommen werden.
Gerne würden wir nach solchen «Aufträgen» unserer Verpflichtung auch nachkommen. Allein: Es ist manchmal gar nicht so einfach! Recherchieren und infomieren können wir ja nur, wenn man mit uns spricht, wenn der Gesprächspartner auf der anderen Seite auch mitspielt. Tut er das nicht, ist die vierte Gewalt schnell am Ende ihrer Möglichkeiten – selbst die engagierteste Redaktion kann niemanden zwingen, Auskunft zu geben.
Beispiel gefällig? Im Sommer 2021 sorgte in Kandersteg ein gerichtliches Verbot für einigen Wirbel – vor allem jener Teil, der Bikefahrern untersagte, die Strasse hinauf zum Oeschinensee zu nutzen. Bei vielen stiess die Massnahme auf Unverständnis, manche bezweifelten gar, dass sie rechtlich überhaupt durchsetzbar sei. Rund 40 Einsprachen gingen gegen das Verbot ein, eine davon stammte von der Gemeinde Kandersteg.
Nach der ersten Aufregung wurde es ruhig um das sogenannte Bikeverbot. Man wolle nun erst einmal Erfahrungen damit sammeln, hiess es beschwichtigend. Dann sehe man weiter. Das ist nun gut zwei Jahre her, und seitdem versucht die Redaktion das Thema wieder aufzugreifen, um über die Erfahrungen mit dem gerichtlichen Verbot zu berichten. Um darüber zu informieren, was Stand der Dinge ist und wie es nun weitergeht. Doch das Bikeverbot ist wie ein Phantom. Zwar besteht es offenkundig noch – es werden sogar runde Tische dazu einberufen, der letzte Anfang November. Aber dazu Auskunft geben kann oder will niemand. Mal heisst es, es gebe dazu nichts zu sagen, ein anderes Mal, man habe gerade Wichtigeres zu tun. Oder man solle sich doch bitte später wieder melden. Oder noch später. (Oder am besten: überhaupt nicht mehr?)

MARK POLLMEIER

M.POLLMEIER@FRUTIGLAENDER.CH

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